Donnerstag, 06. Februar 2025

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Mit Schirm, Charme und Akkor­de­on: Ein Repe­ta­ler wird wie­der fidel

Vie­le älte­re Men­schen mit Herz­rhyth­mus­stö­run­gen (Vor­hof­flim­mern) sind auf Blut­ver­dün­ner ange­wie­sen, um ihr Schlag­an­fall­ri­si­ko zu mini­mie­ren. Doch was tun, wenn medi­zi­ni­sche Grün­de dage­gen­spre­chen? Eine Alter­na­ti­ve ist der Ein­satz eines Vor­ho­fohr­ver­schluss­sys­tems.

Wenn man mit Georg Struck zusam­men­sitzt und der 86-jäh­ri­ge aus sei­nem Leben berich­tet, kommt nicht eine Sekun­de Lan­ge­wei­le auf. Packend, char­mant und mit ganz viel Augen­zwin­kern berich­tet der Atten­dor­ner von sei­nen vie­len Auf­trit­ten im Kar­ne­val im Sau­er­land, wo er zusam­men mit sei­nen „Fide­len Repe­ta­lern“ die Säle zum Kochen brach­te. Wie er in Köln ein­mal mit Wil­ly Mil­lo­witsch gemein­sam auf der Büh­ne stand und beim Rosen­mon­tags­zug am Dom musi­ka­lisch für Stim­mung sorg­te. Er erzählt von sei­ner Werk­statt, in der er aus Holz Figu­ren bas­telt, und die er für gute Zwe­cke spen­det und von sei­nen Auf­tritts­plä­nen. Georg Struck ist noch immer ein gefrag­ter Mann und führt ein erfüll­tes Senio­ren­le­ben.

Aber im nächs­ten Moment ist dann auch immer wie­der von viel Stress und Arbeit die Rede. Mit 38 Jah­ren ereilt den Besit­zer des Land­ho­tels Struck in Nie­der­hel­den der ers­te Herz­in­farkt, mit 51 folgt der zwei­te. „Das war erst nur eine klei­ne Gast­stät­te mit Land­wirt­schaft, die mei­ne Frau Mar­ga­re­the und ich nach und nach zu einem Hotel umge­baut haben. 15 Stun­den und län­ger Arbeit, und das jeden Tag in der Woche, das war ganz nor­mal“, sagt Struck. „Schließ­lich ging es für uns immer nur berg­auf.“ 2014 schei­den bei­de Ehe­leu­te aus dem Betrieb aus.

Das Herz spielt noch lan­ge Zeit mit, bis es sich im ver­gan­ge­nen Jahr mit Vehe­menz in Erin­ne­rung bringt: Herz­ra­sen, Herz­rhyth­mus­stö­run­gen und Schmer­zen. Ende ver­gan­ge­nen Jah­res wird Herrn Struck in der Heli­os Kli­nik schon ein Stent gesetzt. Kur­ze Zeit spä­ter tre­ten wei­te­re gesund­heit­li­che Pro­ble­me auf. Ganz oben auf der Agen­da steht eine medi­zi­nisch drin­gen­de Harn­röh­rener­wei­te­rung, denn der Rent­ner hat stän­dig Blut im Urin: eine uner­wünsch­te Neben­wir­kung des Blut­ver­dün­ners, mit dem er dem Risi­ko eines Schlag­an­falls begeg­net. Vor­aus­set­zung für die­sen Ein­griff ist jedoch, dass der Blut­ver­dün­ner abge­setzt wird.

Ein Schirm für das Herz

„Herz oder Harn­röh­re? Herr Struck stand vor einem Dilem­ma“, sagt Dr. Fareed Had­dad, Lei­ten­der Ober­arzt an der Kli­nik für Kar­dio­lo­gie, Angio­lo­gie und Inten­siv­me­di­zin. „Als Alter­na­ti­ve zur medi­ka­men­tö­sen The­ra­pie kön­nen wir das lin­ke Vor­ho­fohr, die Haupt­quel­le für Blut­ge­rinn­sel im Her­zen, sicher und ein­fach mini­mal­in­va­siv mit einem klei­nen Schirm­chen ver­schlie­ßen. Bei die­sem, nur weni­ge Zen­ti­me­ter gro­ßen, regen­schirm­ar­ti­gen Gerät, das wir ein­set­zen, han­delt es sich im einen so genann­ten Vor­ho­fohr­ver­schluss, oder auch LAA-Occluder“, so Dr. Had­dad. Ein LAA-Occluder ver­schließt das lin­ke Vor­ho­fohr am Her­zen, sodass sich kei­ne Gerinn­sel mehr dar­in bil­den kön­nen. Dies redu­ziert das Schlag­an­fall­ri­si­ko ähn­lich effek­tiv wie die Ein­nah­me von Blut­ver­dün­nern, jedoch ohne unge­woll­te Neben­wir­kun­gen wie Blu­tun­gen.

Der Ein­satz eines LAA-Occluders geschieht mit­tels eines mini­mal­in­va­si­ven Ein­grif­fes. Er wird mit­hil­fe eines Herz­ka­the­ter­sys­tems durch die Leis­ten­ge­gend in das Herz ein­ge­führt. Er wird meist unter Voll­nar­ko­se oder leich­ter Sedie­rung durch­ge­führt und dau­ert in der Regel etwa 30 bis 60 Minu­ten. Ein­zi­ger Haken: Nicht jeder Kar­dio­lo­ge darf einen Occluder ein­set­zen. Dr. Fareed Had­dad ver­fügt als einer der weni­gen Medi­zi­ner im Kreis Olpe über eine Zer­ti­fi­zie­rung, die ihn zu die­sem Ein­griff berech­tigt. Die­ser ver­langt dem Ope­ra­teur abso­lu­te Prä­zi­si­on und Sicher­heit ab. Das Resul­tat: Nor­ma­ler­wei­se hat sich schon eini­ge Wochen nach dem Ein­griff über dem implan­tier­ten Ver­schluss­sys­tem kör­per­ei­ge­nes Gewe­be gebil­det, das das Vor­ho­fohr kom­plett ver­schließt und die Bil­dung von Gerinn­seln ver­hin­dert. Das Schlag­an­fall­ri­si­ko sinkt wie bei der Ein­nah­me von Blut­ver­dün­nern.

Wem hilft der LAA-Occluder

Ein LAA-Occluder eig­net sich vor allem für Men­schen mit Vor­hof­flim­mern und einem hohen Schlag­an­fall­ri­si­ko, die jedoch kei­ne Blut­ver­dün­ner ein­neh­men kön­nen. Dazu gehö­ren Pati­en­ten mit Blu­tungs­ri­si­ko, Sturz­ge­fahr oder mit einer Unver­träg­lich­keit gegen­über Blut­ver­dün­nern. Für die­se Pati­en­ten ist der LAA-Occluder eine wirk­sa­me Alter­na­ti­ve.

So wie für Georg Struck, denn die Harn­röh­rener­wei­te­rung konn­te dank des „Schirm­chens“ end­lich erfol­gen. Blut im Urin ist für ihn kein The­ma mehr. Der frü­he­re „Fide­le Repe­ta­ler“ freut sich auf das neue Jahr und kann nach lan­ger Zeit wie­der über sich selbst sagen: „End­lich bin ich schmerz­frei!“.

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