Ob an Leisten, Nabel oder Zwerchfell: Brüche der Bauchwand, so genannte Hernien, können schwere gesundheitliche Schäden verursachen und betreffen besonders ältere Menschen. Die Helios Klinik Attendorn setzt darum einen Schwerpunkt auf die Hernienchirurgie – und wurde dafür mit dem DHG-Siegel ausgezeichnet.
Kliniken, die Hernien-Eingriffe, zum Beispiel bei Leisten- oder Nabelbrüchen, durchführen, können bei der Deutschen Hernien Gesellschaft (DHG) eine Zertifizierung beantragen. Voraussetzung: Das Krankenhaus erfüllt die strengen Qualitätskriterien der Fachgesellschaft und kann die erforderliche Mindestanzahl von mindestens 30 Hernienoperationen pro Jahr und eine Quote bei den Folgeuntersuchungen von mindestens 70 Prozent nachweisen.
Das trifft seit neuestem auf die Helios Klinik Attendorn zu, die mit über 150 Operationen im Jahr 2023 das DHG Siegel Qualitätsgesicherte Hernienchirurgie führen darf.
„Diese Zertifizierung ist für uns eine Bestätigung der Qualität unserer Arbeit. Schließlich operieren wir nicht einfach drauflos, sondern begleiten die Patienten noch viele Jahre nach dem Eingriff, um ein gutes Ergebnis sicherzustellen“, freut sich Bollmann über die Auszeichnung. Denn bei einem Teil der operierten Patienten sei es der Fall, dass sich auch nach längerer Zeit eine sicher verschlossene Hernie wieder öffne und dann erneut Probleme bereite, sagt der Dr. Stefan Bollmann Chefarzt Allgemein- und Viszeralchirurgie.
Damit Doris Scherweit gerade das nicht passiert, wird sie nach eben solch einer Herninenoperation noch über einen längeren Zeitraum immer wieder zur Nachsorge die Helios Klinik aufsuchen. Dabei stellt sie fest: „Mir geht es aktuell zwar gut, aber ich bin froh, dass man noch eine ganze Weile ein Auge auf die Sache hat, damit es auch gut bleibt.“ Ihre Vorgeschichte ist typisch für viele ähnliche Fälle.
Bauch statt Herz
Als die 72-jährige Plettenbergerin plötzlich starke Schmerzen im Rücken- und Brustbereich verspürt, reagiert ihre Tochter sofort und fährt mit ihr zum Hausarzt. Die erste Vermutung Herzinfarkt bestätigt sich nicht, doch der niedergelassene Mediziner hat einen anderen Verdacht und schickt seine langjährige Patientin umgehend in die Attendorner Fachklinik.
„Schon seit vielen Jahren habe ich Probleme mit meinem Magen und starkes Sodbrennen“, erzählt Frau Scherweit. Zudem leidet sie seit den 1990er Jahren an einem Bruch des Zwerchfells, der sie mal mehr, mal weniger einschränkt. „Mir ging es zwar oft schlecht, doch dass es so schlimm um mich stand, konnte ich gar nicht glauben. Schließlich habe ich immer normal gegessen“, so die Seniorin. Umso überraschter war sie, als Dr. Stefan Bollmann ihr eröffnete, dass sie zeitnah operiert werden sollte.
Magen muss schlimmstenfalls entfernt werden
„Ihr Magen war zur Hälfte durch die bruchbedingte Öffnung des Zwerchfells in den Brustkorb gerutscht, die Magenschleimhaut zudem bereits stark entzündet, ebenso die Speiseröhre“, erklärt der Hernien-Spezialist die Situation, in der sich die Patientin befand. „Darum musste ich diesen wieder dahin verlagern, wo er eigentlich hingehört – und diesen Bruch verschließen.“
In einigen ähnlichen Fällen komme es dazu, dass der verrutschte Magenteil regelrecht einklemmt und dann nicht mehr durchblutet wird, so Bollmann. Die Folge sei dann, dass der Magen verfault und im schlimmsten Fall entfernt werden müsse. Dagegen kommt die so genannte Hiatoplastik mit Fundopexie zum Einsatz. Hierbei handelt es sich um einen minimalinvasiven chirurgischen Eingriff, der hauptsächlich bei der Behandlung von Zwerchfellhernien mit massivem Magenvorfall in den Brustkorb verwendet wird. Bei dieser Operation wird der obere Teil des Magens am Zwerchfell fixiert und der Zwerchfelldurchtritt der unteren Speiseröhre mit Nähten eingeengt. So wird die eigentliche Anatomie wiederhergestellt.
Bei Operationen dieser Art handelt es sich um spezielle Eingriffe, die in einem komplexen Funktionssystem durchgeführt werden – und die längst nicht jedes Krankenhaus anbieten kann. Für Frau Schwerweit kam sie noch rechtzeitig.
Basisinformationen Hernienchirurgie:
Bei der Hernienchirurgie spricht man von einem chirurgischen Eingriff zur Behandlung von Hernien, auch bekannt als Brüche. Eine Hernie tritt auf, wenn ein Organ oder Gewebe durch eine Schwachstelle oder Öffnung in der umgebenden Muskel- oder Bindegewebsschicht hervortritt. Hernien können an verschiedenen Stellen des Körpers auftreten, am häufigsten jedoch in der Bauchregion. Auslöser können schweres Heben oder starkes Husten sein. Besonders gefährdet sind Menschen ab 50 Jahren. Aber auch jüngere können bei schwachem Bindegewebe betroffen sein.
Zu den häufigsten Arten von Hernien gehören:
Leistenbruch (Inguinalhernie): Diese Hernie tritt in der Leistengegend auf und ist bei Männern häufiger als bei Frauen.
Nabelbruch (Nabelhernie): Diese Art von Hernie tritt in der Nähe des Bauchnabels auf und kommt besonders häufig bei Neugeborenen vor, kann aber auch bei Erwachsenen auftreten.
Schenkelbruch (Femoralhernie): Diese Hernie tritt unterhalb der Leiste auf und ist bei Frauen häufiger als bei Männern.
Narbenbruch (Narbenhernie): Diese Art von Hernie tritt an einer Stelle auf, an der zuvor eine Operation durchgeführt wurde, oft an der Narbe einer früheren Bauchoperation.
Zwerchfellbruch (Hiatushernie): Hierbei tritt ein Teil des Magens durch das Zwerchfell in den Brustkorb.
Hauptsächlich werden zwei Methoden in der Hernienchirurgie angewendet:
Offene Hernienchirurgie: Bei dieser Methode wird ein größerer Schnitt über der Hernie gemacht, das hervorgetretene Gewebe wird zurück in den Bauchraum geschoben, und die Schwachstelle wird in der Regel mit einem Netz verstärkt, um das Risiko eines erneuten Auftretens zu verringern.
Laparoskopische Hernienchirurgie: Diese minimalinvasive Methode erfordert mehrere kleine Schnitte. Ein Laparoskop (eine dünne, flexible Kamera) und spezielle Instrumente werden verwendet, um die Hernie zu reparieren. Diese Methode kann zu einer schnelleren Genesung und weniger postoperativen Schmerzen führen.