Donnerstag, 21. November 2024

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Unternehmen im Elektrowerkzeugbau ist „Chancenstifter“ für Inklusion

Der Wunsch, wieder in seinem alten Beruf als Werkzeugmechaniker Fuß zu fassen, begleitete Fabian Hecker schon eine ganze Weile. Seine psychische Erkrankung zwang den 34-jährigen aus Kirchhundem vor einigen Jahren „in die Knie“. Krankenhausaufenthalte und Reha folgten. Glücklicherweise auch die qualifizierte Unterstützung der Abteilung eXtern der Werthmann-Werkstätten des Caritasverbandes Olpe, zuständig für die berufliche Bildung der Menschen mit Behinderung und für die Begleitung derer auf betriebsintegrierte Außenarbeitsplätze. Das dort vermittelte Praktikum bei der Firma Midena, Unternehmen im Werkzeug- und Formenbau in Altenhundem, war sein Sprungbrett zurück in die Arbeitswelt – ein „Volltreffer“, wie er selbst sagt. Seit November letzten Jahres arbeitet Fabian Hecker auf einem betriebsintegrierten Außenarbeitsplatz im Unternehmen.

„Ein Glücksgriff für alle Beteiligten“, bestätigt Firmenchef Willi Schäfer, der mit Inklusion des jungen Mannes in den eigenen Betrieb und der Kooperation mit den Werthmann-Werkstätten Neuland betreten hat. Der Geschäftsführer des mittelständischen Unternehmens ist froh, Fabian Hecker eine Chance gegeben zu haben. „Betriebe sollten bereit sein, Menschen mit Handicap zu unterstützen, ihnen Perspektiven aufzuzeigen und sie in die Arbeitswelt zu integrieren.“ Getreu dem Werkstatt-Motto: „Arbeit möglich machen“.

Als er im Juni vor zwei Jahren in der beruflichen Bildung der Werthmann-Werkstätten in Welschen Ennest startete, war Fabian Hecker für die Stabilität und Tagesstruktur dankbar, die ihm dort geboten wurde. Gleichzeitig hatte er sein Ziel klar vor Augen: „Ich möchte wieder im erlernten Beruf als Werkzeugmechaniker auf dem ersten Arbeitsmarkt tätig sein“, erzählt der junge Mann aus Kirchhundem. Schon in den ersten Sprechstunden erkannten Bildungsbegleiterin Anna Schöpf und Jobcoach Kerstin Cremer die Ambitionen des Beschäftigten. „Wenn für uns erkennbar ist, dass die Person kann und will, reagieren wir schnell und holen geeignete Partner mit ins Boot“, erklärt Cremer die Schritte hin zu einer möglichen vollumfänglichen, sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung außerhalb der Werkstatt, die sich als Reha-Einrichtung versteht.

Berufliche Bildung der Werkstätten als Türöffner
„Der Weg führt immer über sogenannte Orientierungs- und Belastungspraktika in Kooperation mit Betrieben, um den Übergang zu einem betriebsintegrierten Arbeitsplatz (BiAp) bestmöglich zu gestalten“, erzählt Anna Schöpf. „Die Beschäftigten können in die jeweiligen Berufsbereiche reinschnuppern sowie eigene Grenzen ausloten. Damit alle wissen, was sie erwartet.“ Schließlich müssen auch die Unternehmen schauen, ob Person und Tätigkeit passen und eine berufliche Zukunft vorstellbar ist. Denn: „Eine funktionierende, transparente und vertrauensvolle Zusammenarbeit und Weg-Begleitung zwischen den Beschäftigten, uns als Werkstatt und dem Betrieb ist Voraussetzung für einen gelungenen beruflichen Wiedereinstieg auf dem ersten Arbeitsmarkt.“ Kerstin Cremer bringt es auf den Punkt: „Wir sind die Türöffner, durchgehen müssen die Beschäftigten alleine.“

Genau das hat Fabian Hecker getan – und diesen Schritt nicht bereut. In seinem ersten Praktikum in einem anderen Industrieunternehmen im Rahmen der 27-monatigen beruflichen Bildung stellte er schnell fest: „Das ist es nicht. Ich traue mir mehr zu“. Das anschließende Reinschnuppern bei Midena war dann ein voller Erfolg. Fabian Hecker hat sein berufliches Zuhause gefunden: „Hier werde ich gefordert und gefördert – und so akzeptiert, wie ich bin.“

Unternehmer rät: „Blickwinkel ändern und Chancen stiften“
„Im Betrieb haben wir kein Geheimnis um seine Erkrankung gemacht und Fabian direkt mit offenen Armen empfangen“, berichtet Willi Schäfer, der keinen Hehl aus anfänglichen Unsicherheiten macht. „Als mich die Anfrage für einen Praktikumsplatz erreichte, haben wir schon überlegt, ob das klappt und Fabian den Abläufen gewachsen ist.“

Doch schon an Tag eins habe Fabian Hecker mit seinem Potential und seiner Persönlichkeit überzeugt. Aufgrund seiner Vorkenntnisse und seines Engagements stand für Willi Schäfer schnell fest, dass Herr Hecker als Feinwerkmechaniker tätig sein kann – ob an bestimmten Fräsmaschinen oder an der Werkbank zur Herstellung von Spritzgusswerkzeugen. „Fabian wird eineFachkraft, die sich toll in unser Team integriert.“ Das bestätigt auch Abteilungsleiter Steffen Brinkschulte, der ihm als Pate und Ansprechpartner im Unternehmen in allen Belangen zur Seite steht: „Den Weg, den wir alle eingeschlagen haben, ist der richtige. Die Chemie stimmte von Beginn an.“

Netzwerk aus Werkstatt und Kooperationsbetrieb schafft Sicherheit
Bis zum Abschluss seiner beruflichen Bildung im August erhält Fabian Hecker einmal wöchentlich berufsbegleitenden Unterricht in der Werkstatt und erfährt bei Bedarf Unterstützung bei Alltagsfragen. „Das ist so vorgeschrieben und gibt allen Beteiligten ein Höchstmaß an Sicherheit und Verlässlichkeit“, versichert Kerstin Cremer.

Aufgrund seiner Erkrankung bedarf es aktuell noch an Unterstützung durch die Mitarbeitenden der Wertmann-Werkstätten, jedoch ist Fabian Hecker bei Midena seinem Traumjob einen großen Schritt nähergekommen und der letzte Schritt hin zu einer vollumfänglichen sozialversicherungspflichten Anstellung ist nun das Ziel aller beteiligten Akteure.

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