Donnerstag, 05. Juni 2025

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Feuerwehr Attendorn und Krankenhaus proben für den Ernstfall

Großalarm am vergangenen Samstag in der Helios Klinik Attendorn: Zwei Löschzüge der Feuerwehren Attendorn und Ennest rückten zur größten Brandschutzübung des Krankenhauses seit Jahren an. Im Fokus des Stresstests stand die sichere Evakuierung der Patienten.

Der gedachte Auslöser des fingierten Brandes auf der achten Etage? Ein Defekt eines elektrischen Gerätes auf einem Patientenzimmer. Eine unauffällig platzierte Nebelmaschine im Raum erzeugte künstlichen Rauch, um das Testszenario so authentisch wie möglich erscheinen zu lassen. Die zu rettenden „Brandopfer“ wurden von ausgebildeten Notfalldarstellern der DLRG Attendorn gemimt und heimlich auf der Station 81 eingeschleust. Zudem war das Pflegepersonal absichtlich nicht informiert worden. So waren die wichtigsten Rahmenbedingungen für die große Brandschutzübung in der Helios Klinik erfüllt, als um kurz vor 15.00 Uhr die Alarmsirenen im zehnstöckigen Gebäude losheulten und Rauch unter der Tür eines Patientenzimmers auf den Etagenflur auszutreten begann. Die goldene Regel für diesen Fall sollte von den gut geschulten Pflegerinnen, die an diesem Nachmittag im Spätdienst arbeiteten, eingehalten werden: Die Tür geschlossen halten bis zum Eintreten der Feuerwehr, damit die unkontrollierte Ausbreitung des giftigen Rauches unterbleibt.

Grundsätzlich musste alles weitgehend realistisch ablaufen bei der großen Brandschutzübung an der Helios Klinik Attendorn, bei der rund 50 Feuerwehrleute der Löschzüge Attendorn und Ennest den Einsatz an einem so genannten „Sonderobjekt“ trainierten. „Das macht die Übung auch für uns zu etwas Besonderem, da wir bei Objekten dieser Kategorie sehr viele Menschen in Sicherheit bringen müssen, die nicht gehfähig sind. Das Zusammenspiel mit dem Pflegepersonal muss unbedingt funktionieren, damit wir die Patienten schnell in brandsichere Abschnitte innerhalb des Hauses bringen können“, erklärt Dr. Tobias Bock, Leiter der freiwilligen Feuerwehr Attendorn und Sachgebietsleiter Brand- und Bevölkerungsschutz.

Seine erste Bilanz nach Abschluss der Übung: „Alles in allem ist alles standardmäßig abgelaufen. Verbesserungspotenzial gibt es dabei immer, aber genau dafür sind auch für uns diese Trainings da, um das herauszufinden“. Dafür beobachtete Dr. Bock vor Ort ganz genau die Abläufe und protokollierte den Einsatz, notierte akribisch was gut lief und welche Handgriffe noch nicht ganz saßen. Wie es schon einmal richtig gut lief, zeigt ein Blick ins Zeitungsarchiv.

Rückblick Ende der 1990er Jahre

Nachdem die Attendorner Feuerwehr im Laufe des 14. Oktobers 1998 bereits zweimal wegen – wie sich später herausstellte – mutwillig ausgelöster Fehlalarme zum Krankenhaus St. Barbara gerufen wurde, heulten um 20.23 Uhr erneut die Sirenen auf der Wache. Diesmal jedoch ein Ernstfall. Dichter Rauch waberte den Brandbekämpfern bereits auf dem Parkplatz entgegen. Das bedeutete: Vollalarm für das ganze Stadtgebiet. Über 200 Feuerwehrleute kamen zum Einsatz. Nach etwas über eine Stunde hatten sie den Brand unter Kontrolle. Als Brandherd konnten die Experten schnell ein Altpapierlager ausmachen. Die Bilanz: Keine Personenschäden, aber Sachschaden in Höhe von rund 200.000 Mark.

Fehlalarme sind Feuerwehralltag

„Das ist Feuerwehralltag: Wir fahren 99-mal raus zu Fehlalarmen. Aber beim hundertsten Mal knallt es dann richtig.“ Joachim Viegener ist seit 36 Jahren Mitglied der freiwilligen Feuerwehr in Attendorn und war damals schon dabei. Den Großbrand im Krankenhaus von 1998 bezeichnet er bis heute als einen der größten Einsätze, die er je erlebt hat. Große Hitze und Rauchentwicklung machten den Einsatz so schwierig, blickt der erfahrene Brandbekämpfer zurück, der fast 27 Jahre später wieder an alter Wirkungsstätte mit seinen Kameraden für den Ernstfall probte.

„Es kann am Ende lebenswichtig sein, solche Szenarien regelmäßig zu trainieren“, sagt Henrik Cermann. Als stellvertretender Pflegedirektor und Alarmplan-Beauftragter der Helios Klinik oblag ihm die Organisation der Übung, die in dieser Größenordnung zuletzt vor der Corona-Pandemie stattgefunden hat. Krankenhäuser seien zwar gesetzlich verpflichtet, regelmäßig den Brandschutz zu trainieren. Dies funktioniere jedoch nicht häufig gemeinsam mit der Feuerwehr, da diese viele Objekte im Stadtgebiet zu betreuen hätte und es enger Abstimmung bedürfe, so Cermann. Er habe im vergangenen Jahr gemeinsam mit dem Brandschutzbeauftragten zwar einen detaillierten Katastrophen-, Alarm- und Einsatzplan (KAEP) für die Klinik ausgearbeitet, der auch kontinuierlich angepasst werde und noch viele weitere Katastrophenszenarien abdeckt. Was dieser jedoch in der Praxis taugt, zeige sich erst im Stresstest unter weitgehend realen Bedingungen, so der Pflegefachmann.

 „Beim Helios-Mutterkonzern Fresenius hat das Thema Brandschutz eine außerordentliche Bedeutung, weshalb wir schon im vergangenen Jahr Kontakt zu unserer Feuerwehr vor Ort aufgenommen haben, um ein möglichst echtes Übungsszenario zu planen. Das habe sich aber auch gelohnt. „Wir wissen natürlich nicht, wie es im Ernstfall aussehen würde, aber auf die Erfahrungen aus dieser Übung und wie sich unser Personal dabei verhalten hat, darauf können wir im Notfall aufbauen.“

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