Mittwoch, 23. April 2025

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Die Werk­statt als Chan­ce

Kevin Jür­gens will Mut machen: „Nie­mand sucht sich aus, krank zu wer­den!“


Kevin Jür­gens strahlt, wenn er von sei­nem neu­en Arbeits­all­tag in der Elek­tro­mon­ta­ge berich­tet. Ein All­tag, der vor gar nicht all­zu lan­ger Zeit noch unmög­lich schien. Der 33-Jäh­ri­ge stand einst als CNC-Frä­ser und Maschi­nen­ein­rich­ter fest im Berufs­le­ben – bis ihn eine schwe­re Depres­si­on aus der Bahn warf. Die­se hat­te ihn bereits seit Kind­heits­ta­gen beglei­te­tet, wur­de aber nicht dia­gnos­ti­ziert. „Es war der gro­ße Knall“, sagt er offen. „Ich war nicht mehr leis­tungs­fä­hig, mein Leben stand still.“ Nach Jah­ren der The­ra­pie, des Rück­zugs und einer schmerz­haf­ten Ori­en­tie­rungs­lo­sig­keit fand der 33-jäh­ri­ge den Weg zurück – Schritt für Schritt, beglei­tet von Fach­leu­ten und getra­gen von neu­en Per­spek­ti­ven und wach­sen­dem Selbst­ver­trau­en. Seit Sep­tem­ber 2024 ist Kevin Jür­gens Teil­neh­mer der Beruf­li­chen Bil­dung der Wert­h­mann-Werk­stät­ten. Aktu­ell arbei­tet er in der Elek­tro­mon­ta­ge der Abtei­lung Olpe. Für ihn kein Rück­schritt, son­dern ein Auf­bruch: „Ich erle­be hier Aner­ken­nung und Ver­trau­en, das gibt mir Kraft. Die Werk­statt ist mein Sprung­brett zurück ins Berufs­le­ben.“

Teil­ha­be statt Aus­gren­zung – Per­spek­ti­ve statt Still­stand
Die Wert­h­mann-Werk­stät­ten des Cari­tas­ver­ban­des Olpe ste­hen für Teil­ha­be und viel­fäl­ti­ge beruf­li­che Per­spek­ti­ven für jun­ge oder berufs­er­fah­re­ne Men­schen, die nach Krank­heit und per­sön­li­chen Kri­sen einen neu­en Start suchen. „Unser Ziel ist es, Arbeit mög­lich zu machen“, betont Achim Sche­ckel, Abtei­lungs­lei­ter in Olpe. „Wir hel­fen bei der Sta­bi­li­sie­rung der Gesund­heit und unter­stüt­zen gezielt bei der Rück­kehr auf den all­ge­mei­nen Arbeits­markt.“
Ein zen­tra­ler Bau­stein auf die­sem Weg sei auch die ver­trau­ens­vol­le Zusam­men­ar­beit mit star­ken Part­nern aus Dienst­leis­tung, Indus­trie und Hand­werk. „Die­se Mischung aus indi­vi­du­ell beglei­ten­den Bil­dungs­an­ge­bo­ten und hoch­wer­ti­gen Auf­trags­ar­bei­ten kann für die Men­schen hier ein Tür­öff­ner in eine selbst­be­stimm­te beruf­li­che Zukunft sein“, bringt es Abtei­lungs­lei­ter Achim Sche­ckel auf den Punkt. So ent­ste­hen oft­mals Außen­ar­beits­plät­ze oder Mög­lich­kei­ten für Prak­ti­ka und Wei­ter­bil­dun­gen mit Pra­xis­be­zug – maß­ge­schnei­dert für jeden ein­zel­nen.

Ein Para­de­bei­spiel für die erfolg­rei­che Zusam­men­ar­beit ist die lang­jäh­ri­ge Koope­ra­ti­on mit der Fir­ma EMG-Auto­ma­ti­on aus Wen­den. Jüngst absol­vier­ten Kevin Jür­gens und wei­te­re sie­ben inter­es­sier­te Beschäf­tig­te einen Löt-Schu­lung in der haus­ei­ge­nen Elek­tro­lehr­werk­statt, der ihnen wich­ti­ge Grund­kennt­nis­se ver­mit­tel­te und sie auf kom­ple­xe­re Mon­ta­ge­ar­bei­ten vor­be­rei­te­te.

Star­ke Part­ner­schaf­ten hel­fen bei Ent­wick­lung
Dank ver­läss­li­cher Part­ner wie der EMG gelin­ge es, per­sön­li­che Ent­wick­lung, Bil­dung und hoch­wer­ti­ge Arbeit zu ver­bin­den. „Ein Gewinn für alle“, bestä­tigt Achim Sche­ckel, denn: „Unse­re Beschäf­tig­ten wer­den gestärkt und erler­nen neue Fer­tig­kei­ten, wäh­rend die Unter­neh­men exzel­len­te Auf­trags­er­geb­nis­se in bewähr­ter Qua­li­tät erhal­ten.“
Dem Abtei­lungs­lei­ter ist es wich­tig, zu beto­nen, dass die Werk­stät­ten für Men­schen mit Behin­de­rung kei­ne Ein­bahn­stra­ße sind: „Mit geziel­ten Maß­nah­men und durch die Unter­stüt­zung von Job­coa­ches der Abtei­lung eXtern erar­bei­ten wir gemein­sam, wel­cher Weg für jeden ein­zel­nen Beschäf­tig­ten rea­lis­tisch ist – und wie er beschrit­ten wer­den kann.“ Kevin Jür­gens hat sei­nen Weg gefun­den und durch die täg­li­che Arbeit sei­ne Selbst­wirk­sam­keit zurück­er­langt: „Die Werk­statt nimmt mich an die Hand – ohne mich zu über­for­dern. Ich wer­de ernst genom­men. Men­schen, denen es ähn­lich geht, möch­te ich Mut machen, so dass sie ihre Scham ver­lie­ren und klei­ne Schrit­te zurück ins (Arbeits-)leben wagen. Wir haben uns schließ­lich nicht aus­ge­sucht, krank zu wer­den“, so der 33-jäh­ri­ge nach­drück­lich. „Aber ich kann ent­schei­den, wie ich damit umge­he.“
Sei­ne Arbeit in der Werk­statt und nicht zuletzt auch der Löt-Schu­lung bei der EMG ver­deut­li­chen dem Olper, dass er in dem zukunfts­si­che­ren Berufs­zweig der Elek­tro­mon­ta­ge Fuß fas­sen möch­te. „Es ist toll zu sehen, wie unse­re gefer­tig­ten Spu­len, Kabel­sät­ze und –kon­fek­tio­nen und vie­le wei­te­re Arti­kel im Unter­neh­men vor Ort wei­ter­ver­ar­bei­tet wer­den und ich mir Arbeits­schrit­te wie­der Stück für Stück selbst erar­bei­ten kann“, so Kevin Jür­gens stolz.
Beruf­li­che Teil­ha­be, Wert­schät­zung und Chan­cen. Dafür ste­hen die Wert­h­mann-Werk­stät­ten. Für Unter­neh­men und die Gesell­schaft. Und nicht zuletzt für Men­schen wie Kevin Jür­gens.

Info­kas­ten:
Pra­xis­tag: Am 13.05. kön­nen alle, die auf­grund einer psy­chi­schen Erkran­kung der­zeit kei­ner Arbeit nach­ge­hen kön­nen, im Zeit­raum von 10:00 Uhr bis 14:00 Uhr, einen unver­bind­li­chen Ein­blick in die Werk­stät­ten in Olpe und Wel­schen Ennest erhal­ten. Inter­es­sier­te kön­nen am Pra­xis­tag Fra­gen stel­len – oder auch „nur gucken“.

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