Donnerstag, 06. Februar 2025

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Geziel­te Dia­gnos­tik und ein­fühl­sa­me Unter­stüt­zung

Mam­mo­gra­fie im Fokus: Hei­ke Heb­born, Fach­ärz­tin für Radio­lo­gie, spricht über die Abklä­rung unkla­rer Beschwer­den im Bereich der Brust

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Hei­ke Heb­born, Fach­ärz­tin für Radio­lo­gie
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Kura­ti­ve Mam­mo­gra­fie oder Mam­mo­gra­fie-Scree­ning? Auch wenn die eigent­li­che Dia­gno­se­tech­nik die­sel­be ist, gibt es einen gro­ßen Unter­schied, was die Ziel­grup­pe bei­der Ange­bo­te betrifft. Über die­sen Unter­schied klärt Hei­ke Heb­born, Fach­ärz­tin für Radio­lo­gie in der MVZ-Pra­xis für Mam­mo­gra­fie in der Kur­fürst-Hein­rich-Stra­ße in Olpe, auf. Dar­über hin­aus geht Sie in der neu­en Fol­ge der Inter­view-Rei­he „Med­Talk“ der GFO Kli­ni­ken Süd­west­fa­len unter ande­rem dar­auf ein, wie wich­tig der sen­si­ble Umgang mit den Pati­en­tin­nen ist.

Wie unter­schei­det sich die in der Pra­xis in der Kur­fürst-Hein­rich-Stra­ße ange­bo­te­ne kura­ti­ve Mam­mo­gra­fie vom Mam­mo­gra­fie-Scree­ning?
Das Mam­mo­gra­fie-Scree­ning ist ein Früh­erken­nungs­an­ge­bot im zwei­jähr­li­chen Inter­vall aus­schließ­lich für Frau­en ohne Sym­pto­me zwi­schen 50 und 75 Jah­ren ohne Arzt­kon­takt. Unser Ange­bot der kura­ti­ven Mam­mo­gra­fie und auch Sono­gra­fie rich­tet sich an Frau­en jeg­li­chen Alters mit Abklä­rungs­wunsch bzw. mit unkla­ren Beschwer­den im Bereich der Brust. Das kön­nen zum Bei­spiel neu auf­ge­tre­te­ne Kno­ten, Schmer­zen oder Flüs­sig­keits­aus­tritt aus der Brust­war­ze sein. Aber auch Frau­en nach Brust­krebs­er­kran­kung kom­men zu regel­mä­ßi­gen Kon­trol­len zur kura­ti­ven Mam­mo­gra­fie sowie Frau­en, bei denen Brust­krebs fami­li­är gehäuft auf­tritt. Män­nern mit unkla­ren Beschwer­den im Bereich der Brust steht die­ses Ange­bot zur Abklä­rung selbst­ver­ständ­lich eben­so offen.

Wie erhal­ten Pati­en­tin­nen einen Ter­min für eine Mam­mo­gra­fie?
Frau­en erhal­ten einen Ter­min zur kura­ti­ven Mam­mo­gra­fie über die Anmel­dung der Mam­mo­gra­fie-Pra­xis in der Kur­fürst-Hein­rich-Stra­ße in Olpe. Ter­mi­ne kön­nen tele­fo­nisch, per E‑Mail-Anfra­ge, über Doc­to­lib und natür­lich auch per­sön­lich vor Ort abge­spro­chen wer­den. Manch­mal kon­tak­tie­ren auch die behan­deln­den Frauenärzt:innen im Fal­le einer beson­de­ren Dring­lich­keit die Pra­xis, sodass sofort oder spä­tes­tens inner­halb weni­ger Tage ein Ter­min zur Unter­su­chung eines ver­däch­ti­gen Befun­des zur Ver­fü­gung gestellt wird. Not­wen­dig zur Wahr­neh­mung eines Ter­mins ist eine Über­wei­sung zum Bei­spiel von Hausarzt/Hausärztin oder Frauenarzt/Frauenärztin.

Wel­che Abklä­rungs­dia­gnos­tik steht zur Ver­fü­gung?
Am häu­figs­ten wer­den eine Ultra­schall­un­ter­su­chung der Brust und die Mam­mo­gra­fie ange­wandt. Die Mam­mo­gra­fie ist eine Rönt­gen­un­ter­su­chung der Brust mit einer sehr nied­ri­gen Strah­len­be­las­tung. Bei der Unter­su­chung kom­men moder­ne digi­ta­le Gerä­te zum Ein­satz, die regel­mä­ßi­gen Qua­li­täts­kon­trol­len unter­lie­gen. Ergän­zend wird nach der Mam­mo­gra­fie oft noch eine Ultra­schall­un­ter­su­chung der Brust durch­ge­führt, um zusätz­li­che Infor­ma­tio­nen bezüg­lich des unkla­ren und abzu­klä­ren­den Befun­des zu erhal­ten. Wenn danach das Vor­lie­gen von Brust­krebs nicht sicher aus­ge­schlos­sen wer­den kann, wird der Pati­en­tin eine Ent­nah­me klei­ner Pro­ben aus dem unkla­ren Gewe­be in der Brust emp­foh­len, die ambu­lant nach ört­li­cher Betäu­bung mit einer dün­nen Nadel durch­ge­führt wer­den kann. Das kann zum Bei­spiel in Koope­ra­ti­on mit dem Brust­zen­trum hier im St. Mar­ti­nus-Hos­pi­tal Olpe unter der Lei­tung von Dr. Jür­gen Schwi­cke­rath durch­ge­führt wer­den, sodass die betrof­fe­ne Frau schnellst­mög­lich Klar­heit über die Ursa­che und Behand­lungs­mög­lich­kei­ten der Ver­än­de­rung erhält. In Ein­zel­fäl­len kön­nen auch mit Hil­fe einer MRT wert­vol­le Zusatz­in­for­ma­tio­nen gewon­nen wer­den. In dem beson­de­ren Fall von Flüs­sig­keits­ab­son­de­run­gen aus der Brust wird eine geziel­te, oft kaum spür­ba­re Dar­stel­lung des betrof­fe­nen Milch­gangs mit Kon­trast­mit­tel zur Ursa­chen­klä­rung her­an­ge­zo­gen.

Wie erklä­ren Sie einer Pati­en­tin kom­ple­xe Dia­gno­sen, ins­be­son­de­re wenn es um poten­zi­ell beun­ru­hi­gen­de Befun­de wie Brust­krebs geht?
Frau­en, die Ver­än­de­run­gen an der Brust bemer­ken, haben oft gro­ße Angst und sind ver­ständ­li­cher­wei­se sehr beun­ru­higt. Sämt­li­che Fra­gen, die im Lau­fe der Abklä­rung unkla­rer Befun­de ent­ste­hen, wer­den ehr­lich beant­wor­tet unter Berück­sich­ti­gung des­sen, was zu dem jewei­li­gen Zeit­punkt an kon­kre­ten Aus­sa­gen mög­lich ist. Selbst­ver­ständ­lich neh­men wird uns im gesam­ten Team dafür viel Zeit und Ruhe mit Rück­sicht auf die abso­lu­te Aus­nah­me­si­tua­ti­on, in der sich die betrof­fe­ne Frau befin­det. Gemein­sam wer­den die Befun­de bespro­chen, Abklä­rungs­we­ge erklärt, not­wen­di­ge Ter­mi­ne für die Pati­en­tin ver­ein­bart und auch die mitt­ler­wei­le oft sehr guten Behand­lungs­mög­lich­kei­ten auf­ge­zeigt.

Wel­che Unter­stüt­zung erhal­ten die Pati­en­tin­nen wäh­rend der Dia­gno­se­pha­se?
Wäh­rend der gesam­ten Dia­gno­se­pha­se erhält die Pati­en­tin Unter­stüt­zung durch unser hoch­qua­li­fi­zier­tes, sehr empa­thi­sches Team. Hier­zu zählt ins­be­son­de­re der respekt- und rück­sichts­vol­le Umgang mit der stark ver­un­si­cher­ten Frau und der mög­lichst behut­sa­me pro­fes­sio­nel­le Umgang mit ihrem Kör­per. Wei­te­re Unter­stüt­zung wird durch leicht ver­ständ­li­che Erklä­run­gen und Orga­ni­sa­ti­on wei­te­rer Abklä­rungs­schrit­te bezie­hungs­wei­se Ter­mi­ne ange­bo­ten.

Wie stel­len Sie sicher, dass kli­ni­sche Befun­de und Auf­fäl­lig­kei­ten in der Bild­ge­bung mit­ein­an­der in Ein­klang ste­hen?
Eine Kor­re­la­ti­on zwi­schen kli­ni­schen Befun­den, bezie­hungs­wei­se Beschwer­den, Bild­ge­bung in der Mam­mo­gra­fie und Ultra­schall wird wäh­rend der gesam­ten Unter­su­chung in der Mam­mo­gra­fie-Pra­xis über­prüft. Selbst­ver­ständ­lich muss auch nach Erhalt des Ergeb­nis­ses einer ambu­lan­ten Pro­be­ent­nah­me (Biop­sie) die Über­ein­stim­mung mit der zuvor erfolg­ten Bild­ge­bung noch­mals über­prüft wer­den. Fal­len hier­bei Dis­kre­pan­zen auf, ist selbst­ver­ständ­lich erneut eine Kon­trol­le und Über­prü­fung der vor­lie­gen­den Daten not­wen­dig und viel­leicht auch in Ein­zel­fäl­len eine ergän­zen­de ope­ra­ti­ve Pro­be­ent­nah­me.

Wenn Sie unbe­grenz­te Res­sour­cen hät­ten, wel­che Opti­mie­run­gen wür­den Sie sich im Ver­lauf der Abklä­rung unkla­rer Brust­ver­än­de­run­gen wün­schen?
Ich wür­de mir wün­schen, dass Pati­en­tin­nen mit mög­li­cher­wei­se belas­ten­den Dia­gno­sen direkt ab dem Ver­dacht den Anspruch und auch die rea­le Mög­lich­keit hät­ten, eine psy­cho­on­ko­lo­gi­sche Unter­stüt­zung in Anspruch zu neh­men, um nach Mög­lich­keit eine Trau­ma­ti­sie­rung zu ver­mei­den und dann mit weni­ger Angst und mehr Sta­bi­li­tät den not­wen­di­gen wei­te­ren Weg gehen zu kön­nen.

Wie könn­ten Künst­li­che Intel­li­genz und maschi­nel­les Ler­nen Ihrer Mei­nung nach die Mam­mo­gra­fie in den nächs­ten fünf bis zehn Jah­ren ver­än­dern?
Die Ent­wick­lung neu­er, moder­ner Tech­no­lo­gien wird in Zukunft ganz gewiss den Arbeits­all­tag der in der Brust­dia­gnos­tik täti­gen Radiolog:innen berei­chern und dabei hilf­reich sein, kom­ple­xe Befund­kon­stel­la­tio­nen zu ana­ly­sie­ren. Hier­durch könn­te eine wei­ter opti­mier­te Dia­gno­se­fin­dung und ‑sicher­heit erlangt wer­den.

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