Der Kalte Krieg in Westfalen und Oedingen
Zum zweiten Mal lud der Kreisheimatbund Olpe in Kooperation mit dem LWL-Medienzentrum für Westfalen zum „Heimatkino“ ein, diesmal ins Lichtspielhaus Lennestadt. Rund 100 Gäste konnten Organisatorin Andrea Arens und Kreisheimatpflegerin Susanne Falk begrüßen. Mit dem „Heimatkino“ will der Kreisheimatbund Olpe auf unterhaltsame Weise über Landschaft, Menschen und Geschichte im Südsauerland informieren.
Der Dokumentarfilm „Achtung, ABC-Alarm! Der Kalte Krieg vor der westfälischen Haustür“ dokumentiert die Anlagen und Bauten zur Abwehr militärischer Bedrohungen in Westfalen während des Kalten Krieges, u. a. am Beispiel der Bunkeranlage „Erich“ in Erndtebrück und dem Stützpunkt der deutschen Flugabwehrraketenstellung in Lennestadt-Oedingen. Prof. Markus Köster, Leiter des LWL-Medienzentrums, führte in den Film ein.
Wenige Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs spitzte sich der Konflikt der beiden Supermächte USA und Sowjetunion zu. Bald standen sich damit im geteilten Deutschland auf beiden Seiten des „eisernen Vorhangs“ deutsche Soldaten unmittelbar gegenüber. Erst die friedliche Revolution in den Staaten Mittel- und Osteuropas beendete 1989 den „Kalten Krieg“ – eine Phase der Drohungen und der beidseitigen Aufrüstung. Im Film „Achtung, ABC-Alarm!“ nimmt Filmemacher Harald Sontowski im Auftrag des LWL-Medienzentrums die Relikte und Auswirkungen dieser Epoche in Westfalen-Lippe in den Blick. Der Regisseur widmet sich außerdem der Haltung der Anwohnerinnen und Anwohner. Die militärischen Anlagen als Wirtschaftsfaktor in der Region, aber auch als Auslöser für Ängste, selbst zum potentiellen Angriffsziel zu werden, die Soldaten als neue Dorfbewohner, schließlich die westdeutsche Friedens- und Protestbewegung der frühen 1980er-Jahre mit ihren Aktionen auch im Sauerland – das alles verarbeitete Harald Sontowski zu einem beeindruckenden Dokumentarfilm.
Unter den Zuschauern waren zahlreiche Zeitzeugen, darunter viele, die als Soldaten in der Sauerlandkaserne in Oedingen gedient hatten, so wie Antonius Klein aus Altenwenden. Er war 1989 zum Wehrdienst in Oedingen und urteilt heute rückblickend: „Das war ein notwendiger Dienst, den ich dort geleistet habe.“ Andere Zuschauer waren damals dort angestellt, haben die Zeit als Anwohner erlebt oder standen als Friedensaktivisten vor den Kasernentoren. Im Podiumsgespräch unter Beteiligung von Filmemacher Harald Sontowski teilten einige ihre Erinnerungen mit: August Freimuth, ehemals Offizier am Standort Oedingen und hier heimisch geworden, Oliver Breiting, Ortsheimatpfleger von Oedingen, dessen Vater ebenfalls als Offizier Berufssoldat in der Sauerlandkaserne war, und Engelbert Prevorcic aus Hachen, Aktivist in der Friedensbewegung in Lennestadt und Organisator der „Sauerländer Friedens-Fahrrad-Demo“ am 23. Mai 1981 (Foto). Nach der Veranstaltung tauschten sich die Teilnehmenden noch lange aus. Ein Dankeschön ging abschließend an Familie Cordes, die diesen Abend in ihrem Kino möglich machte.