Auf Einladung des Stadtarchivs Attendorn fand im Ratssaal des Rathauses eine sehr gut besuchte Vorstellung des Buches „Flucht – Vertreibung – Versöhnung: Der Weg der Familie Karl Dzierzon von Schlesien nach Attendorn“ von Therese Dzierzon und Ralph Eberhard Brachthäuser statt.
Rund 100 interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer wurden zunächst von Attendorns Bürgermeister Christian Pospischil herzlich begrüßt und erhielten danach Einblicke in die Entstehungsgeschichte des Buches durch den Herausgeber, den Gladbecker Priester und Kirchenhistoriker Ralph Eberhard Brachthäuser.
Die Autorin Therese Dzierzon, Tochter des bereits 1963 verstorbenen Lehrers Karl Dzierzon, las kurze Abschnitte aus ihrem Werk. Auch die Großnichte Stella Höffer aus Mainz trug aus dem Buch vor.
Die Buchvorstellung begann mit einem Rückblick auf Erlebnisse im Jahr 1946, als die Familie Dzierzon aus dem kleinen Dorf Tarchwitz in Schlesien vertrieben wurde. Therese Dzierzon erlebte und erlitt als Zwölfjährige mit ihrer Familie das Schicksal Millionen anderer Menschen in Flucht und Vertreibung. Angekommen in den Vertriebenenunterkünften Attendorns, dem ehemaligen Zwangsarbeiterlager auf den „Schlachtwiesen“, gelang der Familie zusammen mit anderen Vertriebenen aus Tarchwitz der schwierige und von Not bestimmte Neuanfang in einer völlig neuen Umgebung, der schließlich in einen friedlichen Lebensweg in Attendorn führte.
Dabei gab es auch Momente des Schmunzelns. So als Therese Dzierzon erzählte, dass die Familie vor der Wahl stand, ihren Neuanfang in Attendorn oder Olpe zu starten. „Die Wahl fiel auf Attendorn“, so Frau Dzierzon, „denn der Name gefiel uns einfach besser.“
Der Vortragsteil der Veranstaltung wurde nachfolgend vom Initiator des Buchvorhabens, dem gebürtigen Attendorner Prof. Dr. Rüdiger Höffer aus Essen, mit einem kurzen und sehr persönlich gehaltenen Schlusswort beendet.
Viele Besucher der Veranstaltung verblieben zu einem Mittagsimbiss im Ratssaal und tauschten lebhaft eigene Erinnerungen aus.
Der Attendorner Stadtarchivar Tammo Fuchs kündigte angesichts des großen Interesses der Öffentlichkeit an, Attendorner Zeitzeugen zu suchen, die zu ausgesuchten fotografischen Zeugnissen zur frühen Attendorner Nachkriegszeit, die sich bereits im Stadtarchiv befinden, Auskunft geben können. Auch Gespräche mit Zeitzeugen zur unmittelbaren Nachkriegszeit sowie Dokumente und Fotos aus Privatbesitz sind herzlich willkommen, Telefon 02722/64-431, E-Mail stadtarchiv@attendorn.org.
Das Buch „Flucht – Vertreibung – Versöhnung: Der Weg der Familie Karl Dzierzon von Schlesien nach Attendorn“
(ISBN 978-3-9824049-3-6) ist im Buchhandel oder direkt beim Herausgeber (post@stiftshaus.de) zum Preis von 17,80 Euro erhältlich.