Freitag, 24. Januar 2025

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Dr. Man­fred Kem­mer­ling amtiert als Prä­si­dent des Deut­schen Rheu­ma­to­lo­gie­kon­gres­ses 2024

„In den letz­ten 30 Jah­ren hat sich die Rheu­ma­to­lo­gie sehr erfolg­reich wei­ter­ent­wi­ckelt“

Dr. Man­fred Kem­mer­ling amtiert als Prä­si­dent des Deut­schen Rheu­ma­to­lo­gie­kon­gres­ses 2024. Der Atten­dor­ner Chef­arzt und Rheu­ma-Exper­te im Gespräch über die­ses Ehren­amt und den aktu­el­len Stand der Rheu­ma­to­lo­gie in Deutsch­land.

Herr Dr. Kem­mer­ling, Sie sind in die­sem Jahr Prä­si­dent des Deut­schen Rheu­ma­to­lo­gie­kon­gres­ses, der vom 18. bis 21. Sep­tem­ber 2024 in Düs­sel­dorf statt­fin­det. Wie ist die­ses Amt ein­zu­ord­nen?

Bereits vor zwei Jah­ren wur­de ich von mei­ner Fach­ge­sell­schaft, der Deut­schen Gesell­schaft für ortho­pä­di­sche Rheu­ma­to­lo­gie (DGORh), für die­se Posi­ti­on vor­ge­schla­gen und gewählt. Dort bin ich seit über 20 Jah­ren Mit­glied und sowohl im Vor­stand als auch im Bei­rat aktiv. Ich emp­fand die Ernen­nung daher als gro­ße Aus­zeich­nung und Wert­schät­zung mei­ner lang­jäh­ri­gen Arbeit. Neben mei­ner chef­ärzt­li­chen, kli­ni­schen Tätig­keit in der Heli­os Kli­nik Atten­dorn lag mein beson­de­res Inter­es­se auch immer in der akti­ven Mit­ar­beit in unse­ren Fach­ge­sell­schaf­ten. Dazu gehört natür­lich der wis­sen­schaft­li­che Aus­tausch bei Kon­gres­sen, Sym­po­si­en und Fach­ta­gun­gen, auf denen ich regel­mä­ßig mit Vor­trä­gen und auch in wis­sen­schaft­li­chen Sit­zun­gen ver­tre­ten bin. Dabei spielt auch das The­ma der wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuchs­för­de­rung eine Rol­le.

Wel­che Auf­ga­ben erwar­ten einen Kon­gress­prä­si­den­ten?

Der Kon­gress wird ins­ge­samt von drei Fach­ge­sell­schaf­ten durch­ge­führt. Das sind die inter­nis­ti­sche Rheu­ma­to­lo­gie, die Kin­der-Rheu­ma­to­lo­gie und die Ortho­pä­di­sche Rheu­ma­to­lo­gie. Jede die­ser Fach­ge­sell­schaf­ten stellt einen Prä­si­den­ten. Bereits unmit­tel­bar nach Been­di­gung des letzt­jäh­ri­gen Kon­gres­ses 2023 in Leip­zig fan­den die ers­ten Sit­zun­gen für die Erstel­lung des Kon­gress­pro­gram­mes für Düs­sel­dorf 2024 statt. Dabei wer­den wir von der Rheu­maaka­de­mie unter­stützt, die monat­lich in digi­ta­len Kon­fe­ren­zen mit uns bis ins letz­te Detail alles um unse­ren Kon­gress orga­ni­siert. Zusam­men­ge­fasst: Damit ist viel Arbeit ver­bun­den.

Wel­che The­men und Schwer­punk­te beinhal­tet der Kon­gress?

Über vier Tage fin­den in cir­ca 60 wis­sen­schaft­li­chen Sit­zun­gen rund 300 Vor­trä­ge statt, die von der Gut­ach­ter­kom­mis­si­on und abschlie­ßend von den Prä­si­den­ten aus den ein­ge­reich­ten Abs­tracts aus­ge­wählt wer­den. Hin­zu kommt die Eröff­nungs­ver­an­stal­tung, unter ande­rem mit Gruß­wor­ten aus Poli­tik, öffent­li­chem Leben, einer Fest­re­de sowie die Ver­lei­hung von Wis­sen­schafts­prei­se unter ande­rem für die bes­te Arbeit auf dem Gebiet der ortho­pä­di­schen Rheu­ma­to­lo­gie. Die Schwer­punkt-The­men des Kon­gres­ses in Düs­sel­dorf sind neue immu­no­lo­gi­sche The­ra­pien, künst­li­che Intel­li­genz, neue Medi­en sowie der Kom­plex Kli­ma und Gesund­heit.

Und wor­auf freu­en Sie sich beson­ders?

Sicher­lich ist das der Kon­takt und der inten­si­ve Aus­tausch mit den Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen vor Ort. Beson­ders aber freue ich mich bei dem Kon­gress immer wie­der über das gro­ße Enga­ge­ment der Pati­en­ten, ver­tre­ten durch die Deut­sche Rheu­ma­li­ga, immer­hin die größ­te Selbst­hil­fe­or­ga­ni­sa­ti­on in unse­rem Gesund­heits­we­sen seit über 50 Jah­ren. Die­se ist mit zahl­rei­chen Infor­ma­ti­ons­stän­den und einem „Rheu­ma­haus“ sowie einem Pati­en­ten­tag bei jedem Kon­gress ver­tre­ten, so auch dies­mal wie­der in Düs­sel­dorf. Die Kon­gress­prä­si­den­ten las­sen es sich dabei natür­lich nicht neh­men, auch den Pati­en­ten­tag unter­stüt­zend mit­zu­ge­stal­ten. Für mich ist der Pati­en­ten­kon­takt mit gegen­sei­ti­gem Ver­trau­en und Wert­schät­zung das wich­tigs­te an mei­ner täg­li­chen Arbeit.

Was ist die Ursa­che von Rheu­ma und wo setzt die Behand­lung an?

Letzt­end­lich ist die Ursa­che noch nicht bis ins Detail erforscht. Cir­ca ein Pro­zent der Bevöl­ke­rung in Deutsch­land erkrankt rheu­ma­tisch. Dabei sind Frau­en drei­mal häu­fi­ger betrof­fen als Män­ner. Die­se Krank­heit ist nicht alters­spe­zi­fisch, sie kann sowohl Kin­der und Jugend­li­che als auch den älte­ren Men­schen betref­fen. Daher gibt es auch inner­halb der Rheu­ma­to­lo­gie ent­spre­chen­de Spe­zia­li­sie­run­gen, etwa zum Kin­der­rheu­ma­to­lo­gen. Durch die immer bes­se­ren For­schungs­er­geb­nis­se und die Ent­wick­lung neu­er Medi­ka­men­te lässt sich die Erkran­kung heu­te effi­zi­en­ter behan­deln. Ins­ge­samt gehö­ren zu der Grup­pe der ent­zünd­lich-rheu­ma­ti­schen Erkran­kun­gen über hun­dert ver­schie­de­ne Krank­heits­bil­der, die sowohl Gelen­ke als auch Gefä­ße und Bin­de­ge­we­be befal­len kön­nen.

Wie sieht die opti­ma­le Behand­lung des Rheu­ma­ti­kers aus?
Bei einer ent­spre­chen­den Ver­dachts­dia­gno­se soll­te der Pati­ent frü­hest­mög­lich einem Rheu­ma­to­lo­gen zur wei­te­ren dia­gnos­ti­schen Abklä­rung und Ein­lei­tung der The­ra­pie vor­ge­stellt wer­den. Idea­ler­wei­se erfolgt die Behand­lung inter­dis­zi­pli­när unter Ein­bin­dung eines inter­nis­ti­schen und ortho­pä­di­schen Rheu­ma­to­lo­gen, um Betrof­fe­ne sowohl kon­ser­va­tiv als auch ope­ra­tiv umfas­send zu beglei­ten und zu ver­sor­gen. Ich habe daher bereits zu Beginn mei­ner Tätig­keit in Atten­dorn dafür Sor­ge getra­gen, dass auch eine rheu­ma­to­lo­gi­sche Abtei­lung in unse­rem Kran­ken­haus eta­bliert wur­de. Eben­so wie eine fach­ge­bun­de­ne Phy­sio­the­ra­pie, Ergo­the­ra­pie und natür­lich auch das Büro der Rheu­ma­li­ga. Alle Dis­zi­pli­nen zusam­men ermög­li­chen eine opti­ma­le Bera­tung und Ver­sor­gung des Rheu­ma­pa­ti­en­ten.

Was wür­den Sie sich für die Rheu­ma­ver­sor­gung in Deutsch­land noch wün­schen?

Im inter­na­tio­na­len Ver­gleich sind wir in Deutsch­land in der rheu­ma­to­lo­gi­schen Ver­sor­gung auf einem guten Niveau, aller­dings ver­bun­den mit zum Teil lan­gen War­te­zei­ten. Das Pro­blem sind die feh­len­den Kapa­zi­tä­ten bei den rheu­ma­to­lo­gisch aus­ge­bil­de­ten Fach­ärz­ten, Fach­arzt­pra­xen und Kli­ni­ken. Bereits im Stu­di­um und spä­ter in der Fach­arzt­aus­bil­dung soll­te daher den jun­gen Ärz­ten das Fach Rheu­ma­to­lo­gie in all sei­nen Facet­ten nahe­ge­bracht wer­den. Das kann ich aus eige­ner Erfah­rung sagen. Auch ich kam erst im Rah­men mei­ner Wei­ter­bil­dung zum Fach­arzt für Ortho­pä­die mit dem Schwer­punkt der Rheu­maor­tho­pä­die in Kon­takt. Eine flä­chen­de­cken­de Ver­sor­gung, früh­zei­ti­ge Pati­en­ten­vor­stel­lung und The­ra­pie­ein­lei­tung basiert natür­lich auf einer aus­rei­chen­den Anzahl an rheu­ma­to­lo­gi­schen Pra­xen und Kli­ni­ken, damit eine früh­zei­ti­ge Pati­en­ten­vor­stel­lung und The­ra­pie ohne lan­ge War­te­zei­ten mög­lich ist.

War­um ist die Rheu­ma­to­lo­gie für Sie per­sön­lich immer Ihr Ste­cken­pferd geblie­ben?

In den letz­ten 30 Jah­ren hat sich die Rheu­ma­to­lo­gie sehr erfolg­reich wei­ter­ent­wi­ckelt. Die medi­ka­men­tö­se Behand­lung kann die rheu­ma­ti­sche Erkran­kung viel­fach lan­ge unter­drü­cken und den ent­zünd­li­chen rheu­ma­ti­schen Gelenk­ver­schleiß hin­aus­zö­gern. Den­noch ist die rheu­ma-ortho­pä­di­sche Behand­lung der betrof­fe­nen Pati­en­ten wich­tig. Hier kann beglei­tend zunächst kon­ser­va­tiv – und wenn nötig – auch ope­ra­tiv die Situa­ti­on des Pati­en­ten sinn­voll unter­stützt und damit die Lebens­qua­li­tät des Pati­en­ten deut­lich ver­bes­sert wer­den. Das ist bei mei­ner Arbeit auch nach über drei Jahr­zehn­ten das Wich­tigs­te für mich.

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