Beeindruckt von der Vielzahl der Einsatzfahrzeuge zeigte sich die Bundestagsabgeordnete Nezahat Baradari bei ihrem Besuch in der Fahrzeughalle der Freiwilligen Feuerwehr Olpe.

Zuvor fand ein Treffen mit Christian Hengstebeck, seit 2012 Leiter der Olper „Blauröcke“, und Dirk Meiworm, seit 2014 Stellvertreter Hengstebecks, statt. Ziel war es, sich aus erster Hand über die aktuellen Herausforderungen der Feuerwehr zu informieren.

Das Gespräch fand in einer sehr angenehmen Atmosphäre statt. Wenn jemand ein profundes Wissen über die Belange der Feuerwehr hat, dann sind es die beiden erfahrenen Olper, die in Feuerwehrkreisen weit über die Stadtgrenzen hinaus hohes Ansehen genießen. Eine große Herausforderung sehen die beiden, deren Wehr in den Jahren 2020 bis 2023 durchschnittlich 338 Einsätze pro Jahr leistet, in den „explodierenden“ Einsatzzahlen.

Zu dieser Entwicklung trägt auch die Vorhaltung sogenannter „First Responder“ bei. Die Feuerwehr Olpe verfügt derzeit über zwei dieser Gruppen, eine in Oberveischede und eine in Olpe. „First Responder“ werden zu Einsätzen alarmiert, wenn der Rettungsdienst eine zu lange Anfahrtszeit benötigt.

Warum steigen die Einsatzzahlen seit Jahren? Hengstebeck weist auf eine hohe Zahl sogenannter „Bagatelleinsätze“ hin. Diese habe verschiedene Ursachen, zum Beispiel gebe es Fehlalarme durch mutwilliges Auslösen von Brandmeldeanlagen, auch wenn hier inzwischen technische Hürden wie Schutzgehäuse eingebaut würden. Darüber hinaus nimmt in der Gesellschaft die Einstellung zu, aus Gleichgültigkeit bei „jeder Kleinigkeit“ die Feuerwehr zu rufen, nach dem „Eh-da“-Prinzip: „Die sind ja eh da“!

Sorgen bereitet den Feuerwehren vor allem auch die Ölspurenbeseitigung als Dienstleistung mit „unfassbar“ vielen Einsätzen. Da Ölspuren in Nordrhein-Westfalen per Gesetz als „Unglücksfall“ definiert sind, muss die Feuerwehr für deren Beseitigung zuständig sein. Dies ist in den Bundesländern unterschiedlich geregelt.

Last but not least stellen E-Calls, wie sie heute in fast allen neueren Autos ab Werk eingebaut sein müssen, die Feuerwehren vor ungeahnte und vielfältige Probleme. Diese senden bei einem Unfall automatisch Daten von den Notrufsystemen der Autohersteller an die Leitstelle und über diese an die Feuerwehr. Dabei kommt es leider zu einer Vielzahl von Fehlalarmen, die unnötige Feuerwehreinsätze auslösen. Hengstebeck fordert, die Alarmschwelle „schärfer“ einzustellen. Baradari und Hengstebeck sind sich einig, dass sich diese „moderne Problematik noch nicht in der Gesetzgebung widerspiegelt“. Hier müsse aber dringend Abhilfe geschaffen werden.

Zwar sei die Olper Wehr personell gut aufgestellt und durch die attraktive Nachwuchsausbildung in der Kinder-und Jugendfeuerwehr auch für die Zukunft gerüstet, doch seien diese Bagatelleinsätze nicht förderlich für die Motivation der Helfer. Die Feuerwehrleute kämen zwar nach wie vor motiviert und zahlreich zum Dienst, aber „wer fährt schon gerne zu einem Einsatz, wenn die letzten vier Alarme Fehlalarme waren“, fragt Meiworm. Durch Bagatelleinsätze wird das Ehrenamt auch ein bisschen ausgenutzt“, meinte Hengstebeck.

Abschließend kam Baradari auf die enorme Bedeutung des Ehrenamtes zu sprechen. Die Freiwilligen Feuerwehren leisteten dazu einen unverzichtbaren Beitrag. Der Frauenanteil betrage laut Hengstebeck übrigens nur fünf Prozent, bei den Jugendfeuerwehren sei aber ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen, der Hoffnung auf „mehr“ mache. Enttäuschend sei nach wie vor der Migrantenanteil. Er liege wie im Bundesdurchschnitt bei den Feuerwehren bei mageren ein Prozent. Hengstebeck und Meiworm vermuten, dass die Feuerwehren in den Herkunftsländern oft in militärische Strukturen eingebunden seien. Baradari warb für Brückenbauer, um die Integration zu stärken. Der Migrantenanteil in Deutschland liege gemäß Mikrozensus bei fast 30 Prozent an der Gesamtbevölkerung. „Es wäre schade für die Zukunft, wenn wir sie nicht gewinnen könnten“, so Baradari.

Zum Schluss ließ es sich die SPD-Bundestagsabgeordnete nicht nehmen, die erfahrenen Feuerwehrleute als Dank für ihr ehrenamtliches Engagement zur nächsten Blaulichtkonferenz ihrer Fraktion sowie zu einer dreitägigen Reise nach Berlin einzuladen.

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