Das Jungen-Fußballteam des St.-Ursula-Gymnasiums Attendorn hat am Dienstag, 25.06.24 im Landesfinale NRW in der Wettkampfklasse II (Jahrgänge 2008-2010) den 5. Platz belegt. Auch wenn die Ursulinen in Duisburg in vier Spielen ohne Punktgewinn geblieben sind, muss man dennoch sagen, dass sie die Stadt Attendorn und den Kreis Olpe mehr als nur würdig vertreten haben, denn die nackten Zahlen spiegeln nicht immer die Realität wider.
Man muss sich nur einmal die Vorzeichen, Rahmenbedingungen und den Verlauf der Spiele anschauen, dann kann man vielleicht auch als Außenstehender nachvollziehen, was in Duisburg passiert ist und wie dieser 5. Platz wirklich einzuordnen ist.
Im Kader der Ursulinen spielen ausnahmslos Spieler, die in der heimischen Kreisliga oder Bezirksliga aktiv sind, da es im ländlichen Raum einfach schwierig ist höherklassig spielen zu können, auch wenn der ein oder andere Spieler sicher das Potential hätte auch ein oder zwei Ligen höher zu spielen. Bei den Gegnern sieht das schon ein wenig anders aus, denn nicht ein einziger Spieler ist in diesem Ligaspektrum tätig, sondern alle spielen höherklassig.
Die Friedrich-Bayer-Realschule Wuppertal (0:3), die auch am Ende NRW-Meister geworden ist, hat eine eigene Fußballförderklasse und kooperiert mit mehreren Nachwuchsleistungszentren, wie zum Beispiel von Bayer 04 Leverkusen oder BVB 09 Dortmund. Das Landrat-Luca-Gymnasium Leverkusen (0:1) ist eine Eliteschule des Fußballs und bietet den angehenden Profispielern „bestmögliche Bedingungen“ um Karriere und den Sport miteinander zu vereinen und die Kooperationsschule von Bayer 04 Leverkusen. Eine Eliteschule des Sports ist auch das Helmholtz-Gymnasium Bielefeld (1:4), welches an Arminia Bielefeld angegliedert und die Gesamtschule Berger Feld (0:1) ist ein Fußballinternat und die Kooperationsschule des FC Schalke 04. Alle Schulen waren in der Vergangenheit auch schon als NRW-Meister im Bundesfinale in Berlin und nehmen regelmäßig in den verschiedenen Wettkampfklassen am Landesfinale teil. Sie sind gespickt mit Spielern, die in den verschiedenen NLZs der Bundesligisten in den U16-, U17- und U18-Mannschaften in der Juniorenbundesliga spielen. Einige dieser Spieler sind sogar im Kader der Junioren-Nationalmannschaft ihres Landes. Für Leverkusen liefen sogar drei Nationalspieler aus Deutschland und Spanien auf.
Die Erkenntnisse, die man aus den vier Spielen sicher gewinnen konnte, sind, dass die Gegner individuell viel stärker besetzt waren, technisch und taktisch besser geschult sind und sich auf einer ganz anderen Ebene der Handlungsschnelligkeit und Antizipationsfähigkeit bewegen. Dennoch gibt es im Fußball Komponenten, die man nicht unterschätzen darf und mit denen Mannschaften eben solche Defizite teilweise kompensieren können, nämlich die Magie der mannschaftlichen Geschlossenheit und des Teamspirits sowie der richtigen Einstellung und der Leistungsbereitschaft.
Und hier muss ich eindeutig sagen, waren die Ursulinen den anderen Mannschaften um einiges voraus. In allen Phasen des Spiels, wo man sich an diese Tugenden gehalten hat, konnten die Ursulinen den Gegnern Paroli bieten und bewegten sich auf Augenhöhe. Lies man jedoch auch nur einen Moment etwas nach, so war die Überlegenheit der Gegner sofort zu spüren und eben diese Phasen wurden gnadenlos bestraft. In den Spielen gegen die Schulen aus Wuppertal und Bielefeld erwischten die Ursulinen eben solche Phasen, wo man mit zu viel Respekt und Passivität agierte, und gerieten direkt ins Hintertreffen. In der restlichen Zeit bewegte man sich auf eben Augenhöhe und ließ nicht viel zu, allerdings wurden auch zu viele aussichtsreiche Umschaltmomente nicht konsequent zu Ende gespielt oder die gegebenen Torchancen genutzt. An diesen Stellen sieht man eben den Unterschied hinsichtlich der individuellen Klasse zwischen einem Junioren-Bundesligaspieler und einem Spieler aus der Kreisklasse aus dem Sauerland.
Anders verliefen die beiden Spiele gegen die favorisierten Mannschaften aus Leverkusen und Gelsenkirchen, denn hier ließ man keine Schwächephasen zu und konnte über die gesamte Spieldauer an die Leistungsgrenze gehen. Beide Spiele zeigten einige Parallelen auf. Hier ließen die Ursulinen von Beginn an nichts anbrennen, zeigten sich taktisch diszipliniert, glänzten durch Laufbereitschaft, Zweikampfstärke und ein diszipliniertes Auftreten, konnten sogar immer wieder Nadelstiche setzen und brachten die haushohen Favoriten schier zur Verzweiflung. In beiden Spielen sah es nach einem mehr als verdienten Unentschieden aus, als man doch noch mit dem Schlusspfiff jeweils den bitteren und unverdienten Gegentreffer hinnehmen musste. Gegen Leverkusen bekam man sogar unmittelbar vorher einen Elfmeter zugesprochen, der jedoch nicht verwandelt werden konnte und gegen die Gelsenkirchener wurde länger als im Vorfeld angezeigt gespielt, bis man schließlich doch noch den bitteren Gegentreffer hinnehmen musste. Wenn man also das gesamte Turnier Revue passieren lässt, dann wären vier bis sechs Punkte absolut realistisch und verdient gewesen und diese hätten sogar zum dritten Platz gereicht.
Daneben gab es noch genügend andere Beispiele, die zeigen, dass man sich als vermeintlich kleine Mannschaft und absoluter Außenseiter auch noch mit anderen Widrigkeiten auseinandersetzen muss. Sollten die Spiele eigentlich immer pünktlich angepfiffen werden, so galt dieses scheinbar nur für die Attendorner, da den anderen Mannschaften stets eine ausreichende Aufwärmphase gewährt wurde. Da fast alle Mannschaften in einem roten Trikotsatz aufliefen, musste eine Mannschaft immer Leibchen anziehen. Bei 28°C und teilweise zwei direkt hintereinander stattfindenden Spielen sicher kein Vergnügen, in drei Spielen wurden natürlich die Attendorner dafür ausgewählt.
Nun denn, wir lassen das einfach mal unkommentiert stehen.
Insgesamt
„Insgesamt empfinde ich nur Stolz und bedanke mich bei den Jungs, dass ich sie auf dieser wundervollen und einmaligen Reise begleiten durfte. Die Mannschaft hat gezeigt, was man durch mannschaftliche Geschlossenheit alles erreichen kann und dass man auch gegen vermeintlich übermächtige Gegner mithalten kann. Leider haben sie sich in Duisburg gerade gegen die Mannschaften aus Leverkusen und Gelsenkirchen im Landesfinale nicht belohnt, obwohl sie das mehr als nur verdient gehabt hätten. Dennoch haben sie den Kreis Olpe und das St.-Ursula-Gymnasium mehr als würdig vertreten! Einen besonderen Dank möchte ich auch noch unserem Förderverein und der Volksbank Sauerland aussprechen, die mit ihren Spenden dafür gesorgt haben, dass wir während des Turniers ausreichend versorgt, auf der Heimfahrt noch zu einem gemeinsamen Mannschaftsessen in einen Duisburger Dönertempel einkehren sowie als einzige Mannschaft vor Ort mit einem einheitlichen Repräsentationsanzug glänzen konnten!“
Marco König (Sportlehrer)