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Herr Ghambaryan leistet im Arbeitgeberkontakt Überzeugungsarbeit (Foto: Nadine El Moussaoui)

Zusammen mit der Agentur für Arbeit Siegen und dem Jobcenter Kreis Siegen-Wittgenstein empfingen drei Handelsunternehmen am vergangenen Donnerstag rund 80 Kundinnen und Kunden, die gerne zupacken und ihre berufliche Zukunft in einem der vielen abwechslungsreichen Jobs im Einzelhandel sehen. Ein anwesender Dolmetscherdienst half Menschen mit Fluchtgeschichte, letzte sprachliche Hemmnisse vor Ort zu überwinden und sich den Unternehmen motiviert zu präsentieren.

Im Berufsinformationszentrum (BiZ) der Siegener Arbeitsagentur herrschte buntes Treiben. Analog zum zukünftigen Arbeitsort ging es zwar gut koordiniert jedoch pausenlos von einem Gespräch zum anderen. Es wuselte auf der Veranstaltungsfläche und viele Menschen mit ambitioniertem Kurs auf den Arbeitsmarkt bahnten sich begleitet oder unbegleitet, immer aber gut vorbereitet, ihren Weg zu einem der Beratungstische. Dort warteten der Garten-Center Kremer, Globus und Lidl mit frischen Jobchancen auf Berufserfahrene wie Quereinsteiger.

Ein Jobstarter ist Garnik Ghambaryan. Der 36-jährige Armenier möchte sich gleich allen anwesenden Arbeitgebern präsentieren. Mit überarbeiteten Kurzbewerbungsunterlagen wartet er auf die nächste Gelegenheit vorzusprechen. In der Heimat, die er 2015 verlassen hat, hat er mehrere Jahre in der IT als Betriebsinformatiker gearbeitet. Er ist offen und zeigt sich neugierig sein vorhandenes Know-How auch im Bereich Warenverräumung und in der Logistik einzusetzen: „Ich bin kontaktfreudig und möchte mich auf kurzem Weg hier Arbeitgebern zeigen. Ich würde bei entsprechender Gelegenheit ohne Zögern auch eine Ausbildung zum Verkäufer starten.“ Besonders attraktiv sind für Ghambaryan die Entwicklungsmöglichkeiten, die der Handel für ihn bereithält. Bei entsprechender Motivation ist hier alles möglich. Auch seine Frau, die ihn zu den Gesprächen im BiZ begleitet, hat beruflich eine neue Heimat gefunden. Als Integrationsfachkraft begleitet sie demnächst Schülerinnen und Schüler im Schulalltag. In der Heimat war sie Sportlehrerin.

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Eine Bewerbende im intensiven Austausch mit einem der anwesenden Arbeitgeber aus dem Handel (Foto: Nadine El Moussaoui)

Jeder der Anwesenden ergreift an diesem Vormittag seine Chance. Durch Workshops vorab gut vorbereitet, in denen die Bewerbenden auch inhaltlich auf die Jobs im Handel eingestimmt wurden, in denen ihre Bewerbungsmappen ein Update erfahren haben und auch die Vorstellungsgespräche skizziert wurden, kommen alle Kundinnen und Kunden ebenfalls ihrerseits mit Erwartungen zu den Arbeitgebergesprächen.

Jihad Boukhadmi unterstützt an diesem Vormittag, wo nötig, und bietet ihre Dolmetscherdienstleistungen an: „Die anwesenden Arbeitgeber haben sich sehr gut auf die Bewerber eingestellt. Sie sind nett und zeigen Geduld, wenn das Gegenüber nach einer Gelegenheit sucht, sich besonders gut auszudrücken. Diese Haltung im Gespräch ist wertvoll, weil es Unsicherheit auf Seiten der Bewerber minimiert und diese authentisch ihr Wollen zeigen können.“

Katharina Osthues, Leitung Verkauf bei Lidl und für gleich mehrere Filialen in Siegen und Umgebung verantwortlich, resümiert ihre Kontakte so: „Die Leute sind gut vorbereitet und es ist bemerkenswert, wie viele von ihnen selbst ihre Deutschkenntnisse so unterschätzen. Sie beginnen ihre Vorstellung mit einer einleitenden Entschuldigung. Das ist aus meiner Sicht gar nicht nötig, viele haben gut verständlich zum Ausdruck gebracht, dass sie Lust auf einen Job bei uns haben. Ich freue mich, wenn ich die eine oder den anderen zum vertieften Vorstellungsgespräch bei uns wiedersehe.“

Ohne Zweifel wichtig für eine Beschäftigung im Einzelhandel ist das Vorhandensein von Teamfähigkeit und Menschlichkeit. Man muss sowohl im Team als auch im Kontakt mit den Kundinnen und Kunden auf der Verkaufsfläche offen und hilfsbereit sein. Eigeninitiative gehört ebenfalls zu den unabdingbaren Voraussetzungen für eine Tätigkeit im Handel und der Blick dafür, wo es anzupacken gilt. Die Veranstaltenden blicken zufrieden auf die vielen Gespräche und Begegnungen. Dr. Tanja Bierwirth vom Jobcenter Kreis Siegen-Wittgenstein fasst ihre Eindrücke so zusammen: „Die Atmosphäre war einfach schön. All die wertschätzenden Begegnungen zu beobachten. Es hat einfach Spaß gemacht.“

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