Samstag, 25. Januar 2025

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Ora­to­ri­um – „Maria – eine wie kei­ne“ fei­er­te mit „Stan­din­gO­va­tions“ Welt­pre­mie­re in Lüden­scheids Erlö­ser­kir­che

Das Ora­to­ri­um „Maria – eine wie kei­ne“ fei­er­te am 18.5.2024 Welt­pre­mie­re in der Evan­ge­li­schen Erlö­ser­kir­che Lüden­scheid. Der Super­in­ten­dent des Evan­ge­li­schen Kir­chen­krei­ses Lüden­scheid-Plet­ten­berg, Dr. Chris­tof Gro­te, eröff­ne­te die Auf­füh­rung mit den Wor­ten: „Ein gewal­ti­ges Ora­to­ri­um, geschrie­ben von mei­nem Kol­le­gen und Freund Dok­tor Manu­el Schil­ling, Super­in­ten­dent aus Soest. Kom­po­niert von Dmi­t­ri Gre­go­riev, Kan­tor unsers Kir­chen­krei­ses. Lie­ber Manu­el, lie­ber Dmi­t­ri, herz­lich will­kom­men heu­te Nach­mit­tag euch bei­den und all den, die euch hier­her beglei­tet haben. Wir freu­en uns, Maria ganz neu zu sehen, zu hören und zu erle­ben. Umge­setzt wird all das durch das gesam­te Ensem­ble mit viel Begeis­te­rung für die Geschich­te der Maria, die, da bin ich mir ganz sicher, das Publi­kum eben­falls begeis­tern wird. Wir hören heu­te Musik, sehen Film­sze­nen, erle­ben Thea­ter­se­quen­zen. Und wer­den so mit­ge­nom­men in eine der ganz alten Geschich­ten der Bibel, die noch immer aktu­ell ist. Die Geschich­te des Lebens der Mut­ter Jesu aus einer sehr per­sön­li­chen Sicht. Sie blickt am Ende ihres Lebens zurück auf die Zeit mit ihrem Sohn Jesus. Und öff­net damit zugleich den Blick nach vorn. So wenig, wie die­se alte
Geschich­te irgend­ei­nem ande­ren Ereig­nis der Mensch­heit zuge­ord­net wer­den kann, so wenig ord­net die­ses Ora­to­ri­um das dama­li­ge Gesche­hen einer uns bekann­ten Kate­go­rie zu. Denn dazu ist die Geburt Jesu und sein Leben zu ein­zig­ar­tig und gleich­zei­tig zu viel­fäl­tig. So viel­fäl­tig wie das Leben, das Gott uns schenkt. So viel­fäl­tig wie die Frau und Mut­ter Maria. Freu­en Sie sich daher mit mir auf einen in vie­ler Hin­sicht über­ra­schen­den Abend!“

Inner­halb des sehr redu­zier­ten Büh­nen­bil­des, in dem sich der Focus aus­schließ­lich auf die Schau­spie­ler und die Film­se­quen­zen leg­te, beweg­ten sich Maria (Lina Stich) und die acht Evan­ge­lis­ten (Jugend-Thea­ter­grup­pe Soest/Lippstadt) – unter ihnen auch Maria Mag­da­le­na,
Mar­kus und Jako­bus, der Halb­bru­der des Herrn – gekonnt zwi­schen gro­ßen Moni­to­ren über zwei Stun­den hin­weg durch die per­sön­li­che Geschich­te der Maria.

Der Hin­ter­grund: Die Evan­ge­lis­ten tref­fen sich zu einem „Evan­ge­lis­ten-Kon­gress“ in Jeru­sa­lem. Sie sind auf der Suche nach Maria, um direkt an der Quel­le zu for­schen. Mitt­ler­wei­le kur­sie­ren so vie­le unter­schied­li­che Geschich­ten über die­se außer­ge­wöhn­li­che Frau, dass nie­mand mehr so recht durch­blickt, was davon Legen­de oder Wahr­heit ist. Sie war offen­sicht­lich aus­er­wählt. Ist sie daher eine Hei­li­ge oder ein nor­ma­ler Mensch? Oder bei­des? Auf jeden Fall ist sie eine star­ke Frau, die sich in kein Sche­ma ein­ord­nen lässt. Wer bist Du, Maria? Das ist die Fra­ge, die die Evan­ge­lis­ten ihr stel­len wol­len.

Dabei sto­ßen sie erst ein­mal auf Wider­stand. Maria ist krank, alles ande­re als „gut drauf“ und daher ganz schön wider­bors­tig und genervt von den „Evan­ge­lis­ten“. Durch ihre oft eher wider­stre­ben­den Ant­wor­ten wird jedoch all­mäh­lich klar: Sie fühlt sich alles ande­re als hei­lig,
son­dern zual­ler­erst als Mut­ter. Als Mama, deren Herz viel­fäl­tig gebro­chen wur­de und die nicht nur Schö­nes mit ihrem Sohn erleb­te. Dazu zogen Schau­spie­le­rIn­nen und Musik authen­tisch beleg­te bibli­sche Situa­tio­nen zu Rate, wie die Geburt Jesu, die Hoch­zeit zu Kana­an, die Abwei­sung sei­ner Fami­lie durch Jesus selbst und die Kreu­zi­gung. Die ein­zel­nen Geschich­ten wur­den dabei bein­dru­ckend unter­stützt von Schwarz­weiß-Fil­men (Schau­spie­le­rIn­nen Jugend-Thea­ter­grup­pe Soest/Lippstadt), die bereits ganz zu Anfang ein­drück­lich zeig­ten: In der wah­ren Geschich­te Mari­as geht es um eine Mut­ter-Sohn Bezie­hung. Sie ver­deut­licht ein Lei­den, wie nur eine lie­ben­de Mut­ter lei­den kann. Nicht um den Sohn Got­tes, son­dern ganz real um das gelieb­te Kind. Die­se Sicht zieht sich durch. Auch in dem Gesang der Maria (Lina Stich), die mit ihren aus­drucks­star­ken Soli die Her­zen des Publi­kums zu erobern wuss­te.

Die schau­spie­le­ri­sche und gesang­li­che Leis­tung der Jugend­li­chen wur­de unter­stützt durch die klang­ge­wal­ti­ge Musik von Dmi­t­ri Gre­go­riev. Zutiefst bewe­gend nah­men die her­vor­ra­gen­den Stim­men von Chor (erwei­ter­tes Lüden­schei­der Vokal­ensem­ble) und die Solis­ten mit hin­ein in das Gesche­hen. Und ver­mit­tel­ten eine „Gän­se­haut-Fee­ling“, das durch die gan­ze Auf­füh­rung hin­durch anhielt. Mal wur­den die Sän­ger von Orgel und Orches­ter unter­stützt, mal wur­den Cho­rä­le in latei­ni­scher Spra­che A‑Chapella gesun­gen. Die Musik wech­selt zudem durch alle
Gen­res. Klas­sik, Pop und auch Jaz­z­ele­men­te ver­ei­nig­ten sich zu einem har­mo­ni­schen Gan­zen, mit einer fast ewi­gen Strahl­kraft, die mühe­los durch die Jahr­hun­der­te führ­te und bewies: Die Geschich­te der Maria ist heu­te noch genau­so aktu­ell wie vor 2000 Jah­ren.

Die Jugend­li­chen spiel­ten und san­gen die Geschich­te Mari­as groß­ar­tig. Was auf der Büh­ne mit einem ein­zi­gen blau­en Tuch, den Fil­men rechts und links und dem Spiel der jun­gen Schau­spie­ler an atmo­sphä­ri­scher Dich­te erzeugt wur­de, war schlicht­weg atem­be­rau­bend. Manch­mal muss­te man wei­nen, dann wie­der lachen, wenn der „Evan­ge­lis­ten-Kon­gress“ sich hef­tig stritt. Die Jün­ger Jesu waren eben auch nur Men­schen.

Beson­ders inten­siv wur­de es, wenn die Film-Dar­stel­ler von Jesus (Nee­la Wickard), Maria (Mer­le Gro­ße-Ophoff), Josef (Flo­ri­an Mil­de) und Engel Gabri­el (Sophie Gön­ne­mann) ein­ge­blen­det wur­den. Eine schau­spie­le­ri­sche Glanz­leis­tung jedes ein­zel­nen Akteurs! Fil­misch geni­al umge­setzt vom Team um den Film­schaf­fen­den Johann Schil­ling her­um. Der Kon­trast zwi­schen der kun­ter­bun­ten Schar der Büh­nen­schau­spie­ler zu den durch­weg schwarz­wei­ßen Fil­men hät­te grö­ßer nicht sein kön­nen. Durch die­sen Gegen­satz ent­stand eine Wech­sel­wir­kung von gro­ßer Inten­si­tät, die der gesam­ten Geschich­te ein hohes Maß an rea­lem Bezug gab.

Der Wech­sel zwi­schen Klas­sik, Cho­rä­len, Pop und Jazz erzeug­te eben­falls einen Span­nungs­bo­gen zwi­schen Anti­ke und Moder­ne, der in sich stim­mig, die Auf­merk­sam­keit auf ein zeit­lo­ses Gesche­hen lenk­te. Die Geschich­te Jesu und sei­ner Mut­ter wur­de zu einem gene­ra­tio­nen­über­grei­fen­den Erleb­nis. Man konn­te sich pro­blem­los mit Maria als rea­ler Frau iden­ti­fi­zie­ren. Durch­aus schroff und gar nicht amü­siert von den „Evan­ge­lis­ten“, gab sie tie­fe Ein­bli­cke in ihr wah­res Inne­res, in die schwe­ren, unwie­der­bring­li­chen Ver­lus­te, die sie nicht nur durch den Tod ihres Soh­nes, son­dern auch durch den Tod ihres Man­nes erlitt. Und den­noch leb­te sie am Ende ihres Lebens im Frie­den mit ihrer Auf­ga­be, denn sie wuss­te, dass ihr Sohn die Mensch­heit durch das Kreuz geret­tet hat. Eine star­ke und dabei sen­si­ble Frau, die durch ihr „Ja“ zu der Fra­ge Got­tes, ob sie bereit sei, den Erlö­ser zu gebä­ren, die Tür zur Ret­tung der gan­zen Mensch­heit öff­ne­te.

Alles in allem ist das Maria-Ora­to­ri­um ein beein­dru­cken­des Zeug­nis für das Leben Jesu mit sei­ner Mut­ter. Groß­ar­ti­ge Stim­men, gewal­ti­ge Musik und Bil­der, Jugend­li­che, die nicht nur wun­der­bar spiel­ten, son­dern genau­so schön san­gen, all das füg­te sich zu einem gro­ßen Gan­zen zusam­men, das das Evan­ge­li­um als das bezeug­te, was es ist: Nicht nur die Ret­tung der Mensch­heit durch den Sohn Got­tes, son­dern auch die Tat ein­fa­cher Men­schen, die bereit waren und sind, für die „Fro­he Bot­schaft“ manch­mal mehr als zumut­bar zu lei­den. Die dazu ihre Zustim­mung gaben und geben. Seit 2000 Jah­ren sind Chris­ten auf die­sem Weg, auch des­we­gen, weil eine jun­ge Frau damals Gott gehor­sam war. Sie war Got­tes „Plan A“ zur Ret­tung der gesam­ten Welt. Sie war kei­ne Hei­li­ge, son­dern ein ganz nor­ma­ler Mensch, dem viel abver­langt wur­de. Eben­so wie dem jun­gen Josef, der eben­falls bereit war, mit jeder Kon­ven­ti­on zu bre­chen und Jesus ein guter Papa zu sein. Mit dem
Maria-Ora­to­ri­um wer­den bei­de geehrt. Ohne sie als Per­so­nen zu ver­fäl­schen. Sie sind ein­fach Eltern. Nicht mehr und nicht weni­ger.

Wenn man als Besu­cher nach zwei Stun­den völ­lig atem­los von Musik, Mul­ti­me­dia und Schau­spiel wie­der in den All­tag zurück­muss, darf man in der Gewiss­heit nach Hau­se gehen: Got­tes Hel­den sind Men­schen. Chris­ten sind auch heu­te noch ein Teil davon, denn sie sagen „ja“ zu einem oft nicht ganz ein­fa­chen Leben der Nach­fol­ge. Maria setz­te die­sen Grund­stein nicht nur für ihr beson­de­res Kind. Son­dern sie war über­haupt die Ers­te, die Jesus bedin­gungs­los nach­folg­te. Das wird häu­fig ver­ges­sen. Als Christ darf man daher dank­bar sein. Für ihre Ent­schei­dung, für ihr ganz per­sön­li­ches Lei­den und ihre Lie­be zu dem Sohn Got­tes, der bei ihr und ihrem Mann Josef in Lie­be, Schutz und Gebor­gen­heit auf­wach­sen durf­te. Maria, wahr­lich eine wie kei­ne. Sie hat alles rich­tig gemacht!

Lüden­scheid darf zu Recht froh dar­über sein, Ort der Welt­pre­mie­re des Maria-Ora­to­ri­ums gewe­sen zu sein. Es darf stolz sein auf den Kreis­kan­tor und Aus­nah­me­mu­si­ker Dmi­t­ri Gre­go­riev, der in der Lage ist, solch eine gewal­ti­ge Musik zu erschaf­fen. Stolz auch auf das erwei­ter­te Lüden­schei­der Vokal­ensem­bel, wel­ches die­se Musik­welt in der gro­ßen Qua­li­tät umset­zen kann. Und glück­lich: Über die Solis­ten Anna Padal­ko (Mez­zo Sopran) und Petra König-Guri­an (Sopran), die Orga­nis­tin Annet­te Eli­sa­beth Arns­mei­er und über das pro­fes­sio­nel­le Pro­jekt-Orches­ter. Nicht zu ver­ges­sen auch über die Bezie­hun­gen zu Soest und sei­nem Super­in­ten­den­ten, der die Geschich­te der Maria so tref­fend gemein­sam mit der Jugend-Thea­ter­grup­pe Soest-Lipp­stadt und sei­nem Sohn Johann Schil­ling, der bei den Foto­se­quen­zen Regie führ­te, umsetz­te. Gro­ßer Dank geht zudem an den Regis­seur des Ora­to­ri­ums, Hei­ner Kall­mei­er, dem es gelang, in nur neun Mona­ten Musik, Schau­spiel und Film zu einem beein­dru­cken­den Gesamt­kunst­werk zusam­men­zu­fü­gen.

Geehrt wur­de die Welt­pre­mie­re durch „Stan­ding Ova­tions“ der vie­len Besu­cher in den bei­den sehr gut besuch­ten Auf­füh­run­gen, zu denen auch die bei­den Land­tags­ab­ge­ord­ne­ten Gor­dan Dudas (SPD) und Ralf Schwarz­kopf (CDU) gehör­ten, die außer­or­dent­lich beein­druckt waren. Gor­dan Dudas bedank­te sich bei Dr. Chris­tof Gro­te mit den Wor­ten: „Dan­ke, dass Sie mich ein­ge­la­den haben. Ich bin unein­ge­schränkt begeis­tert von die­sem bewe­gen­den Ereig­nis, an dem ich heu­te teil­neh­men durf­te!“

Jetzt pil­gert das Ora­to­ri­um wei­ter. Ter­mi­ne und Orte wer­den auf der Web­sei­te https://mariaeinewiekeine.de/ publi­ziert. Dazu viel Wis­sens­wer­tes über Ent­ste­hungs­pro­zess, Pro­ben und Inten­ti­on. Wer kann, soll­te die Chan­ce nut­zen, sich das Ora­to­ri­um anzu­schau­en. Man
kommt anders und viel­leicht ein wenig bes­ser aus der Auf­füh­rung her­aus, als man hin­ein­ge­gan­gen ist. Gän­se­haut-Fee­ling inklu­si­ve!

@EKKLP

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