Sonntag, 13. Oktober 2024

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Oratorium – „Maria – eine wie keine“ feierte mit „StandingOvations“ Weltpremiere in Lüdenscheids Erlöserkirche

Das Oratorium „Maria – eine wie keine“ feierte am 18.5.2024 Weltpremiere in der Evangelischen Erlöserkirche Lüdenscheid. Der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg, Dr. Christof Grote, eröffnete die Aufführung mit den Worten: „Ein gewaltiges Oratorium, geschrieben von meinem Kollegen und Freund Doktor Manuel Schilling, Superintendent aus Soest. Komponiert von Dmitri Gregoriev, Kantor unsers Kirchenkreises. Lieber Manuel, lieber Dmitri, herzlich willkommen heute Nachmittag euch beiden und all den, die euch hierher begleitet haben. Wir freuen uns, Maria ganz neu zu sehen, zu hören und zu erleben. Umgesetzt wird all das durch das gesamte Ensemble mit viel Begeisterung für die Geschichte der Maria, die, da bin ich mir ganz sicher, das Publikum ebenfalls begeistern wird. Wir hören heute Musik, sehen Filmszenen, erleben Theatersequenzen. Und werden so mitgenommen in eine der ganz alten Geschichten der Bibel, die noch immer aktuell ist. Die Geschichte des Lebens der Mutter Jesu aus einer sehr persönlichen Sicht. Sie blickt am Ende ihres Lebens zurück auf die Zeit mit ihrem Sohn Jesus. Und öffnet damit zugleich den Blick nach vorn. So wenig, wie diese alte
Geschichte irgendeinem anderen Ereignis der Menschheit zugeordnet werden kann, so wenig ordnet dieses Oratorium das damalige Geschehen einer uns bekannten Kategorie zu. Denn dazu ist die Geburt Jesu und sein Leben zu einzigartig und gleichzeitig zu vielfältig. So vielfältig wie das Leben, das Gott uns schenkt. So vielfältig wie die Frau und Mutter Maria. Freuen Sie sich daher mit mir auf einen in vieler Hinsicht überraschenden Abend!“

Innerhalb des sehr reduzierten Bühnenbildes, in dem sich der Focus ausschließlich auf die Schauspieler und die Filmsequenzen legte, bewegten sich Maria (Lina Stich) und die acht Evangelisten (Jugend-Theatergruppe Soest/Lippstadt) – unter ihnen auch Maria Magdalena,
Markus und Jakobus, der Halbbruder des Herrn – gekonnt zwischen großen Monitoren über zwei Stunden hinweg durch die persönliche Geschichte der Maria.

Der Hintergrund: Die Evangelisten treffen sich zu einem „Evangelisten-Kongress“ in Jerusalem. Sie sind auf der Suche nach Maria, um direkt an der Quelle zu forschen. Mittlerweile kursieren so viele unterschiedliche Geschichten über diese außergewöhnliche Frau, dass niemand mehr so recht durchblickt, was davon Legende oder Wahrheit ist. Sie war offensichtlich auserwählt. Ist sie daher eine Heilige oder ein normaler Mensch? Oder beides? Auf jeden Fall ist sie eine starke Frau, die sich in kein Schema einordnen lässt. Wer bist Du, Maria? Das ist die Frage, die die Evangelisten ihr stellen wollen.

Dabei stoßen sie erst einmal auf Widerstand. Maria ist krank, alles andere als „gut drauf“ und daher ganz schön widerborstig und genervt von den „Evangelisten“. Durch ihre oft eher widerstrebenden Antworten wird jedoch allmählich klar: Sie fühlt sich alles andere als heilig,
sondern zuallererst als Mutter. Als Mama, deren Herz vielfältig gebrochen wurde und die nicht nur Schönes mit ihrem Sohn erlebte. Dazu zogen SchauspielerInnen und Musik authentisch belegte biblische Situationen zu Rate, wie die Geburt Jesu, die Hochzeit zu Kanaan, die Abweisung seiner Familie durch Jesus selbst und die Kreuzigung. Die einzelnen Geschichten wurden dabei beindruckend unterstützt von Schwarzweiß-Filmen (SchauspielerInnen Jugend-Theatergruppe Soest/Lippstadt), die bereits ganz zu Anfang eindrücklich zeigten: In der wahren Geschichte Marias geht es um eine Mutter-Sohn Beziehung. Sie verdeutlicht ein Leiden, wie nur eine liebende Mutter leiden kann. Nicht um den Sohn Gottes, sondern ganz real um das geliebte Kind. Diese Sicht zieht sich durch. Auch in dem Gesang der Maria (Lina Stich), die mit ihren ausdrucksstarken Soli die Herzen des Publikums zu erobern wusste.

Die schauspielerische und gesangliche Leistung der Jugendlichen wurde unterstützt durch die klanggewaltige Musik von Dmitri Gregoriev. Zutiefst bewegend nahmen die hervorragenden Stimmen von Chor (erweitertes Lüdenscheider Vokalensemble) und die Solisten mit hinein in das Geschehen. Und vermittelten eine „Gänsehaut-Feeling“, das durch die ganze Aufführung hindurch anhielt. Mal wurden die Sänger von Orgel und Orchester unterstützt, mal wurden Choräle in lateinischer Sprache A-Chapella gesungen. Die Musik wechselt zudem durch alle
Genres. Klassik, Pop und auch Jazzelemente vereinigten sich zu einem harmonischen Ganzen, mit einer fast ewigen Strahlkraft, die mühelos durch die Jahrhunderte führte und bewies: Die Geschichte der Maria ist heute noch genauso aktuell wie vor 2000 Jahren.

Die Jugendlichen spielten und sangen die Geschichte Marias großartig. Was auf der Bühne mit einem einzigen blauen Tuch, den Filmen rechts und links und dem Spiel der jungen Schauspieler an atmosphärischer Dichte erzeugt wurde, war schlichtweg atemberaubend. Manchmal musste man weinen, dann wieder lachen, wenn der „Evangelisten-Kongress“ sich heftig stritt. Die Jünger Jesu waren eben auch nur Menschen.

Besonders intensiv wurde es, wenn die Film-Darsteller von Jesus (Neela Wickard), Maria (Merle Große-Ophoff), Josef (Florian Milde) und Engel Gabriel (Sophie Gönnemann) eingeblendet wurden. Eine schauspielerische Glanzleistung jedes einzelnen Akteurs! Filmisch genial umgesetzt vom Team um den Filmschaffenden Johann Schilling herum. Der Kontrast zwischen der kunterbunten Schar der Bühnenschauspieler zu den durchweg schwarzweißen Filmen hätte größer nicht sein können. Durch diesen Gegensatz entstand eine Wechselwirkung von großer Intensität, die der gesamten Geschichte ein hohes Maß an realem Bezug gab.

Der Wechsel zwischen Klassik, Chorälen, Pop und Jazz erzeugte ebenfalls einen Spannungsbogen zwischen Antike und Moderne, der in sich stimmig, die Aufmerksamkeit auf ein zeitloses Geschehen lenkte. Die Geschichte Jesu und seiner Mutter wurde zu einem generationenübergreifenden Erlebnis. Man konnte sich problemlos mit Maria als realer Frau identifizieren. Durchaus schroff und gar nicht amüsiert von den „Evangelisten“, gab sie tiefe Einblicke in ihr wahres Inneres, in die schweren, unwiederbringlichen Verluste, die sie nicht nur durch den Tod ihres Sohnes, sondern auch durch den Tod ihres Mannes erlitt. Und dennoch lebte sie am Ende ihres Lebens im Frieden mit ihrer Aufgabe, denn sie wusste, dass ihr Sohn die Menschheit durch das Kreuz gerettet hat. Eine starke und dabei sensible Frau, die durch ihr „Ja“ zu der Frage Gottes, ob sie bereit sei, den Erlöser zu gebären, die Tür zur Rettung der ganzen Menschheit öffnete.

Alles in allem ist das Maria-Oratorium ein beeindruckendes Zeugnis für das Leben Jesu mit seiner Mutter. Großartige Stimmen, gewaltige Musik und Bilder, Jugendliche, die nicht nur wunderbar spielten, sondern genauso schön sangen, all das fügte sich zu einem großen Ganzen zusammen, das das Evangelium als das bezeugte, was es ist: Nicht nur die Rettung der Menschheit durch den Sohn Gottes, sondern auch die Tat einfacher Menschen, die bereit waren und sind, für die „Frohe Botschaft“ manchmal mehr als zumutbar zu leiden. Die dazu ihre Zustimmung gaben und geben. Seit 2000 Jahren sind Christen auf diesem Weg, auch deswegen, weil eine junge Frau damals Gott gehorsam war. Sie war Gottes „Plan A“ zur Rettung der gesamten Welt. Sie war keine Heilige, sondern ein ganz normaler Mensch, dem viel abverlangt wurde. Ebenso wie dem jungen Josef, der ebenfalls bereit war, mit jeder Konvention zu brechen und Jesus ein guter Papa zu sein. Mit dem
Maria-Oratorium werden beide geehrt. Ohne sie als Personen zu verfälschen. Sie sind einfach Eltern. Nicht mehr und nicht weniger.

Wenn man als Besucher nach zwei Stunden völlig atemlos von Musik, Multimedia und Schauspiel wieder in den Alltag zurückmuss, darf man in der Gewissheit nach Hause gehen: Gottes Helden sind Menschen. Christen sind auch heute noch ein Teil davon, denn sie sagen „ja“ zu einem oft nicht ganz einfachen Leben der Nachfolge. Maria setzte diesen Grundstein nicht nur für ihr besonderes Kind. Sondern sie war überhaupt die Erste, die Jesus bedingungslos nachfolgte. Das wird häufig vergessen. Als Christ darf man daher dankbar sein. Für ihre Entscheidung, für ihr ganz persönliches Leiden und ihre Liebe zu dem Sohn Gottes, der bei ihr und ihrem Mann Josef in Liebe, Schutz und Geborgenheit aufwachsen durfte. Maria, wahrlich eine wie keine. Sie hat alles richtig gemacht!

Lüdenscheid darf zu Recht froh darüber sein, Ort der Weltpremiere des Maria-Oratoriums gewesen zu sein. Es darf stolz sein auf den Kreiskantor und Ausnahmemusiker Dmitri Gregoriev, der in der Lage ist, solch eine gewaltige Musik zu erschaffen. Stolz auch auf das erweiterte Lüdenscheider Vokalensembel, welches diese Musikwelt in der großen Qualität umsetzen kann. Und glücklich: Über die Solisten Anna Padalko (Mezzo Sopran) und Petra König-Gurian (Sopran), die Organistin Annette Elisabeth Arnsmeier und über das professionelle Projekt-Orchester. Nicht zu vergessen auch über die Beziehungen zu Soest und seinem Superintendenten, der die Geschichte der Maria so treffend gemeinsam mit der Jugend-Theatergruppe Soest-Lippstadt und seinem Sohn Johann Schilling, der bei den Fotosequenzen Regie führte, umsetzte. Großer Dank geht zudem an den Regisseur des Oratoriums, Heiner Kallmeier, dem es gelang, in nur neun Monaten Musik, Schauspiel und Film zu einem beeindruckenden Gesamtkunstwerk zusammenzufügen.

Geehrt wurde die Weltpremiere durch „Standing Ovations“ der vielen Besucher in den beiden sehr gut besuchten Aufführungen, zu denen auch die beiden Landtagsabgeordneten Gordan Dudas (SPD) und Ralf Schwarzkopf (CDU) gehörten, die außerordentlich beeindruckt waren. Gordan Dudas bedankte sich bei Dr. Christof Grote mit den Worten: „Danke, dass Sie mich eingeladen haben. Ich bin uneingeschränkt begeistert von diesem bewegenden Ereignis, an dem ich heute teilnehmen durfte!“

Jetzt pilgert das Oratorium weiter. Termine und Orte werden auf der Webseite https://mariaeinewiekeine.de/ publiziert. Dazu viel Wissenswertes über Entstehungsprozess, Proben und Intention. Wer kann, sollte die Chance nutzen, sich das Oratorium anzuschauen. Man
kommt anders und vielleicht ein wenig besser aus der Aufführung heraus, als man hineingegangen ist. Gänsehaut-Feeling inklusive!

@EKKLP

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