In feierlichem Rahmen überreichte am Montag (23. Oktober 2023) Landrat Theo Melcher den Preis „Kein Platz für Extremismus und Rassismus“ des Kreises Olpe an die Familie von Bettina Kleeschulte und Detlev Beckmann aus Helden sowie Sami Gebremariam aus Lennestadt. Immer wieder honorierten die Gäste mit lang anhaltendem Beifall die verschiedenen Reden sowie die Auftritte des Rapper-Trios „B.E. und seine Brüder“, die der Preisverleihung im großen Sitzungssaal des Kreishauses mit tiefgründigen Wort- und Musikbeiträgen einen bemerkenswerten kulturellen Rahmen verliehen.    

Seit 2019 verleiht der Kreis Olpe alle zwei Jahre den Preis „Kein Platz für Extremismus und Rassismus“ und würdigt damit das Engagement von Personen oder Gruppen, die sich in kreativer Form gegen Antisemitismus und extremistische Ideologien einsetzen und für ein respektvolles Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft eintreten und dazu ermutigen.

Nach einer öffentlichen Ausschreibung sind in diesem Jahr vier Vorschläge zur Preisverleihung eingegangen. „Alle Projekte wären es wert gewesen, hervorgehoben zu werden“, erklärte Michael Hecken in seiner Begrüßung zur Preisverleihung. Der Vorsitzende des Ausschusses für Sport und Kultur ergänzte: „Immer stecken Ideenreichtum, Einsatzbereitschaft und viel Zeit und Liebe dahinter.“

Die Jury habe jedoch den Wunsch geäußert, diesen Preis des Kreises Olpe nicht aufzuteilen, sondern eine Bewerbung auszuwählen, die besonders hervorsteche. Diese solle die volle Aufmerksamkeit bekommen. Am Ende der Beratungen schlug die Jury einstimmig die Aktion „Mal gegen Rassismus“ der Familie Kleeschulte und Beckmann sowie Sami Gebremariam für die Preisverleihung vor.

Dieser Empfehlung folgte der Kreistag in seiner Sitzung am 25. September 2023 mit einem einstimmigen Beschluss. Vorausgegangen waren Beratungen und ebenfalls einstimmige Voten im Ausschuss für Sport und Kultur sowie im Kreisausschuss des Kreises Olpe.

Das ehrenamtlich getragene Projekt „Mal gegen Rassismus“ der Familie von Bettina Kleeschulte und Detlev Beckmann sowie Künstler Sami Gebremariam ist als Initiative gegen Rassismus und Ausgrenzung aufgrund rassistischer Diskriminierungs- und Ausgrenzungserfahrungen im privaten Umfeld entstanden. Auslöser war unter anderem ein Erlebnis, bei dem einer der Söhne aufgrund seiner Hautfarbe von dem Türsteher einer Diskothek „selektiert“ und nicht hineingelassen wurde.

Diese Situation nahm die Familie Kleeschulte und Beckmann zum Anlass, gemeinsam mit Künstler Sami Gebremariam zur Aktion „Mal gegen Rassismus“ aufzurufen. 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer setzten sodann ein farbenreiches Fanal gegen Ausgrenzung und für ein respektvolles Miteinander. Die Akteurinnen und Akteure bewiesen auf eindrucksvolle Weise zivilgesellschaftliches Engagement. Einige der dort entstandenen Bilder umsäumten übrigens die Preisverleihung im Kreishaus. Eine Wiederholung dieser Malaktion ist vorgesehen.

Landrat Theo Melcher betonte: „Es macht mich froh, dass wir mit der Familie Kleeschulte und Beckmann sowie dem Künstler Sami Gebremariam erneut sehr würdige Preisträger haben.“ Die Beteiligten seien mit dieser Malaktion, in der tolle Bilder entstanden seien, nicht zum ersten Mal positiv aufgefallen, sondern hätten sich schon häufiger für die gute Sache eingesetzt.

Theo Melcher appellierte: „Jeder und jede von uns sollte mit offenen Augen durch die Welt gehen und Alltagsrassismus nicht nur erkennen, sondern auch klar ansprechen. Ob man nun selbst betroffen ist oder nur zufällig anwesend. Solidarität ist viel wert. Denn sie beweist den Betroffenen, dass sie Teil einer starken Gemeinschaft sind, die besser miteinander umgehen will.“

In ihrer sehr persönlichen und emotionalen Laudatio hob Uta Hoffmann, freiberufliche Künstlerin mit Ateliers in Attendorn und Bochum, hervor, dass es höchste Zeit sei, mit Zivilcourage gegen den Rechtsruck in der Gesellschaft anzugehen. Denn zu oft zerbreche die Illusion einer funktionierenden Willkommenskultur. „Wir brauchen mehr Kleeschultes, Beckmanns und Gebremariams. Ihr seid ein leuchtendes Beispiel für gelungene Integration. Und seid Euch gewiss: Ihr seid nicht allein.“

Bettina Kleeschulte berichtete von fast täglichen Rassismuserfahrungen – auch mit „üblen körperlichen Verletzungen“ als Folge. Die Preisträgerin verurteilte im Rahmen der Preisverleihung jede Art von Rassismus. Sie wünsche sich mehr Empörung darüber in der Gesellschaft sowie Veränderungen, die alle Kinder sicher in Deutschland aufwachsen ließen. Der Preis erfülle sie mit Stolz.

Das Rapper-Ensemble „B.E. und seine Brüder“ (Mo, Nef und Pipo) aus Siegen beließ es nicht bei bemerkenswerten musikalischen Einlagen, sondern bezog ebenfalls eindrucksvoll Stellung und berichtete über eigene Erfahrungen von Rassismus.

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Das Rapper-Trio „B.E. und seine Brüder“ verlieh der Preisverleihung im großen Sitzungssaal des Kreishauses mit tiefgründigen Wort- und Musikbeiträgen einen bemerkenswerten kulturellen Rahmen. Foto: Kreis Olpe

Das Preisgeld in Höhe von 2000 Euro spenden die Preisträgerinnen und Preisträger zu gleichen Teilen an ein Familienprojekt in Haiti, ein Projekt für herzkranke Kinder in Äthiopien sowie als Schulgeld für ein zur Waise gewordenes Mädchen in Tansania.

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Bisherige Preisträger „Kein Platz für Extremismus und Rassismus“:

  • 2019: die Initiative „Jüdisch in Attendorn“ – für ihr jahrzehntelanges, vielfältiges und kreatives Engagement, die ehemalige jüdische Gemeinde Attendorns und ihre Mitglieder nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
  • 2021: das Team des Kinder-, Jugend- und Kulturhauses der St.-Johannes-Nepomuk-Kirchengemeinde in Finnentrop – für die erfolgreiche Arbeit und insbesondere für das Projekt „(M)Ein Stück Heimat“, bei dem sich junge und alte Menschen jeglicher Herkunft schreibend, singend, malend und filmend damit auseinandergesetzt haben, wohin sie gehören und was Finnentrop zu ihrer Heimat macht.
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