Ein Fieberkrampf beim Säugling oder Kleinkind sorgt bei den Eltern häufig für Angst und Hilfslosigkeit. Bewusstseinsverlust, zuckende Arme oder Beine, Schlaffheit sowie blaue Lippen, die Eltern sehen ihr Kind dann oft in Lebensgefahr. „So bedrohlich das Ereignis auch erscheint“, meint Dr. Burkhard Stüve, „in den allermeisten Fällen erholen sich die Kinder rasch wieder davon. Und besonders wichtig: mit einer bleibenden Schädigung des Gehirns ist nicht zu rechnen.“ Der Chefarzt der Neuropädiatrie (=Kinderneurologie) an der DRK-Kinderklinik weiß, wovon er spricht. Hat er im Laufe seiner Berufsjahre schon so einige der kleinen Patientinnen und Patienten behandelt.
„Ein Fieberkrampf ist ein vom Gehirn ausgehender Gelegenheitsanfall bei Fieber“, so der Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin mit den Schwerpunktbezeichnungen Neuropädiatrie und Neonatologie. Fieberkrämpfe treten bei etwa 3-5 Prozent aller Kinder typischerweise zwischen dem sechsten Lebensmonat und dem fünften Lebensjahr auf – besonders häufig im Alter von ein bis zwei Jahren. „Sie beruhen auf einer individuellen Veranlagung des Gehirns, in einer bestimmten Entwicklungsphase auf Fieber mit einem Anfall zu reagieren.“ In manchen Familien treten Fieberkrämpfe häufiger auf. Manchmal steigt die Körpertemperatur so rasch an, dass erst beim Auftreten des Anfalls registriert wird, dass das Kinder überhaupt Fieber hat. Bei ansonsten neurologisch unauffälligen Kindern ist das Risiko für die Entwicklung einer Epilepsie sehr gering.
„Prinzipiell kann jeder Infekt und jede Krankheit, die mit Fieber einhergeht, einen Fieberkrampf auslösen“, typischerweise in den ersten 1-2 Tagen eines Infektes Dabei komme es nicht auf die Höhe des Fiebers an, meint Burkhard Stüve. Er rät den Eltern, im Falle eines Anfalles zunächst darauf zu achten, dass die Kinder sich nicht verletzen können und die Atemwege frei bleiben. Wichtig ist dann, bestmöglich Ruhe zu bewahren, beim Kind zu bleiben und auf die Uhr zu schauen, wie lange der Anfall dauert. „Auch dürfen die Eltern dem Kind auf keinen Fall Nahrung oder Flüssigkeit geben. Der Patient könnte daran ersticken.“ Beim ersten Fieberkrampf und in für die Eltern nicht zu überschauenden Situationen sollte der Arzt oder Notarzt verständigt werden, denn ein epileptischer Anfall bei Fieber kann in seltenen Fällen auch Aus-druck einer Entzündung im Gehirn sein. Nach dem Fieberkrampf sollte die Körpertemperatur gemessen werden. Reichlich Flüssigkeit, fiebersenkende Medikamente, kühlende Wadenwickeln und eine angemessene Kleidung können die Temperatur weiter senken. Und: „Bei einem wiederholten Fieber-krampf haben die meisten Eltern schon ein Notfall-Medikament im Haus, das sie geben sollten, wenn der Anfall länger als vier Minuten dauert“, so Stüve. „Welches Medikament, wann und in welcher Dosierung gegeben werden muss, erklärt der Kinderarzt nach dem ersten Fieberkrampf.“
Bei 20-30 % der Kinder kommt es im Laufe der nächsten Monate/Jahre zu weiteren Fieberkrämpfen. Leider gibt es keine Mittel, um einen erneuten Fieberkrampf zuverlässig zu verhindern. Auch nicht durch konsequente Fiebersenkung. Aber: „Allgemein gilt, dass man bei beginnenden Infekten seines Kindes frühzeitig Fieber messen sollte“, so der Fachmann. „Ab einer Körpertemperatur von 38,5 Grad kann zur Steigerung des allgemeinen Wohlbefindens das vom Kinderarzt verordnete Fiebermedikament gegeben werden.“ Wichtig zur Fiebersenkung ist auch ausreichendes Trinken und angemessene, nicht zu warme Kleidung. Kühlende Wadenwickel wirken unterstützend, vorausgesetzt die Arme und Beine sind warm. Eine Dauerbehandlung mit Medikamenten gegen Epilepsie ist nicht notwendig.