Mittwoch, 02. April 2025

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SPD-Land­tags­ab­ge­ord­ne­te Stamm berich­tet über Gefäng­nis­all­tag

Pfor­te der Jus­tiz­voll­zugs­an­stalt Atten­dorn. Nach einer kur­zen Ken­nen­lern­run­de mit Anstalts­lei­te­rin Yas­min Schei­ner und wei­te­ren Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter der Haft­an­stalt begann die Füh­rung in den Fer­ti­gungs­hal­len. Dort wer­den von den Gefan­ge­nen Kom­po­nen­ten für Indus­trie­un­ter­neh­men in der Regi­on Süd­west­fa­len gefer­tigt.


„Oft ist nicht bekannt, dass wir hier acht Stun­den täg­lich arbei­ten. Das ist ein nor­ma­ler Arbeits­tag“, räumt ein Gefan­ge­ner mit Vor­ur­tei­len auf, die oft­mals in den Köp­fen der Men­schen bestehen.


Die Gefan­gen haben kein Net­flix und Ama­zon, die Frei­zeit sehe des­halb anders aus, als sich Men­schen drau­ßen den Gefäng­nis­all­tag vor­stell­ten. Im Vor­der­grund steht die Reso­zia­li­sie­rung: Gefan­ge­ne der JVA wer­den nach Mög­lich­keit ihren Fähig­kei­ten und Berufs­kennt­nis­sen ent­spre­chend ein­ge­setzt, um sich auf das Leben nach der Ent­las­sung vor­zu­be­rei­ten. Jeder Inhaf­tier­te erhält des­halb ein Arbeits­zeug­nis, so dass der (Wieder-)Einstieg in das Berufs­le­ben außer­halb der Haft­mau­ern gelin­gen kann.


Mit den gewon­nen Ein­drü­cken aus den Fer­ti­gungs­hal­len tausch­te sich Chris­tin-Marie Stamm über den Berufs­all­tag mit Jus­tiz­voll­zugs­be­schäf­tig­ten aus. Der Betrieb in der Haft­an­stalt läuft rund um die Uhr an sie­ben Tage die Woche. Schicht­dienst und Wochen­end­dienst sind Teil des All­tags. „Das Berufs­bild ist so gestal­tet, dass Men­schen mit sehr viel Idea­lis­mus sich ganz bewusst für die Auf­ga­be im Jus­tiz­voll­zug ent­schei­den“, stellt Yas­min Schei­ner ihre Sicht als lei­ten­de Füh­rungs­kraft dar.
Die Arbeit im Jus­tiz­voll­zugs­dienst habe sich im Lau­fe der Jah­re vor allem für Frau­en sehr gewan­delt. Die Zahl der Frau­en im Jus­tiz­voll­zugs­dienst stei­ge kon­ti­nu­ier­lich an. Das sei eine erfreu­li­che Ent­wick­lung. „In frü­he­ren Zei­ten gab es noch männ­li­che Kol­le­gen, die mein­ten, Frau­en sei­en für den Jus­tiz­voll­zugs­dienst nicht geeig­net. Das erle­be ich heu­te nicht mehr“, fasst Ste­fa­nie Weh­ner, Gleich­stel­lungs­be­auf­trag­te der JVA Atten­dorn, die ver­bes­ser­te Situa­ti­on für Frau­en im Jus­tiz­voll­zugs­dienst zusam­men.


Hei­ke Wehr, Medi­en­be­auf­trag­te der JVA, for­dert in der Medi­en­be­richt­erstat­tung mehr Wert­schät­zung für die Arbeit von Beschäf­tig­ten im Jus­tiz­voll­zugs­dienst. Die viel­sei­ti­ge Arbeit sei für Men­schen außer­halb der Haft­mau­ern oft­mals nur sehr ver­zerrt dar­ge­stellt. „Beschäf­tig­te im Jus­tiz­voll­zugs­dienst unter­stüt­zen Gefan­ge­ne bei der Arbeits­platz­ver­mitt­lung und hel­fen bei der Bewäl­ti­gung von Sucht- und Schul­den­kri­sen, so dass die Wie­der­ein­glie­de­rung in das gesell­schaft­li­che Leben gelin­gen kann“, schließt sie ihren Appel für eine aus­ge­wo­ge­ne Bericht­erstat­tung ab.

Chris­tin-Marie Stamm bedank­te sich bei den Mit­ar­bei­tern für die Erfah­rungs­be­rich­te und beson­de­ren Ein­drü­cke des Tages: „Mei­ne Sicht­wei­se auf Haft­an­stal­ten und den All­tag von Beschäf­ti­gen und Inhaf­tier­ten hat sich heu­te deut­lich gewan­delt. Ich set­ze mich für die Reso­zia­li­sie­rung von ehe­ma­li­gen Gefan­ge­nen ein. Das kann nur gelin­gen, wenn auch Men­schen außer­halb der Haft­mau­ern dabei mit­hel­fen“, beschreibt die Abge­ord­ne­te die gesamt­ge­sell­schaft­li­che Auf­ga­be.

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