Noch vor dem Einstieg in die Tagesordnung gab Landrat Theo Melcher am Montagabend im Kreisausschuss eine Erklärung zum Fall des Mädchens ab, das bekanntlich nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen vermutlich den größten Teil seines Lebens ausschließlich im Haus der Großeltern in Attendorn verbracht hat und dort von der leiblichen Mutter und deren Eltern von der Außenwelt weggesperrt war.
„Der Fall des achtjährigen Mädchens in Attendorn hat mich persönlich und uns alle betroffen gemacht“, betonte Landrat Melcher. Hier und heute könne festgestellt werden, dass das junge Mädchen gut untergebracht sei und gut versorgt werde. „Das gilt insbesondere für die sozialpädagogische und psychologische Betreuung.“
Wie es mit dem Kontakt zur Kindesmutter und auch den Großeltern weitergehe, die im Leben des Kindes bisher die einzigen Kontaktpersonen gewesen zu sein scheinen, so Theo Melcher, „wird zu gegebener Zeit unter Berücksichtigung der Interessen des Kindes und äußerst sensibel zu entscheiden sein. Wir alle wünschen dem Kind mit seiner Familie eine gute Zukunft.“
Ferner erläuterte der Landrat: „Nach wie vor steht jetzt allerdings die Frage im Raum: Wie konnte so etwas passieren? Hier bei uns, im eher doch beschaulichen Kreis Olpe. Doch in Wirklichkeit passiert eben Schlimmes sehr wohl auch da, wo Idylle vermutet wird.“
Nun müsse man sich dieser ungewünschten Realität stellen, räumte Theo Melcher ein. „Und das tun wir. Als Landrat in der Verantwortung für unser Gemeinwesen, aber auch als Vorgesetzter der Kolleginnen und Kollegen im Jugendamt geht es darum, die offenen Fragen zu klären sowie engagiert und besonnen zu reagieren.“
Der Kreis Olpe prüft regelmäßig die Abläufe und Strukturen im eigenen Jugendamt und passt diese an, um bei Gefährdungseinschätzungen für Kinder und Jugendliche noch besser zu werden.
In dieser konkreten Situation erscheint sinnvoll, auch die fachlich-kritische Sicht von außen einzubeziehen. Landrat Melcher hat daher eine Projektgruppe eingerichtet, in der Prof. Dr. Klaus Wolf, emeritierter Professor für Erziehungswissenschaft/Sozialpädagogik an der Universität Siegen, Dr. Monika Weber, Fachberaterin des Landesjugendamts in Münster für den Bereich Kinderschutz, sowie Holger Mester, Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses des Kreises Olpe, mitwirken werden.
„Diese Gruppe soll sich gemeinsam mit uns mit unseren strukturellen Standards und Verfahren im Kinderschutz befassen und uns Empfehlungen zur weiteren Qualitätsentwicklung der Arbeit im Jugendamt geben“, erläutert Melcher und ergänzt: „Die Zielsetzung ist: Wir wollen gut aufgestellt sein, damit erforderliche Unterstützungen und Hilfen für Kinder fachkompetent, jedoch auch unbürokratisch geleistet werden können. Und die Kolleginnen und Kollegen im Jugendamt wollen wir ermutigen, trotz aller Schwierigkeiten, die mit ihrer Arbeit verbunden sind, ihren verantwortungsvollen Aufgaben engagiert nachzugehen.“