Donnerstag, 21. November 2024

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Latenter Atheismus ist die größte Herausforderung

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Superintendent Grote (Foto: EKKLP)

Die Zeiten, in denen der christliche Glauben den meisten Menschen in Angesicht von Krisen und Ängsten einen zentralen Halt bot, scheinen
vorbei zu sein. In seinem Bericht bei der Herbstsynode des Evangelischen Kirchkreises Lüdenscheid-Plettenberg sprach Superintendent Dr. Christof Grote davon, dass die große Herausforderung in allen aktuellen Umbrüchen und Krisen darin zu bestehe, dass die Frage nach Gott für „ganz viele Menschen völlig aus der Zeit gefallen zu sein scheint“.


Sinkende Gemeindegliederzahlen seien eben nur zu einem Teil auf die demografische Entwicklung zurückzuführen. Vielmehr gehe es darum, dass all diejenigen, die die Kirche verlassen haben, auch ihre Kinder nicht mehr taufen ließen und in den Kindergottesdienst schicken. Schwerwiegender als ein bewusster Atheismus sei die latente Abkehr im Alltag, weil sich Menschen von der christlichen Botschaft nicht
mehr angesprochen fühlen. Der Glauben spiele für ihr Leben keine Rolle. „Hier sind wir alle gefordert, die vorhandenen Anknüpfungspunkte, die wir als Volkskirche immer noch haben zu nutzen und auch neue Kontaktmöglichkeiten zu schaffen“, sagte Grote und verwies unter anderem auf Kindertageseinrichtungen oder Religionsunterricht in den Schulen.

In den Mittelpunkt seiner Ausführungen rückte der Superintendent die Herausforderungen, vor denen der Kirchenkreis aktuell steht. Allen voran geht es dabei um die Personalentwicklung und der Mangel an Pfarrerinnen und Pfarrern. Er erinnerte an die Sondersynode, bei der im September beschlossen wurde, dass die Gemeinden bis zum nächsten Sommer verbindliche Kooperationsräume bilden, um sich bei der Planung der Pfarrstellen für die Zukunft aufzustellen. Die Presbyterien seien inzwischen informiert worden, um ihre Stellenplanung entsprechend anzugehen. Grote sprach von einer „großen Aufgabe“, die manches, was über Jahrzehnte lieb und vertraut geworden sei, in Frage stelle.


Gleichzeitig sei das kirchliche Leben immer noch durch die Einschränkungen der Corona-Pandemie geprägt. Zudem seien viele Routinen weggebrochen, die erst mühsam wieder neu etabliert werden müssten. Es habe ihn gefreut, sagte Grote, dass in Lüdenscheid wieder ein Stadtfest gefeiert werden konnte, mit einem „bewegenden ökumenischen Gottesdienst“ auf der Bühne auf dem Rathausplatz.
Auch für den Lüdenscheider Weihnachtsmarkt habe die Stadt in diesem Jahr einen ökumenischen Gottesdienst angefragt. Die Corona-Zeit habe somit auch gezeigt, dass vieles in der ökumenischen Zusammenarbeit gestaltet werden könne.


Als weitere Herausforderungen nannte der Superintendent die Umsetzung des Kirchengesetzes zum Schutz vor Sexualisierter Gewalt. Schulungen und Präventionsarbeit sind angelaufen. „Es geht – um das noch einmal ganz klar zu sagen – in all dem darum, dass Menschen, die zu uns kommen, unsere Kirchen und Gemeinderäume als sichere Orte erleben können, an denen alles für ihren Schutz getan wird.“ Eine weitere Herausforderung, bei der Kirche zur Bewahrung der Schöpfung Vorbild sein müsse, sei der Klimawandel. Auch dafür seien Beschlüsse bei der nächsten Landessynode zu erwarten.


Trotz aller Krisen und Sorgen, hatte Grote auch einige positive Nachrichten zu vermelden. So konnten mit den Jubiläen 950 Jahre Erlöserkirche in Lüdenscheid und 500. Geburtsjahr von Hermann Wilken in Neuenrade besondere Ereignisse gefeiert werden. Außerdem gebe es – bei allen Sorgen um die Personalentwicklung – auch Neubesetzungen von Stellen. Außerdem absolvierten zahlreiche Gemeindemitglieder Ausbildungen zu Prädikanten.

Zudem ging Grote in seinem Bericht auf die vielfältige Arbeit ein, die das Diakonische Werk leiste. Beispielsweise in den Beratungsstellen, in diesem Jahr aber auch im Besonderen für geflüchtete Menschen aus der Ukraine. „In den verschiedenen Diensten, Beratungsstellen und Projekten unseres Diakonischen Werkes sind im Jahreszeitraum 11/2021 bis 11/2022 wieder ca. 4.500 ‚Fälle‘ bearbeitet worden: Jeder
‚Fall‘ ist ein Mensch, der beraten, begleitet, betreut oder therapiert wurde. Da immer das gesamte Familiensystem betroffen ist, sind es einschließlich der Familien weit über 10.000 Menschen in unserem Kirchenkreis, welche die Dienste der Diakonie intensiv genutzt haben. Dazu kommt noch eine ungezählte Anzahl von Menschen, die eine telefonische Kurzberatung, eine Auskunft oder einen Verweis auf weitergehende Hilfe anderer Institutionen und Behörden bekommen haben“, so der Superintendent. Grote erwähnte auch die Berufung von Volker Bäumer als neuen Diakoniepfarrer.


In der Andacht zum Beginn der Synode, gestaltet von den Synodalen der Kirchengemeinde Attendorn-Lennestadt, und im Grußwort von Ulf Schlüter, theologischer Vizepräsident der Landeskirche, stand das Datum der Synode im Mittelpunkt: In Erinnerung an die Pogromnacht des Jahres 1938 wurde an die besondere Verantwortung der Kirchen im Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus appelliert. Schlüter erinnerte zudem an die anderen beiden historisch bedeutenden Ereignisse für die deutsche Geschichte an diesem Datum: Die Ausrufung der Weimarer Republik 1918 und den Fall der Berliner Mauer 1989. „Das große Schweigen ist für uns als Evangelische Kirche hoffentlich keine Option mehr“, sagte er und betonte, dass das Eintreten für die Demokratie „für uns eine Pflicht sei.“

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Bernd Göbert (Foto: EKKLP)


Kirchenkreis stellt Haushalt mit rund 11,6 Millionen Euro auf – Klimaschutz wird wichtiges Thema

Die gute Nachricht ist – so Superintendent Dr. Christof Grote zum Haushaltplan des Evangelischen Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg, „dass am Ende Geld übrig bleibt – hoffentlich“. Der Haushaltsplan, der bei der Finanzsynode im Evangelischen Gymnasium in Meinerzhagen von Bernd Göbert, Verwaltungsleiter des Kreiskirchenamtes Sauerland-Hellweg, vorgestellt und von den Synodalen einstimmig verabschiedet wurde, sieht einen Jahresüberschuss von 68 900 Euro vor. Insgesamt rechnet der Kirchenkreis für die Finanzausgleichskasse 2023 mit Erträgen aus Kirchensteuern und Zuweisungen von 11,616 Millionen Euro. Davon werden – anteilig nach Gemeindemitgliederzahl und Fläche rund 8,38 Millionen Euro an die 23 Kirchengemeinden weitergeleitet. Die kalkulierten Aufwendungen belaufen sich auf 11,547 Millionen Euro. Der Überschuss soll dem Eigenkapital zugeführt werden.


Der Haushaltsplan für den Kirchenkreis weist im Gegenzug dazu allerdings ein Defizit von rund 196 000 Euro aus. Erträgen von rund 5,2 Millionen Euro stehen Aufwendungen von rund 5,4 Millionen Euro gegenüber. Der Fehlbetrag soll durch eine Verminderung des Eigenkapitals ausgeglichen werden. Auch diesem Vorschlag stimmten die Synodalen ohne Diskussion zu. Den bei weitem größten Anteil an den
Aufwendungen haben mit fast vier Millionen Euro die Personalkosten.


Die Verwendung der Kirchensteuermehreinnahmen des Vorjahres steht ebenfalls traditionell auf der Tagesordnung der Herbstsynode. Dabei fällten die Synodalen eine richtungsweisende Entscheidung – und das noch ohne die konkreten Zahlen zu kennen. Denn Bernd Göbert hatte mitgeteilt, dass die Landeskirche durch die Umstellung des Finanzsystems in diesem Jahr mehr Zeit brauche, um die konkreten
Summen benennen zu können, die an die Kirchenkreise und verteilt werden.


Im Vorgriff auf ein Klimaschutzgesetz, dass bei der nächsten Landessynode beschlossen werden soll, hatte der Synodalvorstand vorgeschlagen, mit einer Summe von rund 452 000 aus den Mehreinnahmen des Jahres 2021 eine Rücklage für Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen zu bilden. Denn ab 2023 sollen – so der Plan der Landeskirche, der bei der nächsten Landessynode zur Abstimmung steht – auf allen kirchlichen Ebenen vier Prozent der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel in Klimaschutz investiert werden. Mit der zweckgebundenen Rücklage möchte der Kirchenkreis gewährleisten, dass die Summe zur Verfügung steht, ohne dass die
Gemeinden in ihren Haushalten an anderer Stelle sparen müssen. Allerdings verringert sich dadurch die Auszahlung der Mehreinnahmen in diesem Jahr um voraussichtlich mehr als 50 Prozent. Kirche müsse, so betonte Superintendent Dr. Christof Grote, beim Klimaschutz mit gutem Beispiel vorangehen. Die Synodalen stimmen bei einer Gegenstimme und vier Enthaltungen für diesen Vorschlag.


Zehn Prozent der Kirchensteuermehreinnahmen werden zudem – so eine Grundsatzentscheidung der kreiskirchlichen Synode vor einigen Jahren – für missionarisch-diakonische Zwecke verwendet. Daran soll auch nach wie vor nicht gerüttelt werden, betonte der Superintendent auf Nachfrage.

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Mathea Dieker und Matthias Willnat, beim Kirchkreis für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, stellten den noch jungen Social Media-Auftritt bei der Finanzsynode vor und luden die Synodalen ein, zu sogenannten Followern des Kirchenkreises zu werden (Foto: EKKLP)

Auf „Evangelisch im Sauerland“ folgt „@_aus_liebe“ – Kirchenkreis jetzt auch auf Instagram vertreten

Das World Wide Web hat viele Facetten. Um möglichst viele Menschen zu erreichen, ist es längst nicht mehr genug, eine Internetseite zu betreiben oder auf Facebook vertreten zu sein. Der Evangelische Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg betreibt jetzt zusätzlich zur Internetseite www.evangelisch-im-sauerland.de unter dem Namen „@_aus_liebe“ einen eigenen Account auf dem Social Media-Portal Instagram. Mathea Dieker und Matthias Willnat, beim Kirchkreis für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, stellten den noch jungen Social Media-Auftritt bei der Finanzsynode vor und luden die Synodalen ein, zu sogenannten Followern des Kirchenkreises zu werden. Insbesondere junge Leute, so betonte Willnat, seien mit ihren Smartphones auf Portalen wie Instagram, Twitter und Co. eher zuhause als im klassischen Internet. „Wir wollen als Kirche auf Menschen zugehen, und zwar auch dort, wo sie sich aufhalten. Hier darf man die heutige Bedeutung von Social Media, gerade für junge Menschen, nicht unterschätzen. Unser Ziel als Kirchenkreis ist, mit den Menschen auch dort in Kontakt zu treten und uns mit ihnen austauschen“, stellten die beiden Verantwortlichen für Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis heraus.

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Superintendent Dr. Christof Grote verabschiedet Verena Forstbauer (Foto: EKKLP)


Mit dem Account „@_aus_liebe“ auf Instagram ist hier der erste Schritt gemacht. In der Zukunft soll das Profil weiter wachsen und der gesamte Social Media-Auftritt des heimischen Kirchenkreises mit weiteren Profilen auf anderen Plattformen noch erweitert werden.


Zum Ende der Synode verabschiedetet Superintendent Grote Kreiskantorin Liesa-Verena Forstbauer. Für sie war es die letzte Synode, da sie eine neue Aufgabe außerhalbe des heimischen Kirchenkreises übernimmt. Grote danke Forstbauer für ihr großen Einsatz, begleitet mit großem Applaus der Synodalen.

©EKKLP

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