Montag, 07. April 2025

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Für eine Zeit ohne Zeu­gen

Die Info­Ta­s­tic Aca­de­my Atten­dorn, die Lud­wig-Maxi­mi­li­ans-Uni­ver­si­tät Mün­chen und die Initia­ti­ve „Jüdisch in Atten­dorn“ laden am Mitt­woch, 15. Juni 2022, um 19.30 Uhr, zu einem Kino­er­leb­nis der ganz beson­de­ren Art ein. Gezeigt wird die über­ra­schend lebens­ech­te Pro­jek­ti­on von Abba Naor, einem Über­le­ben­den des Holo­caust.

Abba Naors Lebens­ge­schich­te ist für die heu­ti­gen Gene­ra­tio­nen kaum greif­bar, aber doch typisch für die Bio­gra­fien von Mil­lio­nen Opfern des Natio­nal­so­zia­lis­mus. Abba Naor ist heu­te 94, lebt in Isra­el und hat glück­li­cher­wei­se den Holo­caust über­lebt.
Als 13-jäh­ri­ger, Halb­wai­se, sei­ne Mut­ter und sei­ne Brü­der wur­den Opfer der Nazis, durch­lief er meh­re­re Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger. Als das Dach­au­er Außen­la­ger Kauf­e­ring 1945 auf­ge­löst wur­de und die Nazis die noch leben­den Juden in einem bru­ta­len Todes­marsch durch das Reichs­ge­biet schick­ten, konn­te er von US-Sol­da­ten befreit wer­den. Danach traf Naor sei­nen Vater wie­der und emi­grier­te nach Isra­el, wo er für meh­re­re Geheim­diens­te arbei­te­te.

Am Mitt­woch den 15.6. um 19:30 Uhr sitzt auf der Büh­ne im Atten­dor­ner JAC-Kino ein alter Mann in einem roten Ses­sel. Er sieht aus wie Abba Naor und er erzählt die trau­ri­gen Geschich­ten, die Abba Naor erlebt hat. Im Anschluss an sei­nen 40-minü­ti­gen Vor­trag beant­wor­tet er Fra­gen.

Das Unge­wöhn­li­che dar­an: Der ech­te Abba Naor ist gar nicht anwe­send, son­dern hält sich in sei­ner neu­en Hei­mat in Isra­el auf. Auf der Büh­ne ist eine Pro­jek­ti­on von ihm zu sehen, die dank 3D-Bril­len für die Zuschau­er täu­schend echt wirkt. Die Geschich­ten und die Ant­wor­ten sind es. Mit­tels von Com­pu­tern wer­den die Fra­gen der Zuschau­er aus­ge­wer­tet und so die pas­sen­den Ant­wor­ten ein­ge­spielt. Fast so, als wür­de man sich mit dem ech­ten Abba Naor unter­hal­ten.

Das Gan­ze ist ein Pro­jekt der Lud­wig-Maxi­mi­li­ans-Uni­ver­si­tät Mün­chen. Wenn in Zukunft kei­ne ech­ten Zeit­zeu­gen mehr leben, soll so sicher­ge­stellt wer­den, dass zumin­dest ihre Geschich­ten wei­ter­le­ben. Dies gelingt dem Team um Prof. Dr. Anja Bal­lis und Ernst Hüttl ein­drucks­voll.

„Es ist ein beein­dru­cken­des Bei­spiel, wie man mit tech­ni­schen Inno­va­tio­nen etwas Posi­ti­ves und Wich­ti­ges für die Mensch­heit leis­ten kann“ so Patrick Schwa­ne von Info­Ta­s­tic e.V., der über eine Pro­jekt­wo­che für die St.-Franziskus-Schule auf das Pro­jekt auf­merk­sam wur­de. So kam die Idee, gemein­sam mit der Initia­ti­ve „Jüdisch in Atten­dorn“ eine Ver­an­stal­tung für die Öffent­lich­keit zu orga­ni­sie­ren. Nicht nur Geschichts­leh­rer und his­to­risch inter­es­sier­te Men­schen sind die Ziel­grup­pe der Ver­an­stal­tung, son­dern auch all die­je­ni­gen, die sich auf­grund aktu­el­ler Ereig­nis­se in der Welt Sor­gen machen. Wer die Geschich­ten Abba Naors hört, der weiß, dass so etwas nie wie­der gesche­hen darf. Dank tech­ni­scher Hilfs­mit­tel wird Abba Naor sei­ne Geschich­ten auch dann noch erzäh­len kön­nen, wenn er selbst nicht mehr lebt.

Da das Team der Lud­wig-Maxi­mi­li­ans-Uni­ver­si­tät Mün­chen kos­ten­los arbei­tet und die Stadt Atten­dorn das Pro­jekt unter­stützt, ist der Ein­tritt am Mitt­woch für alle Inter­es­sier­ten frei. Die Ver­an­stal­tung ist für Per­so­nen unter 15 Jah­ren auf­grund der grau­sa­men Geschich­ten nicht geeig­net. Ein­lass ist ab 19:00 Uhr. Der Vor­trag beginnt um 19:30 Uhr.

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