Freitag, 22. November 2024

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Diskussion um einrichtungsbezogene Impfpflicht

Bei einigen der Vertreterinnen und Vertretern aus dem Gesundheitsbereich stößt die Bundestagsgesetzgebung, eine einrichtungsbezogene Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen einzuführen, auf Unverständnis.

Nezahat Baradari, Abgeordnete für den Kreis Olpe/ Märkischer Kreis I und ordentliches Mitglied im Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestages lud zu diesem Anlass Matthias Germer (Geschäftsführer und Stellv. Vorsitzender der Geschäftsführung der Märkische Gesundheitsholding GmbH & Co. KG und zuständig für die Reha- und Pflegeeinrichtungen des Konzerns) und Dr. Thorsten Kehe (Vorsitzender der Geschäftsführung der Märkische Kliniken GmbH) zum Gespräch ein. Auch Ilona Gornischeff (Einrichtungs- und Pflegedienstleitung des Seniorenzentrums Letmathe und Betriebsratsmitglied), Filiz Hamachers (Einrichtungs- und Pflegedienstleitung des Seniorenzentrums Hellersen) und Viola Lenhard (Betriebsratsvorsitzende der Märkischen Seniorenzentren GmbH) ließen ihre Perspektive in das Gespräch einfließen.

Ziel des Gesetzes war es sicherzustellen, dass Menschen, die aufgrund ihres Alters oder ihres Gesundheitszustandes ein besonders hohes Risiko für Infektion und einen schweren oder tödlichen Krankheitsverlauf haben, besser geschützt werden, so Nezahat Baradari. Die Hoffnung, dass allein durch eine einrichtungsbezogene Impfpflicht lokale Infektionsketten vollständig unterbrochen werden, könnte jedoch trügerisch sein.

Es besteht die Sorge der Gesundheitsholding, dass durch die Impfpflicht weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Pflegeberufen in Zukunft den Rücken kehren werden. Zurzeit sei die Personallage schon ohne Impfpflicht angespannt, ganze Abteilungen müssten durch andere Krankheitsfälle geschlossen werden, teilten die beiden Geschäftsführer mit. „Am Ende steht wieder die Überlastung des Gesundheitssystems aufgrund von Personalmangel“, befürchten Germer und Dr. Kehe.

Für Baradari war die Unterscheidung der Motive wichtig, warum sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Pflegeberufen nicht impfen zu lassen. „Nicht jeder, der keine Impfung bekommt, ist gleich ein Querdenker, es gibt in Ausnahmen auch medizinische Gründe gegen eine Impfung. Doch gerade in den Gesundheitsberufen und in der Pflege haben die Menschen eine besondere Verantwortung. Das sollte jedem auch bei der Berufsauswahl klar sein“, so die heimische Abgeordnete.

Einige Gesprächsteilnehmer der Gesundheitsholding sehen eine Problematik darin, dass impfunwillige Fachkräfte in ihrer Branche in andere Berufe wechseln, in denen es die Impfpflicht derzeit nicht gibt. Die ohnehin angespannte Beschäftigungslage in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, in denen bereits heute jeder Ausfall von Personal ein Abbau von Leistung bedeute, werde dadurch weiter verschärft. „Die ungeimpften Beschäftigten der Gesundheitsbranche bzw. Einrichtungen der Wohlfahrtspflege bringen ja gerade Infektionsrisiken für ihre eigenen Kolleginnen und Kollegen mit und damit würde erst recht wieder ein krankheitsbedingter eklatanter Mangel an Pflege- und medizinischem Personal einhergehen“, hielt Baradari dagegen.

Alle Beteiligten waren sich zum Schluss der Videokonferenz trotz teilweise unterschiedlicher Positionen einig, für das Impfen zu werben. Die Impfung sei das wirksamste Mittel gegen die Pandemie, so der Tenor. Dabei käme man aber um eine generelle Impfpflicht, und die eigentlich so schnell wie möglich, nicht herum. Es sei unverständlich, dass Pflegende der Impfpflicht unterliegen, die zu Pflegenden und deren Angehörige, um deren Schutz es in erster Linie gehe, von der Impfpflicht aber ausgenommen seien. In den Kliniken und Pflegeeinrichtungen seien es nicht nur die Mitarbeiter, die infiziert werden, sondern die betagten und geschwächten Pflegebedürftigen und Patienten. Auch sollte in der Debatte um die Impfung und Impfpflicht keine Tabus in der sachlichen Diskussion geben, waren sie sich alle unisono einig. Baradari bedankte sich bei allen Gesundheitsdienstleistern und hier exemplarisch bei den Beschäftigten in der Gesundheitsholding für ihren Spitzeneinsatz seit fast zwei Jahren Coronapandemie und warb erneut für die Coronaimpfung.
„Wenn schon Fünfjährige sich mutig der Coronaimpfung stellen, dann sollte es für Erwachsene erst recht kein Hindernis darstellen“, so abschließend die heimische Abgeordnete und Kinderärztin Baradari.

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