Dienstag, 03. Dezember 2024

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Dr. Frank van Buuren (Foto: GFO St-Martinus-Hospital Olpe)

Den Patienten exakt so behandeln, wie es für ihn am besten ist: Das ist die oberste Maxime von PD Dr. Frank van Buuren, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am St. Martinus-Hospital Olpe und Ärztlicher Direktor der GFO Kliniken Südwestfalen. Im Interview erklärt der renommierte Herzspezialist, welche modernen Möglichkeiten die Kardiologie in der Kreisstadt hat und wie gut und wichtig die Zusammenarbeit der Internisten ist. Darüber hinaus klärt er unter anderem über die Risikofaktoren auf, die Herzerkrankungen begünstigen und darüber, wie man diese Risiken minimieren kann. Das Interview ist das vierte in der neuen, monatlichen Reihe „MedTalk“ der GFO Kliniken Südwestfalen. Hierbei informieren Ärztinnen und Ärzte über die vielfältigen Aspekte ihrer Fachrichtungen.

Wie hat sich die Kardiologie in den GFO Kliniken Südwestfalen in den vergangenen Jahren verändert?
Hier hat es in den vergangenen Jahren ganz bedeutsame Veränderungen gegeben. Wir haben uns extrem weiterentwickelt. Ich habe vorher über 20 Jahre im Herzzentrum Nordrhein-Westfalen in Bad Oeynhausen gearbeitet. Dort wird Kardiologie auf höchstem Niveau praktiziert. Und ich bin sehr froh darüber, dass wir viele dieser Techniken hier etabliert haben und wir inzwischen auch in Olpe Kardiologie auf einem extrem hohen Level anbieten können.
Mit besonderer Freude kann ich jetzt resümieren, dass alle unsere Oberärzte in die Routineverfahren bestens eingearbeitet sind. Ich denke da insbesondere an diejenigen Techniken, die wir in den Herzkatheterlaboren anwenden. Hohe Qualität in der Medizin ist immer eine Teamleistung und damit ist ärztliches und auch pflegerisches Personal in allen beteiligten Teilbereichen, wie in der Chest-Pain-Unit, auf der Intensivstation oder in den Herzkatheterlaboren gemeint. Die Kolleginnen und Kollegen leisten Großes.
Ich gebe Ihnen auch einige Beispiele.
Wir machen im diagnostischen Routinebetrieb bei einer Herzkatheteruntersuchung intravaskulären Ultraschall, also Ultraschall innerhalb der Herzkranzarterien, wir wenden eine Art Laservermessung der Gefäße an und wir machen Druckmessungen vor und nach Engstellen hinter den Herzkranzarterien. Und das in einer sehr großen Zahl! Damit kann man optimal beurteilen, welches Verfahren zur Behandlung der Kranzarterie im Sinne des Patienten zum Einsatz kommen sollte.
Der richtigen Vorbereitung einer Gefäßengstelle kommt nämlich vor der Implantation einer Gefäßstütze eine sehr große Bedeutung zu. Hierzu stehen uns wirklich sämtliche Techniken zur Verfügung, um auch langfristig ein gutes Ergebnis für den Patienten zu erreichen. Diese Verfahren sind ganz klar auf universitärem Niveau.

Natürlich haben wir aufgrund der vermehrten Leistungen auch das Team an Kardiologen erheblich vergrößert, wir sind eine große Mannschaft. Dadurch können wir sicherstellen, dass auch für ganz spezielle Verfahren immer zwei Spezialisten eingearbeitet sind.

Darüber hinaus bieten wir auch in großer Anzahl Leistungsdiagnostik auf einem Fahrrad (Spiroergometrie) an, bei der neben der EKG-Kontrolle und einer Blutdruckmessung auch die Sauerstoffmenge gemessen wird, die der Körper während der Belastung verstoffwechseln kann. So können wir sehr genaue Rückschlüsse ziehen, wie gut Patienten belastbar sind. Dadurch können wir die Medikation extrem genau und individuell anpassen.

Können Sie die neuesten nicht-invasiven diagnostischen Verfahren in der Kardiologie beschreiben?
Da gibt es einige Verfahren, die durchgehend bei uns etabliert sind, wie die bereits angesprochene spiroergometrische Leistungsdiagnostik. Zudem haben wir Herzultraschallgeräte, die zum Beispiel auch eine 3-D-Analyse ermöglichen, wodurch die Herzklappen sehr genau beurteilt werden können. Wir haben sogar Schluckecho-Sonden, die 3-D-Technik zulassen. So können wir den Patienten genau so behandeln, wie es für ihn am besten ist.

Können Sie uns etwas über die neuesten Entwicklungen in der medikamentösen Therapie für Herzerkrankungen erzählen?
Da hat sich einiges getan. Wir haben ganz neue Medikamente, die insbesondere bei Herzinsuffizienz gute Ergebnisse zeigen. Hierunter haben wir schon erhebliche Verbesserungen von Herzkammerfunktionen gesehen. Das muss man aber in erfahrener Hand lassen. Es ist wichtig, dass man das auch nephrologisch, also mit einem Nierenspezialisten begleitet, da diese Medikamente die Nierenfunktion etwas einschränken können. Aber das sind Dinge, die wir gut leisten können.
Eine weitere positive Entwicklung gibt es aus lipidologischer Sicht, also in Bezug auf die Cholesterinwerte. Das ist bekanntermaßen ein wichtiger Risikofaktor für Gefäßverkalkungen. Da standen bislang Medikamente zur Verfügung, die einige Nebenwirkungen haben und das Cholesterin nicht in dem Maße absenken konnten, wie wir das wollten. Nun gibt es ganz neue Medikamente, mit denen man das Cholesterin in den Zielbereich bringen kann, um die Arteriosklerose, also die Gefäßverkalkung, stoppen zu können. Insbesondere bei der medikamentösen Therapie ist natürlich auch die gute Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Kollegen wichtig. Und das klappt!

Welche Rolle spielen tragbare Geräte wie Smartphones bei der Überwachung der Herzgesundheit?
Inzwischen sind wir deutlich häufiger mit diesem Thema konfrontiert. Ich finde das ganz gut. Viele Patienten haben Smart-Watches, die den Herzrhythmus überprüfen können. Man muss aber bedenken, dass es hierbei eher um Rhythmusanalyse geht, zum Beispiel um die Frage, ob man Herzrhythmusstörungen hat, die aus den Herzkammern kommen oder aus den Herzvorhöfen. Als Diagnostik in Bezug auf mögliche Durchblutungsstörungen des Herzens, also Vorstufen eines Herzinfarktes, sind diese Geräte weniger geeignet. Das lässt die Technik noch nicht zu.

Wie wichtig ist die Zusammenarbeit zwischen Kardiologen und anderen Fachbereichen der Inneren Medizin?
Diesen Stellenwert kann man nicht genug betonen. Das ist wirklich extrem wichtig. Wir haben hier in Olpe eine besonders positive Situation, weil wir eine einzige große Klinik für Innere Medizin haben, unter der verschiedene Fachbereiche als Sektionen zusammengefasst sind.
Wir sind eine sehr große Mannschaft mit inzwischen 15 Oberärzten, von denen viele Kardiologen sind. Wir haben aber eben auch mehrere Gastroenterologen, mehrere Nephrologen, also Nierenfachärzte, viele Intensivmediziner und auch Geriater im Team. Wir behandeln unsere Patienten gemeinsam. Wir bringen gemeinsam unser Fachwissen zum Wohle der Patienten ein.
Es gibt zum Beispiel Herzerkrankungen, die gleichzeitig die Nieren beeinflussen. Da schätze ich die Zusammenarbeit mit meinen Kollegen der Nephrologie. Viele Patienten, die eine kardiologische Erkrankung haben, müssen auch Blutverdünner nehmen. Hier kommen häufig unsere Gastroenterologen ins Spiel, die wir immer um Rat fragen können und die ebenfalls Medizin auf sehr hohem Niveau anbieten. Unsere geriatrischen Kollegen, also die Altersmediziner, unterstützen uns dabei, die Patienten in das Alltagsleben zu überführen, wenn wir die kardiologische Diagnostik abgeschlossen haben, damit diese möglichst viel Lebensqualität haben. Wir betrachten also nicht nur isoliert die Kardiologie und gehen dann zum nächsten Patienten über. Wir nutzen die Möglichkeit, gemeinsam die optimale Behandlung für die Patienten zu finden.
Dazu trägt auch die Gefäßchirurgie bei, die ein riesiges Spektrum von Operationen abdeckt und mit der wir sehr gut zusammenarbeiten.

Welche Faktoren begünstigen Herzerkankungen?
Das ist ein ganz wichtiges Thema, auf das man gar nicht genug hinweisen kann. Zum einen gibt es kardiovaskuläre Risikofaktoren, also Umstände, die die Verkalkung der Gefäße begünstigen. Das ist zum Beispiel natürlich die Hypercholesterinämie, also die Erhöhung des Cholesterinwertes. Wobei man sehr genau unterscheiden muss, welches Cholesterin erhöht ist. Es gibt ein „gutes“ und ein „schlechtes“ Cholesterin: LDL- und HDL-Cholesterin. Dann gibt es die sogenannte Lipoprotein(a)-Erhöhung, das ist ein Fettmolekül, das erst vor 10 bis 15 Jahren in den Fokus gerückt wurde. 20 Prozent aller Menschen in Europa haben erhöhte Lipoprotein(a)-Werte. Die sind nicht durch Ernährung oder Sport zu beeinflussen, das ist ein rein genetischer Faktor, den man unbedingt für sich selbst kennen muss. Ist der Wert erhöht, muss man die beeinflussbaren Risikofaktoren einfach noch intensiver betrachten, damit sich nicht in jungen Jahren ein Herzinfarkt ereignet. Ich selbst bin auch Lipidologe und wir haben auch eine Fettstoffwechsel-Sprechstunde.
Andere, wesentliche und klassische Risikofaktoren sind Bluthochdruck, Diabetes, Rauchen, Übergewicht und reduzierte körperliche Aktivität.
Und noch etwas: Liegt ein Herzklappenfehler vor, ist es wichtig, bei bakteriellen Infekten besonders vorsichtig zu sein und gegebenenfalls schneller mal mit einem Antibiotikum zu beginnen, damit die Entzündung nicht auf die Klappe übergreift. Das ist ein sehr ernst zu nehmendes Krankheitsbild. Hier schätze ich insbesondere auch die exzellente Zusammenarbeit mit unseren niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen.

Wie können Patienten durch Änderungen des eigenen Lebensstils das Risiko einer Herzerkrankung senken?
Wichtig ist die körperliche Aktivität. Das hat den Effekt, dass man mehr Kalorien verbraucht, als man dem Körper zuführt. Dadurch wird nicht nur das Gewicht optimiert, sondern auch die Durchblutung des Skelettmuskels verbessert.
Dabei ist sowohl eine isometrische körperliche Aktivität also leichtes Krafttraining, von Bedeutung als auch eine Ausdaueraktivität. Wenn man es schafft, sollte man durchaus regelmäßige Fitnessübungen machen, möglichst mit mäßiger Gewichtsbelastung und häufigen Wiederholungen der Übungen, um die Muskulatur zu stärken.
Insbesondere auch ältere Menschen profitieren von Kraftbelastungen. Manchmal reicht es aber auch, gerade wenn man nicht mehr so gut laufen kann, sich Plastikwasserflasche zu nehmen und damit Übungen zu machen, damit die Oberkörpermuskulatur gestärkt wird.
Gut für die Ausdauerleistungsfähigkeit ist regelmäßiges Radfahren. Das ist gelenkschonend, macht Spaß und man ist an der frischen Luft. Das sind wichtige Dinge, durch die der Lebensstil das Risiko minimieren kann. Auch die Ernährung ist wichtig. Mediterrane Ernährung wird dabei empfohlen. Man sollte gute Öle verwenden, eher Gemüse essen und auf rotes Fleisch möglichst verzichten.
Kardiologie ist oft High-Tech-Medizin, aber man darf die Prävention, also die Vermeidung von Krankheitsbildern, nicht vernachlässigen.

Welche Strategien verwenden Sie, um Patienten über ihre Herzgesundheit und mögliche Behandlungen zu informieren?
Wir legen großen Wert darauf, dass die Patienten ihre Krankheit auch nachvollziehen können. Wenn ich eine Herzultraschalluntersuchung gemacht habe und einen Herzklappenfehler sehe, zeige ich das den Patienten oft am Monitor. Viele interessieren sich sehr dafür und können dann viel besser nachvollziehen, wie bedeutsam diese Erkrankung ist. Eine Verkalkung, eine lokale Cholesterin-Plaque, an einer Halsarterie zu sehen, beeindruckt die Patienten häufig. Dann ist man möglicherweise auch etwas motivierter, sich um seine eigene Gesundheit zu kümmern.
Wir nehmen uns so oft wie möglich Zeit, um den Patienten ihre Erkrankung vernünftig zu erklären. Es muss ein Zusammenspiel sein zwischen Patienten, dem behandelnden Arzt und dem Pflegepersonal.
Wir machen auch Patientenveranstaltungen wie zum Beispiel die nächste Herzwochen-Veranstaltung am Mittwoch, 13. November. Wir bieten zudem Führungen für Interessierte an, um ihnen einen Blick hinter die Kulissen zu gewähren und so möglicherweise auch Hemmungen und Ängste abzubauen.
Wie Sie sehen, ist die Kardiologie ein komplexes, aber auch spannendes Fachgebiet. Und wir sind froh darüber, dass wir diesen Bereich in Olpe so gut abdecken können.

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