Helios Klinik Attendorn: Chefarztgespräch!!

„Eine Darmspiegelung ist absolut nichts Schlimmes!“
Jeder Krankenversicherte ab 50 Jahren hat einen Anspruch auf eine Endoskopie. Aber weniger als 20 Prozent der Bevölkerung machen von dieser wichtigen Darmkrebsvorsorge Gebrauch. Warum dringend mehr Darmspiegelungen gemacht werden müssten, und wie man Darmkrebs wirksam vorbeugt, darüber berichtet Chefarzt und Krebsexperte Dr. Stefan Bollmann von der Helios Klinik Attendorn im „Chefarztgespräch“.
Dr. Bollmann, was ist das Tückische am Darmkrebs?
Der Faktor Zeit und fehlende oder unspezifische Symptome. Der Darmkrebs ist grundsätzlich bei frühzeitiger Erkennung gut heilbar und kann im frühen Stadium sogar im Rahmen einer Darmspiegelung unkompliziert beseitigt werden. Wird der Tumor allerdings zu spät entdeckt, liegt der Schwerpunkt der Therapie leider nicht mehr auf der Heilung, sondern es geht dann darum, die Qualität der verbleibenden Lebensdauer zu sichern. Darum ist eine regelmäßige Vorsorge so wichtig, denn im Frühstadium bemerkt man meistens keine Veränderungen an sich.
Worauf sollte man konkret bei sich achten?
Man muss schauen, ob sich das Verdauungsverhalten ändert. Hat man plötzlich vermehrte Verstopfung, Blähungen, oder Rumoren im Bauch, sollte man das ärztlich prüfen lassen. Vor allem Blut im Stuhl ist ein Warnsignal.
Wer trägt ein besonderes Risiko?
Zunächst alle, bei denen in der Familie schon Darmkrebs aufgetreten ist. Dazu zählen insbesondere Kinder und Enkelkinder von Betroffenen. Diese Personengruppe kann jederzeit eine Überweisung für eine Darmspiegelung vom Hausarzt bekommen. Ein gesetzlicher Anspruch darauf besteht nämlich erst ab 50 Jahren. Hinzu kommt die Gruppe der stark Übergewichtigen. Und auch, wenn schon in jungen Jahren Polypen im Darm auftreten, in vielen Fällen die Vorstufe der Tumoren, ist Vorsicht angesagt. Wenn schon in der Verwandtschaft Polypen diagnostiziert wurden, scheint ebenfalls ein erhöhtes Risiko für Darmkrebs in jüngeren Jahren zu bestehen.
Wie läuft eine Darmspiegelung ab?
Das Untersuchungsinstrument ist das Endoskop. Dabei handelt es sich um ein dünnes, biegsames Glasfaserkabel, das über eine Körperöffnung eingeführt wird. Es ist mit einer Lichtquelle, einer Kamera und medizinischen Werkzeugen für die Probennahme oder Polypen-Entfernung ausgestattet.
Um es vorwegzunehmen: Eine Darmspiegelung ist absolut nichts Schlimmes! Zur Vorbereitung muss der Darm mit Abführmitteln gereinigt werden. Das ist etwas nervig, weil man dann ziemlich oft zur Toilette muss. Je sauberer der Darm bei der Untersuchung aber ist, desto größer die Aussagekraft. In den meisten Fällen findet die Endoskopie unter einer kurzen Narkose statt und dauert etwa 20 Minuten. Hinzu kommt rund eine Stunde Nachbeobachtungszeit. Dann kann man wieder nach Hause gehen und erhält bei Probeentnahmen nach sieben bis zehn Tagen das Ergebnis.
Dr. Bollmann, Sie kommen als Chirurg dann ins Spiel, wenn der Tumor schon zu groß geworden ist, um endoskopisch entfernt zu werden.
Das ist richtig. Aber auch das ist dann noch kein Grund zum Verzagen. In vielen Fällen kann der Eingriff bei uns in Attendorn minimalinvasiv erfolgen. Das bedeutet aber nicht, dass nicht gründlich geschaut würde. Vor der Operation erfolgen so genannte „Staging“-Untersuchungen, die die möglichen Wege der Tumorausbreitung untersuchen. Der Körper wird systematisch mittels Röntgen, Ultraschall, speziellen Blutuntersuchungen und vielem mehr danach gescannt. Und das soll die entscheidende Frage beantworten: Hat der Tumor sich im Körper ausgebreitet oder nicht.
Wie geht es nach der Operation weiter?
Bei Tumor-Patienten wird nichts dem Zufall überlassen. Sie besitzen die höchste Priorität. Das spiegelt sich darin wider, dass im Anschluss an die Operation für jeden einzelnen Fall ein individueller Behandlungsplan aufgestellt wird. Grundlage dafür sind die Resultate der regelmäßigen Tumorkonferenzen. Das sogenannte „viszeralmedizinische Tumorboard“ setzt sich aus Fachmedizinern verschiedener Fachrichtungen der Helios Klinik Attendorn und den benachbarten Krankenhäusern der Klinikgruppe unter Führung des Helios Universitätsklinikums Wuppertal zusammen und tagt wöchentlich. Dieses interdisziplinäre Fachgremium verfasst ein offizielles Fach-Statement für die Weiterbehandlung, das verbindlich ist, sodass dem Patienten eine bestmögliche Behandlung widerfährt.
Wenn wir an diesem Punkt sind, ist das Kind schon in den Brunnen gefallen. Wie kann man denn dem Thema Darmkrebs effektiv vorbeugen?
Wir sprachen bereits über erbliche Veranlagung. Diese können wir nicht beeinflussen. Aber was wir selbst in der Hand haben, ist das Thema Ernährung. Nicht förderlich ist der häufige Verzehr von „rotem Fleisch“, also Fleisch von Rind, Schwein, Lamm etc., von Fast Food, kohlenhydratreicher Kost oder Fertigprodukten. Also alles das, was unter den Oberbegriff „Westliche Ernährung“ fällt. Diese Form der Nahrung war von der Natur für uns ursprünglich nicht vorgesehen und – auch wenn es noch so gut schmeckt – unser Körper wird sich nie daran gewöhnen. Das kann man alles „mal“ in Maßen genießen. Bei regelmäßigem Konsum steigt das Risiko für Darmkrebs jedoch signifikant. Das gilt auch und insbesondere für Nikotin und Alkohol.
Was sollten wir stattdessen essen?
Man kann es nicht oft genug sagen: Obst, Gemüse, Geflügelfleisch, Fisch und die sogenannte „Mediterrane Kost“ sowie Milchspeisen. Trotz allem muss ich eine Sache nochmal betonen: Die beste Prävention ist und bleibt jedoch die Vorsorge.
Dr. Stefan Bollmann ist Chefarzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie an der Helios Klinik Attendorn. Zu seinen fachlichen Schwerpunkten gehört die minimalinvasive Chirurgie (insbesondere Hernien‑, Darm- und Gallenchirurgie). Darüber hinaus führt er operative Behandlungen bei chronischem Sodbrennen („Reflux-Krankheit“) durch.
Termin: Attendorner Medizingespräch/ 12. Februar 2025 um 17 Uhr/ Helios Klinik Attendorn
Operative Therapie bei Dickdarmkrebs
- Warum die Vorsorge so wichtig ist
- Minimalinvasive Möglichkeiten
- Sinn der onkologischen Resektion
- Tumorboard-Besprechung
Eintritt frei. Keine Anmeldung erforderlich.
Chefarzt Dr. Stefan Bollmann und Dr. Martin Asbach (Leitender Oberarzt)