Montag, 17. März 2025

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Chef­arzt­ge­spräch zum The­ma Darm­krebs: War­um die Vor­sor­ge so wich­tig ist

Heli­os Kli­nik Atten­dorn: Chef­arzt­ge­spräch!!

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Dr. Ste­fan Boll­mann, Chef­arzt All­ge­mein- und Vis­ze­ral­chir­ur­gie (Foto: Heli­os Kli­nik Atten­dorn)

„Eine Darm­spie­ge­lung ist abso­lut nichts Schlim­mes!“

Jeder Kran­ken­ver­si­cher­te ab 50 Jah­ren hat einen Anspruch auf eine Endo­sko­pie. Aber weni­ger als 20 Pro­zent der Bevöl­ke­rung machen von die­ser wich­ti­gen Darm­krebs­vor­sor­ge Gebrauch. War­um drin­gend mehr Darm­spie­ge­lun­gen gemacht wer­den müss­ten, und wie man Darm­krebs wirk­sam vor­beugt, dar­über berich­tet Chef­arzt und Krebs­exper­te Dr. Ste­fan Boll­mann von der Heli­os Kli­nik Atten­dorn im „Chef­arzt­ge­spräch“.

Dr. Boll­mann, was ist das Tücki­sche am Darm­krebs?
Der Fak­tor Zeit und feh­len­de oder unspe­zi­fi­sche Sym­pto­me. Der Darm­krebs ist grund­sätz­lich bei früh­zei­ti­ger Erken­nung gut heil­bar und kann im frü­hen Sta­di­um sogar im Rah­men einer Darm­spie­ge­lung unkom­pli­ziert besei­tigt wer­den. Wird der Tumor aller­dings zu spät ent­deckt, liegt der Schwer­punkt der The­ra­pie lei­der nicht mehr auf der Hei­lung, son­dern es geht dann dar­um, die Qua­li­tät der ver­blei­ben­den Lebens­dau­er zu sichern. Dar­um ist eine regel­mä­ßi­ge Vor­sor­ge so wich­tig, denn im Früh­sta­di­um bemerkt man meis­tens kei­ne Ver­än­de­run­gen an sich.

Wor­auf soll­te man kon­kret bei sich ach­ten?
Man muss schau­en, ob sich das Ver­dau­ungs­ver­hal­ten ändert. Hat man plötz­lich ver­mehr­te Ver­stop­fung, Blä­hun­gen, oder Rumo­ren im Bauch, soll­te man das ärzt­lich prü­fen las­sen. Vor allem Blut im Stuhl ist ein Warn­si­gnal.

Wer trägt ein beson­de­res Risi­ko?
Zunächst alle, bei denen in der Fami­lie schon Darm­krebs auf­ge­tre­ten ist. Dazu zäh­len ins­be­son­de­re Kin­der und Enkel­kin­der von Betrof­fe­nen. Die­se Per­so­nen­grup­pe kann jeder­zeit eine Über­wei­sung für eine Darm­spie­ge­lung vom Haus­arzt bekom­men. Ein gesetz­li­cher Anspruch dar­auf besteht näm­lich erst ab 50 Jah­ren. Hin­zu kommt die Grup­pe der stark Über­ge­wich­ti­gen. Und auch, wenn schon in jun­gen Jah­ren Poly­pen im Darm auf­tre­ten, in vie­len Fäl­len die Vor­stu­fe der Tumo­ren, ist Vor­sicht ange­sagt. Wenn schon in der Ver­wandt­schaft Poly­pen dia­gnos­ti­ziert wur­den, scheint eben­falls ein erhöh­tes Risi­ko für Darm­krebs in jün­ge­ren Jah­ren zu bestehen.

Wie läuft eine Darm­spie­ge­lung ab?
Das Unter­su­chungs­in­stru­ment ist das Endo­skop. Dabei han­delt es sich um ein dün­nes, bieg­sa­mes Glas­fa­ser­ka­bel, das über eine Kör­per­öff­nung ein­ge­führt wird. Es ist mit einer Licht­quel­le, einer Kame­ra und medi­zi­ni­schen Werk­zeu­gen für die Pro­ben­nah­me oder Poly­pen-Ent­fer­nung aus­ge­stat­tet.

Um es vor­weg­zu­neh­men: Eine Darm­spie­ge­lung ist abso­lut nichts Schlim­mes! Zur Vor­be­rei­tung muss der Darm mit Abführ­mit­teln gerei­nigt wer­den. Das ist etwas ner­vig, weil man dann ziem­lich oft zur Toi­let­te muss. Je sau­be­rer der Darm bei der Unter­su­chung aber ist, des­to grö­ßer die Aus­sa­ge­kraft. In den meis­ten Fäl­len fin­det die Endo­sko­pie unter einer kur­zen Nar­ko­se statt und dau­ert etwa 20 Minu­ten. Hin­zu kommt rund eine Stun­de Nach­be­ob­ach­tungs­zeit. Dann kann man wie­der nach Hau­se gehen und erhält bei Pro­be­ent­nah­men nach sie­ben bis zehn Tagen das Ergeb­nis.

Dr. Boll­mann, Sie kom­men als Chir­urg dann ins Spiel, wenn der Tumor schon zu groß gewor­den ist, um endo­sko­pisch ent­fernt zu wer­den.
Das ist rich­tig. Aber auch das ist dann noch kein Grund zum Ver­za­gen. In vie­len Fäl­len kann der Ein­griff bei uns in Atten­dorn mini­mal­in­va­siv erfol­gen. Das bedeu­tet aber nicht, dass nicht gründ­lich geschaut wür­de. Vor der Ope­ra­ti­on erfol­gen so genann­te „Staging“-Untersuchungen, die die mög­li­chen Wege der Tumor­aus­brei­tung unter­su­chen. Der Kör­per wird sys­te­ma­tisch mit­tels Rönt­gen, Ultra­schall, spe­zi­el­len Blut­un­ter­su­chun­gen und vie­lem mehr danach gescannt. Und das soll die ent­schei­den­de Fra­ge beant­wor­ten: Hat der Tumor sich im Kör­per aus­ge­brei­tet oder nicht.

Wie geht es nach der Ope­ra­ti­on wei­ter?
Bei Tumor-Pati­en­ten wird nichts dem Zufall über­las­sen. Sie besit­zen die höchs­te Prio­ri­tät. Das spie­gelt sich dar­in wider, dass im Anschluss an die Ope­ra­ti­on für jeden ein­zel­nen Fall ein indi­vi­du­el­ler Behand­lungs­plan auf­ge­stellt wird. Grund­la­ge dafür sind die Resul­ta­te der regel­mä­ßi­gen Tumor­kon­fe­ren­zen. Das soge­nann­te „vis­ze­ral­me­di­zi­ni­sche Tumor­board“ setzt sich aus Fach­me­di­zi­nern ver­schie­de­ner Fach­rich­tun­gen der Heli­os Kli­nik Atten­dorn und den benach­bar­ten Kran­ken­häu­sern der Kli­nik­grup­pe unter Füh­rung des Heli­os Uni­ver­si­täts­kli­ni­kums Wup­per­tal zusam­men und tagt wöchent­lich. Die­ses inter­dis­zi­pli­nä­re Fach­gre­mi­um ver­fasst ein offi­zi­el­les Fach-State­ment für die Wei­ter­be­hand­lung, das ver­bind­lich ist, sodass dem Pati­en­ten eine best­mög­li­che Behand­lung wider­fährt.

Wenn wir an die­sem Punkt sind, ist das Kind schon in den Brun­nen gefal­len. Wie kann man denn dem The­ma Darm­krebs effek­tiv vor­beu­gen?
Wir spra­chen bereits über erb­li­che Ver­an­la­gung. Die­se kön­nen wir nicht beein­flus­sen. Aber was wir selbst in der Hand haben, ist das The­ma Ernäh­rung. Nicht för­der­lich ist der häu­fi­ge Ver­zehr von „rotem Fleisch“, also Fleisch von Rind, Schwein, Lamm etc., von Fast Food, koh­len­hy­dratrei­cher Kost oder Fer­tig­pro­duk­ten. Also alles das, was unter den Ober­be­griff „West­li­che Ernäh­rung“ fällt. Die­se Form der Nah­rung war von der Natur für uns ursprüng­lich nicht vor­ge­se­hen und – auch wenn es noch so gut schmeckt – unser Kör­per wird sich nie dar­an gewöh­nen. Das kann man alles „mal“ in Maßen genie­ßen. Bei regel­mä­ßi­gem Kon­sum steigt das Risi­ko für Darm­krebs jedoch signi­fi­kant. Das gilt auch und ins­be­son­de­re für Niko­tin und Alko­hol.

Was soll­ten wir statt­des­sen essen?
Man kann es nicht oft genug sagen: Obst, Gemü­se, Geflü­gel­fleisch, Fisch und die soge­nann­te „Medi­ter­ra­ne Kost“ sowie Milch­spei­sen. Trotz allem muss ich eine Sache noch­mal beto­nen: Die bes­te Prä­ven­ti­on ist und bleibt jedoch die Vor­sor­ge.

Dr. Ste­fan Boll­mann ist Chef­arzt für All­ge­mein- und Vis­ze­ral­chir­ur­gie an der Heli­os Kli­nik Atten­dorn. Zu sei­nen fach­li­chen Schwer­punk­ten gehört die mini­mal­in­va­si­ve Chir­ur­gie (ins­be­son­de­re Hernien‑, Darm- und Gal­len­chir­ur­gie). Dar­über hin­aus führt er ope­ra­ti­ve Behand­lun­gen bei chro­ni­schem Sod­bren­nen („Reflux-Krank­heit“) durch. 

Ter­min: Atten­dor­ner Medizingespräch/ 12. Febru­ar 2025 um 17 Uhr/ Heli­os Kli­nik Atten­dorn
Ope­ra­ti­ve The­ra­pie bei Dick­darm­krebs

  • War­um die Vor­sor­ge so wich­tig ist
  • Mini­mal­in­va­si­ve Mög­lich­kei­ten
  • Sinn der onko­lo­gi­schen Resek­ti­on
  • Tumor­board-Bespre­chung 

Ein­tritt frei. Kei­ne Anmel­dung erfor­der­lich.

Chef­arzt Dr. Ste­fan Boll­mann und Dr. Mar­tin Asbach (Lei­ten­der Ober­arzt)

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