Samstag, 14. Dezember 2024

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Finanz­synode: Haushalt unter Vorbehalt verabschiedet

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Superintendent Christof Grote machte deutlich, dass die Einschnitte in der Arbeit des Kirchenkreises aufgrund der finanziellen Gesamtsituation sehr schmerzhaft, aber unumgänglich waren (Foto: EKKLP)

Evangelischer Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg sucht Neuausrichtung in schwierigen Zeiten / Superintendent Dr. Christof Grote: „Wir leben in einer Zeit voller Umbrüche“

Sinkende Einnahmen bei steigenden Kosten: Die Evangelische Landeskirche von Westfalen steht vor großen Problemen. So werden die Einnahmen aus der Kirchensteuer von 548 Millionen Euro in diesem Jahr voraussichtlich auf 502 Millionen Euro im Jahr 2028 sinken. Diese Entwicklung schlägt voll auf den Evangelischen Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg, mit seinen Einrichtungen und Diensten sowie auf die 21 Kirchengemeinden durch. Schon für den Haushalt der Kreissynodalkasse für 2025 wird mit einem Fehlbetrag von 92.170 Euro gerechnet. Er soll durch eine Verminderung des Eigenkapitals ausgeglichen werden.

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Ralf Ziomkowski, Synodaler aus der Kirchengemeinde Rahmede, hatte auf der Synode einen Antrag eingebracht, der ein neues Konzept fordert. Hier soll die dauerhafte finanzielle Leistungsfähigkeit des Kirchenkreises sichergestellt werden, allerdings ohne weitere finanzielle Belastungen der Kirchengemeinden (Foto: EKKLP)

Der Haushalt wurde bei der Finanzsynode am 6. November im Meinerzhagener Ev. Gymnasium zwar mit Stimmenmehrheit verabschiedet. Allerdings unter einem Vorbehalt. Auf Antrag von Ralf Ziomkowski, Synodaler aus der Kirchengemeinde Rahmede, soll für den Kirchenkreis ein Konzept entwickelt werden, das die dauerhafte finanzielle Leistungsfähigkeit ohne weitere Belastungen der Kirchengemeinden sicherstellt. Ein erster Entwurf dieses Konzeptes soll bei der Finanzsynode im November 2025 vorgestellt werden. Nach längerer Diskussion und einigen redaktionellen Änderungen an Ziomkowskis Antrag stimmten 37 der anwesenden 83 Synodalen dieser Formulierung zu. 34 stimmten dagegen. Sieben enthielten sich. Damit war der Antrag angenommen. Über zwei weitere Anträge von Gerta Bappert, Vorsitzende des Finanzausschusses, und Bernd Göbert, Verwaltungsleiter des Kreiskirchenamtes, musste nicht mehr abgestimmt werden.

Das Volumen des Haushaltes der Kreissynodalkasse wird bei den Erträgen bei 5.120.910 Euro liegen. Die Aufwendungen liegen bei 5.213.080 Euro. Daraus ergibt sich der Jahresfehlbetrag von 92.170 Euro.

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Verwaltungsleiter Bernd Göbert wies bei seinen Präsentationen und in der Aussprache auf verschiedene Aufgaben und Herausforderungen hin (Foto: EKKLP)

Der Haushalt 2025 der Finanzausgleichskasse wurde bei der Kreissynode bei einer Enthaltung verabschiedet. Er sieht in Erträgen 12.140.700 Euro und in Aufwendungen 12.080.400 Euro vor. Daraus ergibt sich ein Jahresüberschuss von 60.300 Euro. Er wird dem Eigenkapital zugeführt.
Verwaltungsleiter Bernd Göbert wies in der Aussprache auf die Schwierigkeiten bei der Haushaltsaufstellung hin. Zum einen hätten wegen Verschiebungen bei der Pfarrbesoldungspauschale sehr kurzfristig zahlreiche Änderungen vorgenommen werden müssen. Zum anderen habe der Kirchenkreis rund weitere 2000 Gemeindeglieder verloren. Das wirke sich auf die Höhe der Zuweisungen aus der Kirchensteuer aus. Dennoch sei es gelungen, rund 250.000 Euro einzusparen.

Diese Einsparungen, die vorwiegend im Bereich des Diakonischen Werkes durchgeführt werden mussten, sind unter anderem durch die Beendigung von geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen erzielt worden. Weitere Einschnitte sehen die Reduzierung von Personalstellen bei der Flüchtlingsberatung in Lüdenscheid und Plettenberg, beim Psychosozialem Zentrum für Geflüchtete in Lüdenscheid, der Rückkehrerberatung sowie der Suchtberatungsstelle Lüdenscheid vor. Außerdem wird die Möbelbörse in Plettenberg aufgegeben. Harte Einschnitte in den Einrichtungen des Diakonischen Werkes, was zum Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg gehört, die aber aufgrund der sehr schwierigen
Haushaltslage des heimischen Kirchenkreis umgesetzt werden mussten.

„Wir haben sehr lange und intensiv verschiedene Möglichkeiten geprüft. Das wir am Ende diese Entscheidungen treffen mussten, schmerzt sehr“, so Superintendent Christof Grote. „Unsere Pflicht ist es aber in unseren Kernaufgaben handlungsfähig zu bleiben und die deutlich sinkenden Kirchensteuereinnahmen, bei deutlicher Erhöhung von Bestandskosten, zwingen uns gerade schmerzhafte Entscheidungen treffen zu müssen.“

Kirchenkreis sucht Neuausrichtung in schwierigen Zeiten
Engpässe im pastoralen Dienst und keine Aussichten auf Besserung, Zuspitzung der finanziellen Lage, Sorgen um die Kindertageseinrichtungen, rückläufige Gemeindegliederzahlen: Bei der Synode des Evangelischen Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg hat Superintendent Dr. Christof Grote zahlreiche Problemfelder angesprochen.

„Wir leben in einer Zeit voller Umbrüche“, sagte er bei der Herbsttagung im Ev. Gymnasium Meinerzhagen. Das Schlagwort „Transformation“ weise darauf hin, dass „Umbruch“ mehr aussagt als nur Abbau und Rückbau. Es gehe um die Herausforderung, in dieser notwendigen Neugestaltung auch eine Neuausrichtung zu finden, neu zu gestalten – und zwar so, dass es zu der aktuellen Situation und möglichst auch in die kommende Zeit passe.

Dr. Christof Grote nutzte die Finanzsynode, um aus seiner Sicht die „Mär vom Sparen“ zu entlarven. „Wenn wir Angebote einstellen, wenn Gebäude geschlossen werden, wenn Pfarrstellen nicht wiederbesetzt werden, dann würden wir sparen“, höre er oft. „Ich wäre froh, wenn dem so wäre, wenn wir sparen könnten oder auch müssten. Leider ist dem nicht so. Wir sparen nicht – weder Geld noch Stellen. Wir geben vielmehr das Geld nicht aus, das wir nicht mehr haben, wir
besetzen die Stellen nicht, für die es keine Bewerberinnen und Bewerber gibt. Wir trennen uns von Gebäuden, die wir nicht mehr halten können“, klagte der Superintendent. Da werde nirgendwo ein Sparbuch gefüttert.

Und dennoch müssten wichtige Aufgaben erfüllt werden. Dazu zählt Dr. Christof Grote die Prävention gegen sexualisierte Gewalt. Dieses Thema sei im Kirchenkreis auf bittere Weise durch den jahrzehntelangen Missbrauch in der Gemeinde Brügge-Lösenbach konkret geworden.

Er ging auch auf die Studie „Aufarbeitung vor Ort“ ein, eine Substudie zur Forum-Studie. Sie stellt den Bemühungen zur Aufklärung vor Ort ein schlechtes Zeugnis aus: Laut der Studie gehe es um Vertuschung und Verschleierung und den Versuch, irgendwie die Institution Kirche zu retten.
Diesem harten und pauschalem Vorwurf widersprach Grote. Für ihn bleibe aber die Einsicht, dass zu wenig die Perspektive der Betroffenen eingenommen worden sei und dass die Kommunikation mit ihnen nicht ausreichend gewesen sei. Mit dem Blick zurück – und der Erkenntnis von heute – hätte auch eine externe Begleitung im Interventionsteam zudem vieles erleichtert und den gesamten Prozess sehr helfen können. Das seien Fehler gewesen, für die er sich entschuldige und aus denen man lernen müsse.

Der Superintendent betonte zudem erneut: „Ich bin voller Bestürzung, voller Betroffenheit und auch voller Scham über das, was in einer kirchlichen Jugendgruppe bei uns geschehen ist: Dass ich die Betroffenen nur um Entschuldigung bitten kann für das, was sie hier erfahren und erleiden mussten.“

Mit der Entwicklung des Schutzkonzeptes gegen sexualisierte Gewalt unternehme der Kirchenkreis alles, um Übergriffen vorzubeugen. Inzwischen seien 1.669 Menschen geschult worden. Seit Herbst dieses Jahres schulten auch die Jugendreferentinnen und –referenten Mitarbeitende in den Kirchengemeinden. „Hier gelingt die Zusammenarbeit zwischen dem Schulungsteam des Kirchenkreises – für das wir ca. 150.000 Euro pro Jahr ausgeben – und dem Jugendkonvent hervorragend“, betonte der Chef des Kirchenkreises.

Finanz-Druck auf Gemeinden steigt – trotz höherer Zuweisungen keine Entspannung in Sicht
Die Gemeinden im Evangelischen Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg bekommen mehr Geld als ursprünglich geplant. Sie profitieren von Verschiebungen bei der Pfarrkostenpauschale. Unter dem Strich erhalten sie rund 8,493 Millionen Euro aus Kirchensteuermitteln. Das sind rund 470.000 Euro mehr als ursprünglich vorgesehen. Das Geld wird nach einem Schlüssel (Anzahl der Gemeindeglieder und Größe der Gemeinde) aufgeteilt.

Danach erhält die Gemeinde Attendorn-Lennestadt für das Jahr 2025 einen Betrag von 1,074 Millionen Euro. Sie ist mit 8210 Gemeindegliedern (Stand 1. Januar 2024) die mitgliederstärkste und mit 473 Quadratkilometern die flächenmäßig größte unter den 21 Gemeinden des Kirchenkreises. In die Gemeinde Oberbrügge fließen 96.230 Euro. Sie ist mit 903
Gemeindegliedern und einer Fläche von 5,04 Quadratkilometern die kleinste Gemeinde im Kirchenkreis.

Gerta Bappert, Vorsitzende des Finanzausschusses, warnte: „Bei sinkenden Einnahmen und steigenden Kosten hält der Druck auf die Gemeinden weiter an.“ Daran änderten auch die leicht gestiegenen Zuweisungen nichts. Sie bezweifelt, dass alle Gemeinden in den nächsten Jahren ausgeglichene Etats vorweisen können. „Wir müssen dringend gegensteuern.“

Aufkeimende Kritik an vermeintlich zu hohen Ausgaben für das Kreiskirchenamt wies Superintendent Dr. Christof Grote zurück. „Es gibt keine Umverteilung von unten nach oben.“ Die Ausgaben orientierten sich an den Vorgaben des Gutachtens Personal- und Sachmittelausstattung (PSA) kreiskirchlicher Vereinigungen. Sie lägen sogar unter den
empfohlenen Werten. So seien beispielsweise drei Stellen weniger vorhanden als im PSA-Gutachten veranschlagt.

An dieser Finanzsynode nahmen fünf Pfarrinnen und Pfarrer – aufgrund des anstehenden Ruhestandes – das letzte Mal teil. Pfarrer Volker Bäumer (Diakoniepfarrer und Kirchengemeinde Attendorn-Lennestadt), Pfarrer Martin Buschhaus (Kirchengemeinde Werdohl), Pfarrer Dr. Jörg Ettemeyer (Kirchengemeinde Attendorn-Lennestadt), Pfarrerin Cornelia Müller (Krankenhaus Seelsorge – Klinikum Lüdenscheid) und Pfarrer Martin Spindler (Kirchengemeinde Kierspe und Rönsahl) wurden von Superintendent Grote mit großem Dank und von der Synode mit langem Applaus verabschiedet.

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Foto: EKKLP

Haus „Alter Leuchtturm“ – Zukunft der Familienferienstätte ist weiter offen Die Zukunft der Familienferienstätte Haus „Alter Leuchtturm“, die der Evangelische Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg auf der Nordseeinsel Borkum unterhält, ist weiter offen. „Wir müssen uns darüber klar werden, ob wir das Haus behalten oder ob wir uns von ihm trennen sollen“, erklärte
Dr. Christof Grote, Superintendent des Kirchenkreises, bei der Kreissynode in Meinerzhagen.
Das Sorgenkind des Kirchenkreises hat sich eigentlich gut entwickelt. 2025 wird es voraussichtlich einen Jahresüberschuss von 61.600 Euro erzielen. Vor diesem Hintergrund wurde der Haushalt bei der Tagung in Meinerzhagen mehrheitlich bei einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen verabschiedet.

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Claudia Adams-Kuhbier, Geschäftsführerin der Familienferienstätte Haus „Alter Leuchtturm“ und Mitglied des Kreissynodalvorstandes, gab auf der Synode einen Einblick in die aktuellen Entwicklungen des Hauses (Foto: EKKLP)

Claudia Adams-Kuhbier, Geschäftsführerin der Familienferienstätte und Mitglied des Kreissynodalvorstandes, ist zuversichtlich, dass die gute Entwicklung anhält. „Seit dem Ende der Corona-Pandemie reisen die Deutschen wie noch nie“, sagte sie. Überwiegend würden Reiseziele in Deutschland angesteuert. Davon profitierten auch die Ferieninsel Borkum und das Haus „Alter Leuchtturm“. Die jüngsten Preiserhöhungen hätten die Gäste akzeptziert. „Trotz Konsumflaute“, betonte die Hotelfachfrau und Betriebswirtin. Sie glaube, dass die Entwicklung durchaus länger anhalten könne.

Ralf Ziomkowski, Synodaler aus der Kirchengemeinde Rahmede, machte sich bei der Finanzsynode dennoch für einen Verkauf stark. „Im Moment wirft das Haus Erträge ab und besitzt einen Wert“, sagte er. Angesichts der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung könne es aber in den nächsten zehn bis 15 Jahren an Wert verlieren. „Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt für den Verkauf, gerade im Hinblick auf die schwierige Haushalslage des Kirchenkreises“, betonte er.

Die Zukunft der Familienferienstätte beschäftigt den Kirchenkreis schon lange. Im vergangenen Jahr stand zunächst ein Renovierungsbedarf von rund drei Millionen Euro im Raum. Bei der Finanzsynode im November 2023 hatte der Superintendent ein neues Modell für die Sanierung vorgestellt. Es wurde mit Unterstützung des Dortmunder Architekten Martin Friedrich ein Modell entwickelt und sieht eine bezahlbare und abschnittsweise Abwicklung der Reparaturarbeiten vor. Damals ging der Superintendent davon aus, dass das Haus diese Mittel selbst erwirtschaften könne.

Außerdem werden wie in diesem Jahr auf Beschluss der Synode Mittel, die für die Rabattierung von Gemeindefreizeiten im Haus Nordhelle vorgesehen waren und nicht verbraucht worden sind, auch 2025 für die Ferienstätte auf Borkum umgewidmet.

Wie es mit der Familienferienstätte Haus „Alter Leuchtturm“ weitergeht bleibt somit offen. Im kommenden Jahr sollen alle Optionen sehr genau geprüft und die Synode darüber informiert werden. Denn am Ende entscheiden die Synodalen über die Zukunft des Hauses.

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