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Ali Aljawadeh, Leitender Oberarzt und Sektionsleiter der Wirbelsäulenchirurgie an der Helios Klinik Attendorn (Copyright: Helios Klinik Attendorn)

350.000. So hoch schätzen Experten die Zahl der osteoporotischen Frakturen in Deutschland. Diese treten hauptsächlich bei Senioren auf. Der Grund: Im Alter nimmt die Dichte und damit die Widerstandsfähigkeit der Knochen ab. Betroffen sind meistens Frauen.

Der Tag Mitte Mai, an dem Frau M. die Rückenschmerzen nicht mehr aushielt und sie sich in der Notaufnahme der Helios Klinik Attendorn melden musste, hatte zwei Gesichter. Zum einen waren die Schmerzen nicht mehr zu ertragen und das Laufen kaum noch möglich, zum anderen bedeutete ihr Entschluss, endlich etwas zu unternehmen, der Anfang vom Ende ihres Leidens.

Beim Röntgen wurde eine Fraktur eines Lendenwirbels festgestellt. Für Frau M. überraschend, denn sie war weder gestürzt noch konnte sie sich an einen Unfall erinnern. Eine anschließende Knochendichtemessung kam zu dem Resultat, dass die Patientin über einen viel zu geringen Mineralsalzgehalt in den Knochen verfügte, und damit an Osteoporose litt. Diese häufige Alterserkrankung schreitet langsam voran und führt zu einer zunehmenden „porösen“ und damit weichen Knochenstruktur. Gleich nach der Diagnose mittels MRT und Computertomographie sowie sorgfältiger Indikationsstellung und Auswahl eines geeigneten Therapieverfahrens erfolgte zeitnah die Operation. Der betroffene Wirbel wurde mit speziellen Ballons aufgerichtet und mit Knochenzement aufgefüllt. Da der Eingriff minimalinvasiv durchgeführt wurde, das heißt, durch die Haut mit mikroskopisch kleinen Instrumenten ohne tiefe Schnitte, konnte die Patientin bereits nach wenigen Tagen das Krankenhaus wieder verlassen und sich bei ihrem Hausorthopäden in die Nachbehandlung begeben.

Östrogenmangel verursacht Instabilität der Knochen

Für Ali Aljawadeh, Leitender Oberarzt und Sektionsleiter der Wirbelsäulenchirurgie an der Helios Klinik Attendorn, beinahe schon ein alltäglicher Fall: „Ab einem bestimmten Alter nimmt bei Frauen schon während der einsetzenden Wechseljahre der Östrogenspiegel im Blut ab. Das Hormon wird jedoch zum Aufbau und der Stärkung der Knochen benötigt“, erklärt Herr Aljawadeh. Das sei gerade für eine alternde Gesellschaft wie der deutschen, ein wachsendes Problem, so der Wirbelsäulenspezialist, der seit dem Frühjahr im Sauerland praktiziert.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Schätzungsweise vier bis sechs Millionen Menschen sind in Deutschland von Osteoporose betroffen. 350.000 Menschen erleiden jährlich eine osteoporotische Fraktur, darunter sind circa zwei Drittel Frauen. Man vermutet, dass etwa 40 Prozent aller 50-jährigen Frauen und 13 Prozent aller 50-jährigen Männer im Laufe ihres weiteren Lebens einen osteoporose-bedingten Knochenbruch erleiden. Oftmals kann schon ein starkes Husten oder das Heben einer schweren Einkaufstasche diesen verursachen.

Doch soweit müsste es in vielen Fällen nicht kommen. „Ab einem gewissen Alter und bei vorliegenden Risikofaktoren raten wir zur Knochendichtemessung, die in vielen Fällen auch von den Kassen übernommen wird. Die so genannte DEXA-Messung, die Dual-Röntgen-Absorptiometrie, funktioniere absolut schmerzfrei und sei der Goldstandard, um die Schwere einer möglichen Knochendichteminderung zu bestimmen. Der Oberarzt rät daher, Schmerzen im Wirbelsäulenbereich nicht auf die leichte Schulter zu nehmen und einen Spezialisten aufzusuchen, besonders wenn es scheinbar keinen konkreten Anlass dafür gibt und sie langanhaltend sind.

„Bestätigt sich dann der Verdacht auf Osteoporose, können Knochenschäden durch gezieltes körperliches Training und medikamentöse Therapie verhindert werden“, betont der Wirbelsäulen-Fachmann, warum Prävention so wichtig ist. Aber trotz bester Vorbeugung kann eine Fraktur nie ganz ausgeschlossen werden, besonders nach Stürzen. Je nach Schweregrad empfehle sich dann eine konservative Therapie oder ein operativer Eingriff als Behandlungsansatz. Doch zu bewerten, welches Behandlungsverfahren letztlich das richtige ist, liegt an vielen individuellen Faktoren und ist sehr komplex. „Wir wenden an der Helios Klinik Attendorn erfolgreich alle gängigen Behandlungsverfahren an und arbeiten eng mit den niedergelassenen Ärzten in der Umgebung zusammen, um für den Patienten zur optimalen Lösung zu kommen.“

Bei Frau M. ist das gelungen. Die 81-jährige Seniorin ist inzwischen wieder schmerzfrei und legt bereits kürzere Strecken wieder zu Fuß zurück.

Zusatzinfo

Um die Zusammenarbeit noch weiter zu vertiefen, findet im Oktober eine Informationsveranstaltung in der Helios Klinik Attendorn zum Thema „Wie umgehen mit Rückenschmerzen?“ statt. Diese Fortbildung richtet sich an die niedergelassenen Ärzte der Umgebung und stellt die neusten Diagnose- und Therapiemöglichkeiten rund um die Wirbelsäule vor.

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