Die Evangelische Landeskirche von Westfalen und ihre Kirchenkreise sind auf dem Weg zur sozial-ökologischen Transformation. Ziel ist, bis
zum Jahr 2040 klimaneutral zu handeln.

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Wie bei jeder Ganztagssynode wurde die Versammlung des heimischen Kirchenkreises mit einem Gottesdienst begonnen. Dafür kamen die Synodalen in der Ev. Jesus-Christus-Kirche in Meinerzhagen zusammen (Foto: EKKLP)


Der Evangelische Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg steht damit vor einer komplexen und schwierigen Aufgabe. Aber er macht sich auf den Weg. Bei ihrer Tagung am 13. Mai im Evangelischen Gymnasium Meinerzhagen hat die Kreissynode die Einrichtung eines Arbeitskreises beschlossen. Er soll sich insbesondere mit den Kriterien für die Verwendung der Klimapauschale (vier Prozent der jährlichen Zuweisungen aus der Kirchensteuer), der Entwicklung eines kreiskirchlichen Klimaschutzkonzeptes, der klimaneutralen Mobilität im Kirchenkreis und der
Nachhaltigkeit bei kirchlichem Handeln beschäftigen.


„Wichtig ist es, kleine persönliche Schritte zu gehen“, appellierte Ralf Meyer, Klimaschutzbeauftragter des Kirchenkreises, an die Synodalen. Das erhöhe die Bereitschaft, auch bei größeren Projekten mitzumachen. „Wir müssen vor Ort ganz konkret ins Handeln kommen“, forderte Superintendent Dr. Christof Grote.

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Passend zum Schwerpunktthema der Synode – ‚Klimaschutz‘ – hatten die Synodalen die Möglichkeit ihren persönlichen ökologischen Fußabdruck zu überprüfen. Hierfür hatte Ralf Meyer, Klimaschutzbeauftragte des Kirchenkreises, den Parcours mit dem Motto ‚Mit kleinen Schritten die Welt verändern‘ organisiert (Foto: EKKLP)

Zuvor hatte Prof. Dr. Thorn Kring erläutert, wie Kirche und Diakonie Nachhaltigkeit als Chance nutzen können. „Über unsere Kernthemen Nächstenliebe und Bewahrung der Schöpfung gestalten wir nachhaltige Entwicklung“, stellte der Ökonom und Hochschulprofessor fest. Das müsse nach innen und nach außen deutlich werden. „Es sind immer die Menschen mit Hoffnung, die Zukunft gestalten“, zitierte er den
Theologen Dr. Johannes Hartl. Als Negativ-Beispiel führte er die Gebärstreik- Bewegung an, die der Auffassung ist, dass nur weniger Menschen den Planeten retten könnten.


Prof. Dr. Thorn Kring ist zuversichtlich, dass Kirche und Diakonie viel bewegen können. „Wir können zeigen, dass Kirche und Diakonie einen Unterschied für die Menschen machen, weil sie unsere christliche Hoffnung zum Mitgestalten mobilisiert“, sagte er in Meinerzhagen. Die wichtigsten Handlungsfelder seien Gebäude und Mobilität. Simone Hüttenberend, Klimaschutzmanagerin der Ev. Landeskirche, beschrieb in
ihrem Vortrag zunächst den Ist-Zustand. Er ist wenig erfreulich. Die Landeskirche verliere weiter Mitglieder. Dazu komme die Tatsache, dass immer weniger Hauptamtliche und Ehrenamtliche mit immer komplexeren Aufgaben befasst seien.


Ein schweres Erbe seien auch die zu vielen Gebäude, die oftmals zu groß seien und zu wenig genutzt würden. Das führe dauerhaft zu einer Entwicklung, bei der die Kosten die Einnahmen übersteigen würden. Kirchen, Gemeindehäuser und Kitas verursachen nach ihrer Auskunft den größten Teil der CO2 -Emissionen. Deshalb sei im Juni 2022 mit der Gebäudebestandserfassung begonnen worden. Gleichzeitig wurde ein Einbaustopp für fossile Heizungen und eine Temperaturabsenkung verfügt. Noch seien viele Fragen offen. Beispielsweise: Was passiere, wenn sich die Kirche von 40 Prozent ihrer Gebäude trenne. Prof. Dr. Thorn Kring lieferte eine vorläufige Antwort. „Es macht keinen Sinn Kirchen zu schließen, wenn wir keine Antwort darauf haben, wie wir danach kirchliche Arbeit gestalten.“


Die Hoffnungen des Kirchenkreises ruhen jetzt auf dem Arbeitskreis, in dem sich möglichst viele Menschen engagieren sollen. „Das Thema muss jetzt raus aus den Gremien und in die Gemeinden“, sagte Superintendent Dr. Christof Grote.

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Ralf Meyer, Klimaschutzbeauftragte des Evangelischen Kirchenkreises Lüdenscheid- Plettenberg, brachte das Schwerpunktthema ‚Klimaschutz‘ auf der Synode mit ein und hatte für die Synodalen auch einen Parcours mitgebracht, mit dem Interessente ihren ganz persönlichen ökologischen Fußabdruck überprüfen konnten (Foto: EKKLP)


Der ökologische Abdruck zeigt’s: Wir leben auf zu großem Fuß
Ralf Meyer nimmt seine Aufgaben als Klimaschutzbeauftragte des Evangelischen Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg ernst. 2022 hat er beim Stadtradeln vorgelebt, wie man als mobiler Mensch Treibhausgas einsparen kann. Bei der Aktion ‚Stadtradeln‘ nahm er in wenigen Woche 1600 Kilometer unter die Pedale. Bei der Synode des heimischen Kirchenkreises ging es ihm um mehr als nur CO2 -arme Fortbewegung.


Im „Raum der Stille“ des Ev. Gymnasiums hatte Meyer einen Parcours ausgelegt, auf dem Interessenten ihren ganz persönlichen ökologischen Fußabdruck in Sachen Energie, Konsum, Ernährung und Mobilität ermitteln konnten. Das Motto des Parcours ‚Mit kleinen Schritten die Welt verändern‘. Wer sich auf den Weg machte, musste 32 Fragen beantworten. Für die Antworten wurden Punkte vergeben. Die Summe der Punkte lässt Rückschlüsse auf den Lebensstil zu. Die Ergebnisse signalisieren: Die Erde ist dauerhaft zu klein für unseren Lebensstil. „Wenn alle Menschen so leben würden wie wir in Deutschland, brauchten wir eigentlich drei Erden“, sagt Ralf Meyer.


Mit dem Parcours wollte er die Synodalen, die sich in Meinerzhagen schwerpunktmäßig mit dem Thema Nachhaltigkeit befassten, für eine Umkehr sensibilisieren. Sein Appell: „Wir müssen handeln. Im eigenen Interesse und im Interesse anderer.“
Der Parcours kann für Veranstaltungen und Aktionen ausgeliehen werden. Interessenten können sich hierzu an Ralf Meyer unter Telefon 02391/954025 oder 02359/661214 wenden.


Sanierungsstau beim Haus ‚Alter Leuchtturm‘
Neben dem Schwerpunktthema ‚Klimaschutz‘ standen weitere Themen auf der Agenda der Kreissynode. So ging es unter anderem um die Familienferienstätte ‚Haus Alter Leuchtturm‘ auf Borkum, welche seit 57 Jahren im Besitz des Ev. Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg ist. Ob sich der Kreiskirchenkreis das Haus noch leisten kann und will, wird derzeit geprüft. Das gab Superintendent Grote bei der Kreissynode in Meinerzhagen bekannt.


„Wir haben dort einen Schatz, im materiellen und auch im übertragenen Sinn“, stellte der Superintendent fest. Was folgte war ein „aber“. Zwar habe die Ferienstätte die Corona-Pandemie einigermaßen gut überstanden. Sorgen bereitet allerdings der bauliche Zustand. Abplatzungen von der Fassade, feuchte Keller und weitere Mängel an der Gebäudesubstanz bereiten der Führung des Kirchenkreises große Sorgen. Es müsse geklärt werden, ob die Gemeinschaft des Kirchenkreises das Haus vor diesem Hintergrund wirtschaftlich weiter betreiben könne.


Superintendent Grote nannte dazu Zahlen. So schätze der Gutachterausschuss den Wert der Immobilie samt Grundstück auf rund 7,4 Millionen Euro. Die Kosten für die notwendige Sanierung belaufen sich nach ersten Kalkulationen auf rund drei Millionen Euro. Diese Zahl, räumte der Superintendent ein, stamme allerdings aus der Zeit vor dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Somit müsse man mit einer deutlichen Kostensteigerung rechnen.


Der Superintendent des Kirchenkreises hält es zudem für möglich, dass weitere Schäden festgestellt werden. In einem ersten Schritt solle jetzt ermittelt werden, ob sich die Sanierung auf mehrere Einzelschritte aufteilen lasse. Zudem sollen Erkundigungen eingezogen werden, ob die Sanierung mit öffentlichen Fördergeldern unterstützt werden kann. Aus eigener Kraft könne das Haus die Sanierung nicht stemmen. Mit 20.000 Übernachtungen im Jahr sei die Freizeitstätte an der Kapazitätsgrenze angelangt. Es sei mittlerweile gelungen, das Haus kostendeckend zu betreiben. Lediglich die jährliche Abschreibung habe teilweise nicht erwirtschaftet werden können. Nennenswerte Rücklagen seien nicht vorhanden.


Vor diesem Hintergrund sei der für 2024 vorgesehene Belegungsstopp aufgehoben worden. Zudem habe sich der Kirchenkreis für eine Preiserhöhung entschieden. Allerdings: „Das Haus ist eine sozialdiakonische Einrichtung. Deshalb ist die Anhebung moderat ausgefallen“, betonte Grote. Preiserhöhung und Aufhebung des Belegungstopps könnten, so der Superintendent, rund 150.000 Euro zusätzlich in die
Kasse bringen. Dennoch stelle sich die Frage, ob und wenn ja, wie der Kirchenkreis die Belastungen einer Finanzierung der notwendigen Maßnahmen tragen könne. Grote hofft, dass er bei der Herbstsynode dazu belastbare Zahlen vorlegen kann.


Pfarrer Uwe Brühl, Synodaler aus Plettenberg, plädierte für „wohlwollende Prüfungen“. Ihm sei bewusst, dass die notwendigen Sanierungen des Hauses den Kirchenkreis vor sehr große Herausforderungen stellen würden und es unsicher ist, ob dies überhaupt gelingen kann. Aber das Haus ‚Alter Leuchtturm‘ sei für viele Menschen eine Herzensangelegenheit, weil es „viel Segen“ gebracht habe. Somit dürfe man sich die
Entscheidung auch nicht leicht machen und müsse alles sehr genau prüfen.

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Pfarrerin Ramona Winkler-Rudzio (Mitte) wurde von der Synode als neue stellvertretende Assessorin des Kirchenkreises gewählt. Sie übernimmt das Amt von Pfarrerin Bettina vom Brocke, die in den Ruhestand geht. Zu den ersten Gratulanten gehörten Superintendent Dr. Christof Grote und Pfarrerin Martina Kämper, die sich ebenfalls zur Wahl gestellt hatte (Foto: EKKLP)

Ramona Winkler-Rudzio neu im Kreissynodalvorstand
Pfarrerin Ramona Winkler-Rudzio ist neue stellvertretende Assessorin des Ev. Kirchenkreiseses Lüdenscheid-Plettenberg. Die 58-Jährige wurde bei der Kreissynode zur Nachfolgerin von Bettina vom Brocke gewählt. Vom Brocke, bisher als kreiskirchliche Pfarrerin in der Krankenhausseelsorge tätig, geht in den Ruhestand und verlässt somit auch den Kreissynodalvorstand.


Ramona Winkler-Rudzio ist Pfarrerin der Lüdenscheider Johanneskirchengemeinde. Im Kirchenkreis hat sie bereits zahlreiche Aufgaben übernommen. So arbeitet sie unter anderem als begleitende Pfarrerin für die Frauenhilfen im Lüdenscheid-Volme-Verband.


Zusammen mit Stefan Schick ist sie Beauftragte für Konfirmandenarbeit im Kirchenkreis. Dazu kommen Tätigkeiten im Leitungsausschuss Haus Alter Leuchtturm und weitere Aufgaben.


„Bei der Mitwirkung im Kreissynodalvorstand würde ich gerne sowohl den Blickwinkel der Gemeindepfarrerin als auch den Blickwinkel einer Funktionspfarrstelle Schule mit einbringen. Besonders am Herzen liegen mir Menschen mit sozialen Schwierigkeiten, die mir durch vielfältiges diakonisches Engagement vertraut sind und deren Perspektive ich gerne mit einbringen würde“, sagte sie bei ihrer Vorstellung in
Meinerzhagen.


Zweite Kandidatin bei der Wahl zur stellvertretenden Assessorin war Martina Kämper, Pfarrerin in Meinerzhagen und Valbert. Ramona Winkler-Rudzio wurde von der Kreissynode mit 39 Stimmen gewählt. Martina Kämper erhielt 36 Stimmen.

@EKKLP

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