Pforte der Justizvollzugsanstalt Attendorn. Nach einer kurzen Kennenlernrunde mit Anstaltsleiterin Yasmin Scheiner und weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Haftanstalt begann die Führung in den Fertigungshallen. Dort werden von den Gefangenen Komponenten für Industrieunternehmen in der Region Südwestfalen gefertigt.


„Oft ist nicht bekannt, dass wir hier acht Stunden täglich arbeiten. Das ist ein normaler Arbeitstag“, räumt ein Gefangener mit Vorurteilen auf, die oftmals in den Köpfen der Menschen bestehen.


Die Gefangen haben kein Netflix und Amazon, die Freizeit sehe deshalb anders aus, als sich Menschen draußen den Gefängnisalltag vorstellten. Im Vordergrund steht die Resozialisierung: Gefangene der JVA werden nach Möglichkeit ihren Fähigkeiten und Berufskenntnissen entsprechend eingesetzt, um sich auf das Leben nach der Entlassung vorzubereiten. Jeder Inhaftierte erhält deshalb ein Arbeitszeugnis, so dass der (Wieder-)Einstieg in das Berufsleben außerhalb der Haftmauern gelingen kann.


Mit den gewonnen Eindrücken aus den Fertigungshallen tauschte sich Christin-Marie Stamm über den Berufsalltag mit Justizvollzugsbeschäftigten aus. Der Betrieb in der Haftanstalt läuft rund um die Uhr an sieben Tage die Woche. Schichtdienst und Wochenenddienst sind Teil des Alltags. „Das Berufsbild ist so gestaltet, dass Menschen mit sehr viel Idealismus sich ganz bewusst für die Aufgabe im Justizvollzug entscheiden“, stellt Yasmin Scheiner ihre Sicht als leitende Führungskraft dar.
Die Arbeit im Justizvollzugsdienst habe sich im Laufe der Jahre vor allem für Frauen sehr gewandelt. Die Zahl der Frauen im Justizvollzugsdienst steige kontinuierlich an. Das sei eine erfreuliche Entwicklung. „In früheren Zeiten gab es noch männliche Kollegen, die meinten, Frauen seien für den Justizvollzugsdienst nicht geeignet. Das erlebe ich heute nicht mehr“, fasst Stefanie Wehner, Gleichstellungsbeauftragte der JVA Attendorn, die verbesserte Situation für Frauen im Justizvollzugsdienst zusammen.


Heike Wehr, Medienbeauftragte der JVA, fordert in der Medienberichterstattung mehr Wertschätzung für die Arbeit von Beschäftigten im Justizvollzugsdienst. Die vielseitige Arbeit sei für Menschen außerhalb der Haftmauern oftmals nur sehr verzerrt dargestellt. „Beschäftigte im Justizvollzugsdienst unterstützen Gefangene bei der Arbeitsplatzvermittlung und helfen bei der Bewältigung von Sucht- und Schuldenkrisen, so dass die Wiedereingliederung in das gesellschaftliche Leben gelingen kann“, schließt sie ihren Appel für eine ausgewogene Berichterstattung ab.

Christin-Marie Stamm bedankte sich bei den Mitarbeitern für die Erfahrungsberichte und besonderen Eindrücke des Tages: „Meine Sichtweise auf Haftanstalten und den Alltag von Beschäftigen und Inhaftierten hat sich heute deutlich gewandelt. Ich setze mich für die Resozialisierung von ehemaligen Gefangenen ein. Das kann nur gelingen, wenn auch Menschen außerhalb der Haftmauern dabei mithelfen“, beschreibt die Abgeordnete die gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

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