Die aktuelle Krise vergrößert die Probleme bei Kindern und im Jugendschutz. Lockdowns, Homeoffice und Homeschooling sind zusätzliche Herausforderungen, denen sich Kinderschutz, Jugendämter, Politik etc. stellen müssen. Oft liegt die mediale Aufmerksamkeit auf den Risikogruppen, doch auch Kinder und Jugendliche leiden unter der Pandemie.

„Die Pandemie zeigt, wo die Herausforderungen im Kinderschutz liegen und legt den Finger in die Wunde. Wir wollen den Kinder- und Jugendschutz stärken. Daher hat das Bundeskabinett einen Gesetzesentwurf für ein Kinder- und Jugendstärkungsgesetz beschlossen. Mir ist es wichtig, die Meinungen der heimischen Kinder- und Jugendschützer*innen dazu zu hören. Daher habe ich mich mit den führenden Kinder- und Jugendschützern aus dem Märkischen Kreis, dem Kreis Olpe und dem Kreis Siegen-Wittgenstein in einer Videokonferenz ausgetauscht“, beschreibt es Nezahat Baradari MdB.

Die Kinder- und Jugendschützer*innen sind sich einig, dass gute Vernetzung das A und O in der jetzigen Krisensituation ist. Nur gemeinsam mit den Familien kann Kinder- und Jugendschutz gelingen. „Das Ziel muss es sein, eine Vertrauenskultur zu schaffen. Bisher drängt der Gesetzentwurf die Jugendämter in die Rolle einer Kontrollbehörde“, kritisieren Matthias Reuver und Nathalie Kompernaß von der Stadt Lüdenscheid. „An dieser Stelle muss die Politik noch Überzeugungsarbeit leisten. Gerade die Vernetzung zwischen Jugendhilfe und Gesundheitswesen, Jugendamt und den Hausärzten bietet präventive Potenziale. Die Hausärzte dürfen aber nicht zu einer Kontrollinstanz der Jugendämter werden. Wir brauchen Kooperationsparagraphen und keine Meldeparagraphen“, ergänzt Ansgar Röhrbein, Leiter des Märkischen Kinderschutzzentrums.

Doch auch Positives wird berichtet. Statt jetzt 75 Prozent müssen die Jugendlichen in der Kinder- und Jugendhilfe nur noch maximal 25 Prozent ihres Einkommens aus einem Nebenerwerb oder Ferienjob als Kostenbeteiligung der Kinder- und Jugendhilfe abgeben. „Das ist ein wichtiges Signal für die Jugendlichen und wird sie zu mehr Eigenverantwortung motivieren“, freut sich Wolfgang Langenohl, Einrichtungs- und Fachbereichsleitung des CJD Kreis Siegen-Wittgenstein & Kreis Olpe. Gleichzeitig werden sog. Careleaver eingesetzt, die die junge Menschen nach Entlassung aus der Kinder- und Jugendhilfe in ihrem neuen Leben unterstützen und Hilfe leisten sollen.

„Mit diesem Gesetzentwurf verbessern wir die Chancen junger Menschen mit Unterstützungsbedarf. Das kann nur mit der Hilfe der Experten vor Ort geschehen. Ich bin sehr dankbar für Ihre Einschätzung und verstehe die von Experten geforderten gesetzlichen Nachbesserungen“, fasste es Baradari zusammen. Sie wird die Forderungen mit in die Bundestagsfraktion nehmen und sich erneut mit den Experten in dieser Runde austauschen, versprach die Abgeordnete.

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