Eine glückliche Hand bewies der Attendorner Kulturring in der Auswahl der Künstler für sein 1. Kammerkonzert der Saison 2019/2020. Das „Trio Schmuck“ mit Sayaka Schmuck, Klarinette, Lisa Schumann, Violine und Viola, und Andreas Hering, Klavier, verzauberte die Zuhörer am vergangenen Sonntagnachmittag mit Kammermusik auf höchstem Niveau.
In selbstverständlicher technischer Perfektion faszinierten die drei Musiker von Anbeginn an durch ihre Art des intensiven gemeinsamen Musizierens und durch ihre jugendliche natürliche Ausstrahlung, mit der sie die im Charakter sehr unterschiedlichen Musikstücke präsentierten. Es machte einfach Spaß zuzuhören und die Musik samt Moderation zu genießen.
Das Programm „Von Klassik bis Jazz“ versprach nicht nur viel Abwechslung, sondern war in der Kombination der einzelnen Werke aus verschiedenen Epochen und Stilen hervorragend zusammengestellt. Beide Programmteile wurden durch Kompositionen für Klarinette, Viola und Klavier eingeleitet, zunächst das bekannte „Kegelstatt-Trio“ von W.A. Mozart, dann die „Märchenerzählungen“ op. 132 von Robert Schumann, in der für Schumann ungewöhnlichen Besetzung eines Blas- und Streichinstruments neben dem Klavier möglicherweise in Anlehnung an Mozarts Trio entstanden. Gerade die Verwendung der Klarinette und insbesondere die einer Bratsche mit ihrem weichen Klang entsprach der Intention des Komponisten, mit seiner Musik eine märchenhafte Atmosphäre einzufangen. Diese fast poetische Klangwelt vermochte das Trio eindrücklich zu vermitteln. Nach einem anmutigen Auftakt, durch Triller- und Staccato-Passagen lebhaft verziert, beeindruckten Sayaka Schmuck und Lisa Schumann insbesondere auch im sehr melodiösen, lyrischen Mittelteil durch ihr sehr homogenes Zusammenspiel und die wunderbar warme Klangentfaltung ihrer Instrumente, begleitet vom Klavier.
Als Kontrast zu Mozarts Trio überraschte die für die meisten Zuhörer eher unbekannte H-Dur Fantasie von Ludwig van Beethoven, eine Komposition im Stil einer Improvisation, die niemand so recht mit Beethoven verbunden hätte. Überragend hier der Pianist Andreas Hering, der seine Interpretation der „verrückten“ kompositorischen Ideen so mitreißend gestaltete, dass er mit lang anhaltendem Applaus vom Publikum belohnt wurde. Dieselbe Begeisterung schlug ihm durch sein „Take Five“ von Dave Brubeck/Paul Desmond entgegen, mit dem er auf Schumanns Märchenerzählungen folgend einen abrupten musikalischen Stilwechsel einläutete.
Mit Gershwins „Three Preludes“ ging es in die amerikanische vom Jazz beeinflusste Musik der frühen 20iger Jahre. Die Nähe zu Gershwins symphonischen Kompositionen wie der Rhapsody in Blue war auch in der hier gewählten Fassung der drei Stücke für Klarinette und Klavier unüberhörbar, sehr rhythmusbetont und mit großem Engagement vorgetragen von Sayaka Schmuck und Andreas Hering. Krönender Abschluss dieses Konzertnachmittags war sicherlich der „Frühling“ (Primavera Portena) aus dem Zyklus „Die vier Jahreszeiten“ von Astor Piazzolla, ein Tango zum Zuhören mit wunderbaren Soli der Klarinettistin und der Geigerin Lisa Schumann, die ihre Viola inzwischen gegen ihre Violine eingetauscht hatte.
Das restlos begeisterte Publikum erklatschte sich das stimmungsvolle „Oblivion“ von Piazzolla als Zugabe.